Zinspolitik


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Die Zinspolitik einer Zentralbank zielt weitestgehend darauf ab, für ein stabiles Preisniveau zu sorgen. Vereinfacht gesprochen lässt sich die Geldmenge und damit auch die Inflation durch Zinssenkungen erhöhen, wohingegen Zinserhöhungen für eine Senkung von Geldmenge und Inflation sorgen. Im Euro-Raum ist die EZB für die Zinspolitik zuständig, wobei sie hiermit eine Inflationsrate zwischen 0 und 2 Prozent anstrebt.

Theoretische Auswirkungen der Zinspolitik einer Zentralbank

Merke: Auswirkungen der Zinspolitik

Erhöhungen des Leitzinsens sorgen für eine Reduktion der Inflation und des Wirtschaftswachstums, Senkungen des Leitzinses führen zu einer Erhöhung der Inflation und des Wirtschaftswachstums.

In der Theorie sind die Auswirkungen der Zinspolitik einer Zentralbank recht eindeutig bestimmbar. Zunächst sei der Fall betrachtet, dass die Zentralbank den Leitzins senke:

  1. Es findet eine Zinssenkung statt.
  2. Für Geschäftsbanken ist es jetzt günstiger, sich bei der Zentralbank Geld zu leihen.
  3. Dieses günstige Geld geben sie in Form günstiger Kredite an Unternehmen und andere Banken weiter.
  4. Weil dadurch die Kosten für eine Kreditaufnahme sinken, nehmen die Unternehmen auch tatsächlich mehr Darlehen auf. Das Geld nutzen sie, um Investitionen durchzuführen.
  5. Wiederum hierdurch bedingt steigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, es werden mehr Arbeitnehmer eingestellt und das Wirtschaftswachstum


Durch die Zinspolitik kann die Zentralbank also auch indirekt das Wachstum der Wirtschaft beeinflussen. Allerdings führt ein solches Wachstum auch zwangsweise zu einer gewissen Inflation. Denn die Nachfrage nach neuen Gütern ist deutlich flexibler als das Angebot, was sich folglich in Preiserhöhungen niederschlägt. Erreicht die Inflation dann einen Wert, der von der Zentralbank als zu hoch empfunden wird, führt sie wieder eine Erhöhung der Leitzinsen durch:

  1. Es findet eine Zinserhöhung statt.
  2. Für die Geschäftsbanken wird es teurer, sich Geld bei der Zentralbank zu leihen.
  3. Folglich versiegt der Kreditfluss in gewisser Weise, da es auch für die Unternehmen kostspieliger wird, sich Geld zu leihen.
  4. Nach und nach sinkt daher die Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern wieder, was die Inflationsrate beruhigt.

Instrumente der Zinspolitik

Um genau diese Zinspolitik zu vollziehen, stehen Zentralbanken verschiedene Instrumente zur Verfügung. Insbesondere genutzt werden die sogenannten Hauptrefinanzierungsgeschäfte bzw. die Zinsen hierfür:

  • Alle 14 Tage haben Banken die Möglichkeiten, sich für diesen Zeitraum bei der EZB Geld zu leihen.
  • Als Sicherheit hierfür werden Wertpapiere
  • Erhöht die EZB den Zins für diese Hauptrefinanzierungsgeschäfte, wird weniger Zentralbankgeld nachgefragt, Zinssenkungen führen hingegen zu einer erhöhten Nachfrage.
  • Mit diesem Geld vergeben Banken anschließend Kredite an Wirtschaftssubjekte.


Als Obergrenze für die Geldmarktzinsen nutzt die Zentralbank die sogenannte Spitzenrefinanzierungsfazilität, die Untergrenze stellt die Einlagefazilität dar.

Zinspolitik der EZB

Anders als beispielsweise die amerikanische FED hat die EZB lediglich ein geldpolitisches Ziel: Preisniveaustabilität. Konkret soll die Inflation im Euro-Raum zwischen 0 und 2 Prozent liegen, wobei die obere Grenze zu bevorzugen ist. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass die EZB mit ihrer Zinspolitik durchaus versucht, auch in den herkömmlichen Wirtschaftskreislauf einzugreifen. So wurden die Zinsen beispielsweise im Zuge der Finanzkrise 2008 äußerst drastisch gesenkt, um unter anderem auch finanzschwache Staaten zu stützen. Zudem kaufte die EZB im großen Stil Staatsanleihen, damit beispielsweise Griechenland gerettet werden konnte.

Ebenfalls seit der Finanzkrise 2008 fährt die EZB die sogenannte Niedrigzinspolitik. Wie der Name unschwer vermuten lässt, befinden sich die Leitzinsen in der Euro-Zone auf einem äußerst niedrigen Niveau. Ziel ist es, unter anderem die sehr niedrige Inflation wieder nachhaltig zu erhöhen. Zwischenzeitlich geriet die Währungsunion fast in die Deflation, was stark negative Auswirkungen auf die Wirtschaft gehabt hätte. Gleichzeitig soll mit den geringen Zinsen aber auch die gesamte Wirtschaft gestützt werden.

Merke: Zinspolitik der EZB

Grundsätzlich zielt die Zinspolitik der EZB darauf ab, die Inflation zwischen 0 und 2 Prozent zu halten. Allerdings zeigt sich in der Praxis immer wieder, dass die Währungshüter auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Blick haben.

Versagen der Zinspolitik in der Praxis

So klar die Auswirkungen der Zinspolitik in der Theorie sind, so unklar sind die Effekte häufig in der Praxis. Ein gutes Beispiel hierfür ist ebenfalls die Finanzkrise 2008. Obwohl die EZB die Leitzinsen stark senkte, dauerte es mehrere Jahre, bis die Inflation wieder etwas anzog:

  • Geschäftsbanken liehen sich bei der Zentralbank günstiges Geld, so wie es von der EZB geplant war.
  • Allerdings wurde das Kapital nicht in Kredite investiert, weil die Banken misstrauisch gegenüber anderen Banken und der Wirtschaft an sich waren.
  • Deshalb wurde das Kapital an den Finanzmärkten angelegt oder ganz einfach im Unternehmen gehalten.
  • Die Folge war ein starkes Geldmengenwachstum, mit dem aber kein Anstieg der Inflation einherging.


Darüber hinaus sind der Zinspolitik vor allem nach unten hin Grenzen gesetzt. Negative Leitzinsen können zwar theoretisch veranschlagt werden, die praktischen Folgen sind jedoch mehr als fraglich.

Zinspolitik – Definition & Erklärung – Zusammenfassung

  • Mit der Zinspolitik steuern Zentralbanken die Geldmenge
  • Zinserhöhungen sorgen dabei für eine Senkung der Inflation, Zinssenkungen führen zu einer Erhöhung der Inflation
  • Die EZB fährt seit 2008 die Niedrigzinspolitik
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