Geldpolitische Instrumente
Die Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen, die die Zentralbank für die Steuerung der Kredit- und Geldversorgung der Wirtschaft und den Geldumlauf nutzt. Das oberste Ziel dabei ist die Währungssicherung bzw. die Erhaltung des Geldwertes (Preisniveaustabilität) im Rahmen der Volkswirtschaft sowie die Kaufkraft-Stabilisierung nach außen. Dies schließt insbesondere die Lenkung der sich im Umlauf befindlichen Geldmenge ein. Der Grund: Einerseits muss Geld so knapp sein, dass der Geldwert nicht sinkt. Auf der anderen Seite muss die Wirtschaft ausreichend mit Geld versorgt werden, damit sämtliche Geldgeschäfte abgewickelt werden können.
Die Steuerung der Geldmenge wird dabei über die Zinspolitik (Beeinflussung der Zinssätze) und über die Liquiditätspolitik(Beeinflussung der Bankenliquidität) vorgenommen. Bis Ende 1998 war die Deutsche Bundesbank in Deutschland Träger der Geldpolitik. Seit 1. November 1999 ist in der EWWU (Europäische Wirtschafts- und Währungsunion) das ESZB (Europäische System der Zentralbanken) mit der EZB (Europäische Zentralbank) für die Geldpolitik verantwortlich.
Damit die EZB ihre Aufgaben erfüllen kann, stehen ihr diverse geldpolitische Mittel der Mindestreservepolitik, der Offenmarktpolitik sowie der ständigen Fazilitäten zur Verfügung, die teilweise der Lombardpolitik (Bundesbank) entsprechen. Die Diskontpolitik (Bundesbank) steht nicht mehr zur Verfügung.
Geldpolitische Instrumente der EZB einfach erklärt
Mit der Geldpolitik verfolgt die EZB grundsätzlich das Ziel, die Inflation in einem Rahmen zwischen 0 und 2 Prozent zu halten. Zusätzlich ist die Zentralbank auch für die Stabilität des Finanzsystems in der kompletten Euro-Zone verantwortlich. Um diese beiden Ziele zu erreichen, nutzen die Währungshüter vor allem drei verschiedene Instrumente:
- Mindestreservepolitik: Sofern Einlagen bei Banken getätigt werden – etwa in Form von Einzahlungen auf Girokonten – können die Kreditinstitute dieses Kapital verwenden, um davon wiederum Kredite zu vergeben. Allerdings schränkt die EZB die Banken hierbei in gewisser Weise ein, denn eine sogenannte Mindestreserve muss bei allen Einlagen direkt bei der Zentralbank geparkt werden. So soll verhindert werden, dass Ausfälle einzelner Kredite zu Kettenreaktionen führen.
- Ständige Fazilitäten: Die ständigen Fazilitäten zählen bereits zu den Leitzinsen, es handelt sich aber um sehr kurzfristig angelegte Kreditgeschäfte. So beschreibt die Spitzenrefinanzierungsfazilität, zu welchem Zinssatz sich Banken über Nacht Geld bei der EZB leihen können. Hingegen erhalten die Banken den Satz der Einlagenfazilität, wenn sie Kapital bei der Bank anlegen.
- Offenmarktpolitik: Der dritte Leitzinssatz – und der am bedeutendste –ist der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz. Im Rahmen der sogenannten Offenmarktpolitik können Banken zu diesem Zinssatz Geld für einen längeren Zeitraum bei der EZB leihen, wobei die Zentralbank als Sicherheit Wertpapiere der Banken kauft.
Wirkung der geldpolitischen Instrumente
Von besonderem Interesse für den Wirtschaftskreislauf ist die sogenannte Offenmarktpolitik. Ist in den Medien vom EZB-Leitzinssatz die Rede, so ist hiermit immer der Hauptrefinanzierungssatz für eben diese Offenmarktgeschäfte gemeint. Der Ablauf eines solchen Geschäfts sieht – vereinfacht dargestellt – wie folgt aus:
- Die EZB legt den Zinssatz für das Zentralbankgeld fest.
- Geschäftsbanken können jetzt angeben, wie viel Zentralbankgeld sie zu diesem Zinssatz gerne leihen würden.
