Zentralverwaltungswirtschaft
Zentralverwaltungswirtschaft verständlich & knapp definiert
Als Zentralverwaltungswirtschaft wird eine Wirtschaftsordnung bezeichnet, bei der alle wesentlichen wirtschaftlichen Entscheidungen von zentralen Instanzen getroffen werden. Das Konzept steht in starkem Gegensatz zur marktwirtschaftlichen Ordnung, die sich gerade durch die Dezentralität ökonomischer Entscheidungen auszeichnet. Synonyme Begriffe für Zentralverwaltungswirtschaft sind Planwirtschaft oder Kommandowirtschaft.- chevron_right Historische Entwicklung der Zentralverwaltungswirtschaft
- chevron_right Unterschiedliche Modelle von Zentralverwaltungswirtschaft
- chevron_right Pro und contra Zentralverwaltungswirtschaft
- chevron_right Zusammenfassung Zentralverwaltungswirtschaft
Historische Entwicklung der Zentralverwaltungswirtschaft

Nach dem Ende der Sowjetunion und dem Zerfallen des Ostblocks ist die Zentralverwaltungswirtschaft de facto zum Auslaufmodell geworden. Russland und die früheren Ostblock-Staaten sind zur Marktwirtschaft übergegangen. In China und in Vietnam besteht zwar nach wie vor eine zentrale wirtschaftliche Steuerung, es haben aber starke marktwirtschaftliche Elemente Einzug gehalten. Hier existieren heute Mischformen von Zentralverwaltungs- und Marktwirtschaft. Nahezu "in Reinform" wird die Zentralverwaltungswirtschaft nur noch in Nordkorea praktiziert.
Unterschiedliche Modelle von Zentralverwaltungswirtschaft
Wegen der historischen Bedeutung wird der Begriff Zentralverwaltungswirtschaft oder Planwirtschaft häufig mit Staatseigentum und Sozialismus bzw. Kommunismus in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich aber nur um eine bestimmte Ausprägung. Zentralverwaltungswirtschaften sind auch bei Erhalt des Privateigentums oder in nicht-sozialistischem Kontext denkbar. Eigentumsbezogen wird unterschieden zwischen:Sind praktisch im Zusammenhang mit Kriegswirtschaften von Bedeutung gewesen. Bei der Kriegswirtschaft übernimmt der Staat eine zentrale Steuerungs- und Lenkungsfunktion, um die knappen Ressourcen auf den Rüstungs- und Kriegsbedarf zu fokussieren. Das Privateigentum bleibt dabei bestehen, die marktwirtschaftliche Ordnung soll nur vorübergehend außer Kraft gesetzt werden. Ein typisches Beispiel für eine Kriegswirtschaft ist Deutschland im Zweiten Weltkrieg.
Bei dieser Form der Planwirtschaft befinden sich die Produktionsmittel nicht im Staatsbesitz, sondern im Gesellschaftseigentum und werden von demokratisch gewählten Räten verwaltet. Ein oberster - ebenfalls gewählter - "Wirtschaftsgeneralrat" entwickelt zentrale Planvorgaben entsprechend den Bedarfsmeldungen der dezentralen Räte. Dieses Rätemodell ist bisher Theorie geblieben, Ansätze zur Verwirklichung finden sich im früheren Jugoslawien unter Tito.
Das ist die typische Erscheinungsform der "realsozialistischen" Planwirtschaft. Eine zentrale Planbehörde ist für die Planung und Steuerung verantwortlich. Industrie und Landwirtschaft befinden sich im Staatsbesitz bzw. im "Volkseigentum".
Pro und contra Zentralverwaltungswirtschaft
Verfechter der Zentralverwaltungswirtschaft - vor allem in der realsozialistischen Form - haben immer wieder angeführt, dass es mit der zentralen Planung und Steuerung besser möglich sei,- die knappen Ressourcen einer Volkswirtschaft gerecht zu verteilen
- eine gleichmäßige und stabile Wirtschaftsentwicklung ohne Konjunkturschwankungen zu gewährleisten
- Investitionen "in die richtige Richtung" zu lenken
- ein nachhaltiges Wachstum zu fördern
Da die Planung in der Zentralwirtschaft immer nur mit Zeitverzug und unvollständiger Information wirtschaftliche Bedürfnisse berücksichtigen kann, kommt es allerdings zwangsläufig zu Disparitäten bei Angebot und Nachfrage von Gütern. Bei politisch festgelegten niedrigen Preisen verschärft sich dieses Problem, die Nachfrage ist dann regelmäßig größer als das Angebot, was zu typischen "Mangelerscheinungen" mit Versorgungslücken führt. Aufgrund des fehlenden privatwirtschaftlichen Gewinnanreizes besteht kein Interesse an einer effizienten Produktion. Zentralverwaltungswirtschaften zeichnen sich daher durch eine niedrigere Produktivität und eine schwächere Innovationskraft aus als Marktwirtschaften. Die Effizienz der Produktionsprozesse und die Wirtschaftsdynamik sind regelmäßig geringer. Das erklärt, warum im "Wettbewerb der Systeme" die Zentralverwaltungswirtschaft letztlich unterliegen musste.
Zusammenfassung Zentralverwaltungswirtschaft
- eine Zentralverwaltungswirtschaft (Planwirtschaft, Kommandowirtschaft) ist eine Wirtschaftsordnung mit zentraler Steuerung und Lenkung der Wirtschaft durch den Staat
- historische Bedeutung erlangten Zentralverwaltungswirtschaften vor allem in Staaten des "real existierenden Sozialismus"
- die realsozialistische Zentralverwaltungswirtschaft ist nur eine Erscheinungsform, andere Ausprägungen sind die Kriegswirtschaft (Erhalt des Privateigentums) und die Rätewirtschaft (Gesellschaftseigentum)
- in der Zentralverwaltungswirtschaft ist der Plan anstelle des Preises das zentrale Steuerungsinstrument. Dies bedeutet fast immer einen Produktivitäts- und Effizienzverlust mit Versorgungslücken
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