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Compliance im Unternehmen: Definition, Risiken, Herausforderungen

Mit der Compliance werden Regeln aufgestellt, die nicht neu sind. Es geht um die Einhaltung von Recht und Gesetz. Die Pflicht bezieht sich auf die Unternehmensführung und die Mitarbeiter, die in diesem Betrieb tätig sind.

Die Compliance-Risiken sind in keinem Unternehmensbereich auszuschließen. Sie beziehen sich z. B. auf den unlauteren Wettbewerb im Marketing, Verstöße gegen umweltrechtliche Vorschriften oder eine nicht ordnungsgemäß geführte Finanzbuchführung.

Ein wichtiges Kriterium sind die Unternehmenskennzahlen. Um diese Risiken zu vermeiden, sieht sich jedes Unternehmen mit bestimmten Herausforderungen konfrontiert. Dies gilt für das Unternehmen selbst ebenso wie für den Homeofficebereich.   

Einführung: Compliance – eine Begriffsbestimmung

Compliance kann wörtlich übersetzt werden mit Rechtskonformität oder Rechtstreue. Die hier verankerten Vorschriften kommen zur Anwendung, wenn ein Verstoß gegen eine gesetzliche Vorgabe festgestellt wird.

Ein bloßer Verdacht reicht schon aus, um dem Image eines Unternehmens einen Schaden zuzufügen. Umso wichtiger ist es deshalb, die Compliance-Risiken zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Im besten Fall installiert das Management ein Compliance-System, das Straftaten und Ordnungswidrigkeiten verhindert. Dies ist mit bestimmten Herausforderungen verbunden, die in erster Linie von der Geschäftsleitung umgesetzt werden müssen. Zielführend ist es, Maßnahmen zu treffen, die die Einhaltung von Recht und Gesetz im gesamten Unternehmen überwachen. Hierzu gehört es auch, dass die Kennzahlen des Unternehmens – z. B. die Finanzkennzahlen oder die Erfolgskennzahlen der Bilanz – wahrheitsgemäß veröffentlicht werden.      

Compliance-Recht: Die gesetzlichen Grundlagen

Für die Compliance-Regeln wurde keine einheitliche rechtliche Grundlage geschaffen. Sie finden sich im öffentlichen Recht ebenso wie im Privatrecht oder im Strafrecht. Hier folgen drei Beispiele für Compliance-Regeln, die in verschiedenen Gesetzen festgehalten sind:

Ein Unternehmen, das im Finanzsektor agiert, verpflichtet sich, die Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes einzuhalten. So müssen börsennotierte Unternehmen nach § 32 WpHG (Wertpapierhandelsgesetz) einen unabhängigen Prüfer bestellen, der die Einhaltung der Gesetze und die Richtigkeit der Unternehmenskennzahlen bescheinigt. Dies bedeutet auch, dass die Grundlagen der Buchhaltung auf einem rechtssicheren Fundament stehen müssen.

Nach § 91 AktG (Aktiengesetz) muss der Vorstand einer AG ein geeignetes Kontrollsystem in dem Unternehmen installieren, welches verhindert, dass der Fortbestand des Unternehmens gefährdet ist. Diese Pflicht bezieht sich nach der allgemein herrschenden Rechtsauffassung auch auf den Geschäftsführer einer GmbH.     

§ 43 GmbHG (GmbH-Gesetz) legt dem Geschäftsführer einer GmbH bestimmte Sorgfaltspflichten auf, die sich auch auf den Unternehmenskennzahlen beziehen. So obliegt es dem Geschäftsführer nach § 43 Absatz 3 GmbHG, den sorgfältigen Umgang mit dem Stammkapital der Gesellschaft zu überwachen.

Compliance-Risiken: Wo drohen die Gefahren für ein Unternehmen?

