Ordoliberalismus


Kurz & einfach erklärt:

Ordoliberalismus verständlich & knapp definiert

Als Ordoliberalismus wird eine wirtschaftspolitische Grundauffassung verstanden, nach der der Staat den Rahmen für eine funktionierende marktwirtschaftliche Ordnung setzt, sich aber bei unmittelbaren Eingriffen in das Wirtschaftsgeschehen auf ein Minimum beschränken soll. Der Begriff des Ordoliberalismus ist eng mit der sogenannten "Freiburger Schule" verknüpft, einer in den 1930er Jahren begründeten Forschungsgemeinschaft von Nationalökonomen und Juristen an der Universität Freiburg. Auf den ordoliberalen Prinzipien der Freiburger Schule fußt die Leitidee der Sozialen Marktwirtschaft, die bis heute die Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland prägt. Dabei wird die Rolle des Staates allerdings weiter gefasst als ursprünglich im Ordoliberalismus.
notes Inhalte
Begründer des Ordoliberalismus
Als Begründer, Vordenker und Haupt-Protagonist des Ordoliberalismus gilt der Ökonom Walter Eucken, der ab 1927 bis zu seinem Tod 1950 Wirtschaftprofessor an der Freiburger Universität war. Weitere wichtige Vertreter sind Franz Böhm, Hans Großmann-Doerth und Leonhard Miksch. Erfinder des Begriffs und des Konzepts "Soziale Marktwirtschaft" ist Alfred Müller-Armack, ein - nicht zur Freiburger Schule gehörender, aber von ihr beeinflusster - deutscher Nationalökonom. Als enger Mitarbeiter von Ludwig Erhard war er in den 1950er Jahren maßgeblich an der wirtschaftspolitischen Umsetzung der Sozialen Marktwirtschaft beteiligt. Bis heute ist der Name Ludwig Erhards, des ersten Wirtschaftsministers der Bundesrepublik, eng mit dem Leitgedanken der Sozialen Marktwirtschaft verknüpft.

Antwort auf Laissez-Faire-Liberalismus und Staatsinterventionismus

Negative Erfahrungen mit dem vor allem im 19. Jahrhundert propagierten Laissez-Faire-Liberalismus (oft auch als Manchester-Liberalismus bezeichnet) und Formen des Staatsinterventionismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bewogen die Vertreter der Freiburger Schule dazu, einen ordnungspolitischen Gegenentwurf zu beiden Extremen zu entwickeln. Beim Laissez-Faire-Liberalismus wird auf eine möglichst ungehemmte Entfaltung der Marktkräfte mit minimalen Eingriffen des Staates gesetzt. Beim Staatsinterventionismus greift der Staat dagegen direkt steuernd in das Wirtschaftsgeschehen ein, zum Teil auch als Wirtschaftsakteur. Die Tendenz zum Staatsinterventionismus zeigte sich in den 1930er Jahren in vielen westlichen Ländern als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise. Im nationalsozialistischen Deutschland war sie besonders stark ausgeprägt.

Wesentliche Elemente des Ordoliberalismus

Der Ordoliberalismus kann in diesem Sinne auch als Abgrenzung zur nationalsozialistischen (Wirtschafts-)Politik verstanden werden. Das gilt umso mehr, als Walter Eucken und seine Mitstreiter "Freiheit" - das Prinzip des Liberalismus - nie nur rein wirtschaftsbezogen, sondern auch politisch und persönlich verstanden. Ein zentraler Gegenstand des Ordoliberalismus ist der Ordo-Gedanke. Unter Ordo wird ein durch die Politik gesetzter Rahmen verstanden, innerhalb dessen sich ein funktionierender Wettbewerb entfalten kann. Ein möglichst unbehinderter Wettbewerb soll dabei für effiziente Wirtschaftsprozesse sorgen und einen maximalen Wohlstand bewirken.

Über die Rahmensetzung hinaus soll sich der Staat wirtschaftlicher Betätigung möglichst enthalten. Lediglich in einigen besonderen Bereichen (Sozialpolitik, Verteilungspolitik, Arbeitsmarktpolitik, Wettbewerbspolitik usw.) wird dem Staat eine stärker regulierende Funktion zugestanden. Diese müssen sich aber im Einklang mit der Wirtschaftsordnung befinden und dürfen nicht interventionistisch erfolgen. Privateigentum, freier Marktzugang, Vertragsfreiheit sowie die Preisbildung über Angebot und Nachfrage gehören zu den Grundbedingungen des Ordoliberalismus. Vom Staat als Rahmensetzer wird eine konstante und verlässliche Wirtschaftspolitik verlangt. Der Geld- und Währungspolitik wird dabei - mit dem Ziel der Geldwertstabilität - der Vorzug vor der Finanzpolitik gegeben. Verantwortung und Haftung für das eigene Tun sind dem Ordoliberalismus wichtig und die unverzichtbare "Kehrseite" der Freiheit.

Ordoliberalismus und Soziale Marktwirtschaft

Im Konzept der sozialen Marktwirtschaft tritt der Staat nicht nur als Rahmensetzer für die Wirtschaft auf, er soll auch als Korrektiv dienen, wo der Wettbewerb zu sozialen Ungerechtigkeiten führt. In diesem Sinn werden dem Staat aktive Eingriffe in das Marktgeschehen zugestanden, um Wettbewerbsprozesse wohlstandsfördernd zu ergänzen und zu korrigieren. Dies kann durch sozialpolitische, arbeitsmarktpolitische und konjunkturpolitische Maßnahmen erfolgen und bezieht sich in starkem Maße auf die Finanzpolitik. Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs soll dadurch aber nicht beeinträchtigt oder gar unterbunden werden, die Grundprinzipien des Ordoliberalismus gelten auch für die Soziale Marktwirtschaft. Der soziale Aspekt wird aber wesentlich stärker betont als beim Ordoliberalismus "in Reinform". In welchem Umfang der Staat in das Wirtschaftgeschehen eingreifen darf und soll, ist bis heute umstritten und Gegenstand der wirtschafts- und sozialpolitischen Auseinandersetzung. Die Grenzen zum Staatsinterventionismus sind manchmal fließend.

Zusammenfassung Ordoliberalismus

  • der Ordoliberalismus ist eine wirtschaftspolitische Grundauffassung, nach der der Staat den Ordnungsrahmen für die Wirtschaft setzen soll, sich aber ansonsten weitgehend Eingriffen in das Wirtschaftsgeschehen enthält
  • das Konzept des Ordoliberalismus wurde in den 1930er Jahren in Deutschland von Ökonomen und Juristen der Freiburger Schule entwickelt
  • im Rahmen des Leitbildes des Sozialen Marktwirtschaft weiterentwickelt und modifiziert ist der Ordoliberalismus bis heute für die Wirtschaftspolitik in Deutschland relevant

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