Zentralverwaltungswirtschaft


Kurz & einfach erklärt:

Zentralverwaltungswirtschaft verständlich & knapp definiert

Als Zentralverwaltungswirtschaft wird eine Wirtschaftsordnung bezeichnet, bei der alle wesentlichen wirtschaftlichen Entscheidungen von zentralen Instanzen getroffen werden. Das Konzept steht in starkem Gegensatz zur marktwirtschaftlichen Ordnung, die sich gerade durch die Dezentralität ökonomischer Entscheidungen auszeichnet. Synonyme Begriffe für Zentralverwaltungswirtschaft sind Planwirtschaft oder Kommandowirtschaft.
notes Inhalte

Historische Entwicklung der Zentralverwaltungswirtschaft

Zentralverwaltungswirtschaft und ihre Geschichte
Zentralverwaltungswirtschaften sind vor allem für die Staaten des "real existierenden Sozialismus" kennzeichnend gewesen. Als Vorbild diente die Sowjetunion, in der nach der Oktoberrevolution und dem Bürgerkrieg eine zentrale Wirtschaftslenkung mit kompletter Verstaatlichung der Unternehmen und Kollektivierung der Landwirtschaft verwirklicht wurde. Die zentrale Planung und Steuerung sollte vor allem dazu dienen, den industriellen Rückstand des ehemaligen Russischen Reiches aufzuholen. Außerdem wurden damit Grundgedanken und -prinzipien des Marxismus umgesetzt. Nach dem sowjetischen Modell wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Zentralverwaltungswirtschaften auch in den Ostblock-Staaten und in weiteren kommunistischen Ländern (China, Nordkorea, Vietnam, Albanien, Kuba) etabliert.

Nach dem Ende der Sowjetunion und dem Zerfallen des Ostblocks ist die Zentralverwaltungswirtschaft de facto zum Auslaufmodell geworden. Russland und die früheren Ostblock-Staaten sind zur Marktwirtschaft übergegangen. In China und in Vietnam besteht zwar nach wie vor eine zentrale wirtschaftliche Steuerung, es haben aber starke marktwirtschaftliche Elemente Einzug gehalten. Hier existieren heute Mischformen von Zentralverwaltungs- und Marktwirtschaft. Nahezu "in Reinform" wird die Zentralverwaltungswirtschaft nur noch in Nordkorea praktiziert.

Unterschiedliche Modelle von Zentralverwaltungswirtschaft

Wegen der historischen Bedeutung wird der Begriff Zentralverwaltungswirtschaft oder Planwirtschaft häufig mit Staatseigentum und Sozialismus bzw. Kommunismus in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich aber nur um eine bestimmte Ausprägung. Zentralverwaltungswirtschaften sind auch bei Erhalt des Privateigentums oder in nicht-sozialistischem Kontext denkbar. Eigentumsbezogen wird unterschieden zwischen:
Zentralverwaltungswirtschaften mit Erhalt des Privateigentums

Sind praktisch im Zusammenhang mit Kriegswirtschaften von Bedeutung gewesen. Bei der Kriegswirtschaft übernimmt der Staat eine zentrale Steuerungs- und Lenkungsfunktion, um die knappen Ressourcen auf den Rüstungs- und Kriegsbedarf zu fokussieren. Das Privateigentum bleibt dabei bestehen, die marktwirtschaftliche Ordnung soll nur vorübergehend außer Kraft gesetzt werden. Ein typisches Beispiel für eine Kriegswirtschaft ist Deutschland im Zweiten Weltkrieg.

Zentralverwaltungswirtschaften mit gesellschaftlichem Eigentum

Bei dieser Form der Planwirtschaft befinden sich die Produktionsmittel nicht im Staatsbesitz, sondern im Gesellschaftseigentum und werden von demokratisch gewählten Räten verwaltet. Ein oberster - ebenfalls gewählter - "Wirtschaftsgeneralrat" entwickelt zentrale Planvorgaben entsprechend den Bedarfsmeldungen der dezentralen Räte. Dieses Rätemodell ist bisher Theorie geblieben, Ansätze zur Verwirklichung finden sich im früheren Jugoslawien unter Tito.

Zentralverwaltungswirtschaften mit Staatseigentum

Das ist die typische Erscheinungsform der "realsozialistischen" Planwirtschaft. Eine zentrale Planbehörde ist für die Planung und Steuerung verantwortlich. Industrie und Landwirtschaft befinden sich im Staatsbesitz bzw. im "Volkseigentum".

Pro und contra Zentralverwaltungswirtschaft

Verfechter der Zentralverwaltungswirtschaft - vor allem in der realsozialistischen Form - haben immer wieder angeführt, dass es mit der zentralen Planung und Steuerung besser möglich sei,

  • die knappen Ressourcen einer Volkswirtschaft gerecht zu verteilen
  • eine gleichmäßige und stabile Wirtschaftsentwicklung ohne Konjunkturschwankungen zu gewährleisten
  • Investitionen "in die richtige Richtung" zu lenken
  • ein nachhaltiges Wachstum zu fördern
Um diese Ziele zu erreichen, tritt in der Zentralverwaltungswirtschaft an die Stelle der Steuerung und Koordinierung über den Preis der Plan, der von einer staatlichen Planbehörde festgelegt und auf die einzelnen Unternehmen mit Plansoll-Vorgaben heruntergebrochen wird. Der Preis verliert in einem solchen System seine Bedeutung, insbesondere spiegelt er nicht mehr die Knappheit von Gütern wider. Er hat allenfalls noch eine politische Funktion.
Disparitäten bei Angebot und Nachfrage

Da die Planung in der Zentralwirtschaft immer nur mit Zeitverzug und unvollständiger Information wirtschaftliche Bedürfnisse berücksichtigen kann, kommt es allerdings zwangsläufig zu Disparitäten bei Angebot und Nachfrage von Gütern. Bei politisch festgelegten niedrigen Preisen verschärft sich dieses Problem, die Nachfrage ist dann regelmäßig größer als das Angebot, was zu typischen "Mangelerscheinungen" mit Versorgungslücken führt. Aufgrund des fehlenden privatwirtschaftlichen Gewinnanreizes besteht kein Interesse an einer effizienten Produktion. Zentralverwaltungswirtschaften zeichnen sich daher durch eine niedrigere Produktivität und eine schwächere Innovationskraft aus als Marktwirtschaften. Die Effizienz der Produktionsprozesse und die Wirtschaftsdynamik sind regelmäßig geringer. Das erklärt, warum im "Wettbewerb der Systeme" die Zentralverwaltungswirtschaft letztlich unterliegen musste.

Zusammenfassung Zentralverwaltungswirtschaft

  • eine Zentralverwaltungswirtschaft (Planwirtschaft, Kommandowirtschaft) ist eine Wirtschaftsordnung mit zentraler Steuerung und Lenkung der Wirtschaft durch den Staat
  • historische Bedeutung erlangten Zentralverwaltungswirtschaften vor allem in Staaten des "real existierenden Sozialismus"
  • die realsozialistische Zentralverwaltungswirtschaft ist nur eine Erscheinungsform, andere Ausprägungen sind die Kriegswirtschaft (Erhalt des Privateigentums) und die Rätewirtschaft (Gesellschaftseigentum)
  • in der Zentralverwaltungswirtschaft ist der Plan anstelle des Preises das zentrale Steuerungsinstrument. Dies bedeutet fast immer einen Produktivitäts- und Effizienzverlust mit Versorgungslücken

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