Compliance-Risiken lassen sich nicht auf einen Unternehmensbereich beschränken. Wer sinnvoll Maßnahmen gegen Rechtsverstöße implementieren möchte, hat insbesondere die folgenden Punkte im Blick:

  • Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz: Arbeitszeitgesetz, Arbeitsschutzvorschriften oder Mindestlohn. Im deutschen Arbeitsrecht gibt es viele Fallen, die einen Verstoß gegen die Compliance-Regeln zur Folge haben.
  • Steuerhinterziehung durch falsche Unternehmenskennzahlen: Durch eine falsche Fremdkapitalrentabilität steht das Unternehmen schlechter dar, als es den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht. Dies legt den Verdacht nahe, dass vorsätzlich Einnahmen vor dem Fiskus verschwiegen wurden.
  • Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung: Wer Mängel in der Geldwäscheprävention nicht beseitigt, wird von der Finanzaufsicht für Bankwesen (BaFIN) gerügt. Hiermit wird ein Verstoß gegen geltendes Compliance-Recht festgestellt. Wer finanzielle Mittel für die Vorbereitung einer terroristischen Aktion bereitstellt, kann nach den Vorschriften des Strafgesetzbuchs geahndet werden. Hierzu zählen z. B. auch Korruptionsstraftaten.
  • Weitere Compliance-Risiken ergeben sich z. B. bei Diskriminierungen, bei Verletzungen gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen oder bei kartellrechtlichen Verstößen.    

Compliance-Herausforderungen: Die richtigen Unternehmenskennzahlen sind entscheidend

Um Compliance-Risiken zu vermeiden, stehen Unternehmen vor diversen Herausforderungen. Sie müssen Maßnahmen entwickeln, mit denen sie gewährleisten, dass Recht und Gesetz in ihrem Einflussbereich eingehalten werden. Im Rechnungswesen gilt es z. B. die folgenden Unternehmenskennzahlen im Blick zu halten:

  • Die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Rechnungswesen – z. B. die Anlagenquote, die Eigenkapitalrentabilität oder die Umsatzrentabilität – geben Auskunft über die Liquidität eines Unternehmens. Sie werden genutzt, um Investoren zu einer Finanzierung von außen zu bewegen.
  • Für den Produktionsbereich eines Unternehmens stehen dem Unternehmen bestimmte Kennzahlen zur Verfügung. Diese dienen dem Unternehmen, um die Einhaltung von Recht und Gesetz während eines Produktionsentstehungsprozesses zu gewährleisten.
  • Ist das Betriebsergebnis positiv oder negativ? An dieser Information ist nicht nur ein potenzieller Investor interessiert. Das Finanzamt setzt auf Basis der Erfolgskennzahlen die Steuern fest.

Um sicherzustellen, dass die Buchführung und die Finanzpraktiken der Unternehmen mit den Compliance-Regeln vereinbar sind, erfüllt das Unternehmen die Compliance-Anforderungen. Diese sehen z. B. vor, dass bei der Erstellung der Buchhaltung und des Jahresabschlusses die Grundsätze einer ordnungsgemäßen Buchhaltung eingehalten werden.

Beispiel

Bei der Aufstellung des Jahresabschlusses muss das Vorsichtsprinzip des § 252 HGB (Handelsgesetzbuch) beachtet werden. Die Vorschrift sieht vor, dass Risiken und drohende Verluste, die bis zum Abschlussstichtag bekannt sind, in der aktuellen Bilanz ausgewiesen werden. Noh nicht realisierte Gewinne dürfen dagegen nicht ausgewiesen werden.

Compliance außerhalb des Unternehmens: Was gilt im Homeoffice?

Die Compliance-Regeln müssen nicht nur in dem Unternehmen selbst eingehalten werden. Befindet sich ein Mitarbeiter im Homeoffice, haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich ebenfalls an Recht und Gesetz zu halten. Hierzu drei Beispiele:

    • Die Tätigkeit im Homeoffice ist arbeitsvertraglich geregelt. Außerdem gibt es eine Compliance-Richtlinie, aus der die Fürsorgepflichten des Arbeitgebers gegenüber seinem Arbeitnehmer hervorgehen.
    • Um den Arbeitnehmer bei einem Arbeitsunfall im häuslichen Bereich abzusichern, wird der betriebliche Versicherungsschutz um diesen Bereich erweitert.
    • Wird ein Mitarbeiter dauerhaft im Homeoffice beschäftigt, steht sein Arbeitsplatz einem anderen Kollegen zur Verfügung. Um die Compliance-Anforderungen für diesen Fall zu beachten, trägt das Unternehmen sämtliche Kosten, die mit der Tätigkeit des Arbeitnehmers im Homeoffice verbunden sind.

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