- Anschließend teilt die EZB das vorher geheime Volumen an Zentralbankgeld mit und teilt es anteilig auf die Banken auf.
Hierbei ist vom sogenannten Mengentender zu sprechen, der seit der Finanzkrise 2008 zum Einsatz kommt. Beim Zinstender-Verfahren geben die Banken hingegen Zins- und Volumengebote ab, wobei die EZB nur einen Mindestzins und das angestrebte Volumen angibt.
Von diesen rein technischen Feinheiten ab, zielt das geldpolitische Instrument der Offenmarktpolitik immer (indirekt) darauf ab, die Inflation zu beeinflussen. Der theoretische (!) Musterablauf:
- Die EZB senkt den Leitzins für Offenmarktgeschäfte.
- Für Geschäftsbanken ist es jetzt günstiger, sich Geld bei der EZB zu leihen.
- Dadurch steigt die Nachfrage nach Zentralbankgeld.
- Mit diesem Kapital vergeben Banken jetzt wiederum (günstigere) Kredite an Unternehmen und Haushalte.
- Somit fließt Geld in den Wirtschaftskreislauf, was sowohl zu Wirtschaftswachstum als auch zu mehr Inflation führt.
Entsprechend würde eine Erhöhung der Leitzinsen dafür sorgen, dass die Inflation eingedämmt wird, weil weniger Geld in den Kreislauf fließt.
Insbesondere mit der Offenmarktpolitik kann die EZB indirekt die Geldmenge und damit auch die Inflation der Euro-Zone steuern.
Versagen geldpolitischer Instrumente
Allerdings ist im Zuge der Finanzkrise 2008 ist deutlich geworden, dass der beschriebene Mechanismus längst nicht mehr in Stein gemeißelt ist. Fachleuchte sprachen von einem Versagen geldpolitischer Instrumente. Denn die EZB senkte zwar rapide die Leitzinsen und Geschäftsbanken fragten dieses Kapital auch nach, sie gaben es aber nicht an andere Banken oder Unternehmen weiter. Zu groß war das Misstrauen, dass die potenziellen Kreditnehmer im Zuge der Wirtschaftskrise doch noch in Schieflage geraten würden.
Selbst eine Absenkung des Leitzinses auf Werte von nahe 0 Prozent brachten keinen Erfolg. Trotz der lockeren Anwendung der geldpolitischen Instrumente rutschte die Euro-Zone fast in den Bereich einer Deflation, die aus Sicht der Währungshüter absolut zu verhindern ist. Neben dem großen Vertrauensverlust der Banken in die Wirtschaft bzw. gegenüber anderen Banken gab es ein weiteres Problem: Das Zentralbankgeld war zu günstig. Bei Zinsen von 0,2 oder 0,5 Prozent können die Geschäftsbanken das Kapital einfach als Liquidität halten, weil diese Liquiditätshaltung kaum Geld kostet. Erst ab 2015 – also 7 Jahre nach Lockerung der Geldpolitik – zog die Inflation in Teilen der Euro-Zone wieder an.
Geldpolitische Instrumente – Definition & Erklärung – Zusammenfassung
- Geldpolitische Instrumente dienen der Steuerung der Inflation und der Sicherheit des Finanzsystems
- Zentrale Instrumente sind die Offenmarktpolitik, die ständigen Fazilitäten und die Mindestreserve
- Insbesondere in den Jahren nach 2008 änderte sich der Blick auf klassische Wirkungsmechanismen der geldpolitischen Instrumente
- chevron_right Zinspolitik
- chevron_right Liquiditätspolitik
- chevron_right Mindestreservepolitik
- chevron_right Offenmarktpolitik
- chevron_right Ständige Fazilitäten
- chevron_right Lombardpolitik
- chevron_right Diskontpolitik
whatshot Beliebteste Artikel
- chevron_right Stabliniensystem
- chevron_right BWL Grundlagen
- chevron_right Arten des Kaufvertrages
- chevron_right Wirtschaftskreislauf
- chevron_right Verbrauchsgüter Gebrauchsgüter
- chevron_right Der Markt
- chevron_right Kaufvertrag
- chevron_right VWL Grundlagen
- chevron_right Absolute & komparative Kostenvorteile
- chevron_right Personalwirtschaft