Zahlungsverzug


Kurz & einfach erklärt:

Zahlungsverzug verständlich & knapp definiert

Beim Zahlungsverzug handelt es sich um ein unzuverlässiges sowie widerrechtliches Verhalten eines Zahlungspflichtigen. Von Zahlungsverzug kann dann gesprochen werden, wenn eine Rechnung für eine Ware oder eine Leistung durch Lieferschein bzw. ähnliche Dokumente untermauert werden kann und zudem keine Willenserklärung über einen Sachmangel bzw. ein Garantiefall vorliegt mit dem der Schuldner die Zahlung korrekt kürzen kann.
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Der Zahlungsverzug hat enorme Auswirkungen auf die Bilanz und die Erfolgsrechnung

Insbesondere viele Privatkunden machen sich bei der zu späten Bezahlung einer Rechnung viel zu wenig Gedanken über die dahinter stehenden betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge. Während der Umsatz eine eindeutig definierbare Zahl (Währungseinheiten pro Monat/Quartal oder Jahr) ist muss man sich dem Zahlungsverzug über verschiedene Kennziffern nähern.

Der Zahlungsverzug kann wie folgt ausgedrückt werden:

  • Durchschnittliche Überschreitung des gewährten Zahlungsziels in Tagen
  • Vergleich der Gesamtsumme der offenen Forderungen an Kunden innerhalb des Zahlungsziels gegenüber den "zeitlich überzogenen" Forderungen
  • Geplante Kapitalbindung gegenüber der tatsächlichen Kapitalbindung in Forderungen gegenüber Kunden
Insbesondere in der Gründungsphase eines Unternehmens ist der Zahlungsverzug eines der häufig unterschätzten Themen. Während Löhne und Gehälter jeweils noch im selben Monat fällig sind, lassen sich Kunden oft wochenlang mit der Bezahlung Zeit. Damit entsteht ein erheblicher Zwischenfinanzierungsbedarf, der insbesondere bei einer schwachen Eigenkapitalausstattung existenzbedrohend werden kann. Stichwort dazu: Kreditklemme

Die Rechenwerke der Unternehmen verändern sich durch Zahlungsverzug von Kunden deutlich. Manche Kennzahlen sehen schlechter aus, als sie eigentlich müssten:

  • Die Eigenkapitalquote sinkt unter anderem deshalb, weil das Unternehmen weniger Liquidität hat als ihm eigentlich zustehen würde. Die entgegengesetzt gerichtete Kennzahl Fremdkapitalquote/Fremdfinanzierung steigt.
  • Die Forderungen an Kunden steigen. Dieser Wert kann sogar unter den Vergleichswert der Branche sinken, Analysten könnten von einer schwächeren Marktposition oder -stellung ausgehen wenn die Kunden erst erheblich später bezahlen.
  • Unter Umständen kann auch das Wachstum des Unternehmens beeinflusst werden, wenn zu wenig Liquidität für den Kauf von Waren oder Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen fehlen.

Der Zahlungsverzug gilt immer noch als Kavaliersdelikt - auch zwischen Unternehmern oder bei öffentlichen Auftraggebern

Der Zahlungsverzug gilt als Kavaliersdelikt
Am deutlichsten werden die Auswirkungen des Zahlungsverzugs in kapitalintensiven Branchen. Die Bauindustrie moniert in entsprechenden Pressemitteilungen immer wieder nicht nur die Zahlungsmoral der Privatunternehmen, sondern auch der öffentlichen Hand. So würden mehr als ein Drittel der Unternehmen länger auf die Begleichung öffentlicher Bauaufträge warten als vereinbart.

Auch zwischen Unternehmen ist die Zahlungsmoral oft leider nicht die Beste. der Zahlungsverzug wird auch deshalb angefeuert, weil das einige Tage oder Wochen später zahlen in Deutschland immer noch als Kavaliersdelikt gilt. Meist senden die Unternehmen die erste und zweite Mahnung beinahe kostenlos, erst später wird das gerichtliche Mahnverfahren gestartet.

Ist die Rechnung schließlich bezahlt, so braucht der Spätzahler keine weiteren Maßnahmen fürchten. Anders als zu schnelles Fahren ist der Zahlungsverzug nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit.

Selbst wenn ein Kunde niemals vor hatte zu bezahlen, so muss ihm der Lieferant dies erst nachweisen. Erst dann wäre der Zahlungsverzug als Eingehungsbetrug oder Kreditkartenbetrug strafbar - dazu muss die kriminelle Absicht aber erst zweifelsfrei belegt werden.

Aus diesem Grund bleibt der Zahlungsverzug leider auch ein ständiges Dauerthema in den Unternehmen, auch die Niedrigzinsphase hat die Zahlungsmoral nicht wesentlich verbessert.

Umfangreiches Maßnahmenbündel zur Prognose und Vermeidung von Zahlungsverzug

Der Zahlungsverzug kann sowohl im Mittelstand, als auch bei größeren Unternehmen (beispielsweise im Online-Handel) nicht nur kostenauslösend, sondern unter Umständen existenzbedrohend werden. Insbesondere unter Berücksichtigung der Netto-Margen von nur wenigen Prozentpunkten kann der massive und gleichzeitige Zahlungsverzug von vielen Kunden die aktuelle Liquidität auf oder unter Null drücken. Das Unternehmen könnte zur Zwischenfinanzierung gezwungen werden und wäre im schlimmsten Fall sogar trotz eines eigentlich gesunden Geschäftsbetriebs kurzfristig selber nicht zahlungsfähig.

Deshalb ergreifen viele Unternehmen proaktiv Maßnahmen zur Reduzierung der Wahrscheinlichkeit und des Umfangs von Zahlungsverzug:

  • Erstellen einer vergleichenden Gegenüberstellung des tatsächlichen Bezahlungstages gegenüber dem Fälligkeitsdatum
  • Datenaustauch mit anderen Unternehmen bzw. Wirtschaftsauskunfteien über positive und negative Zahlungserfahrungen
  • Berücksichtigung des möglichen Zahlungsverzugs oder Komplettausfalls einer Forderung beim Angebot von Zahlungsweisen insbesondere im B2C-Geschäft. Neukunden werden zur Vermeidung des Zahlungsverzugs oftmals nur mit sicheren Zahlungsarten wie Vorkasse, PayPal oder Kreditkartentransaktionen bedient.
Der Zahlungsverzug ist auch deshalb als kritisch anzusehen, weil er oftmals einen fließenden Übergang zum Zahlungsausfall hat bzw. ein Frühindikator für fehlende Zahlungsfähigkeit sein kann.

Zusammenfassung

  • Der Zahlungsverzug durch Kunden belastet die Kennzahlen jedes Unternehmens und bindet zudem Ressourcen
  • Die sinkende Zahlungsmoral mancher Privatkunden beginnt beim Ausprobieren des Zahlungsverzugs und geht bis hin zu Bestellungen deren Bezahlung nie beabsichtigt gewesen ist
  • Unternehmen können sich gegen den Zahlungsverzug sowohl durch sichere Zahlungsarten, als auch den Komplettverkauf der Forderungen an spezialisierte Unternehmen wehren (Factoring, Forderungsverkauf)

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