Kapitalmarkttheorie


Kurz & einfach erklärt:

Kapitalmarkttheorie verständlich & knapp definiert

Kapitalmarkttheorie dient als Oberbegriff für verschiedene Theorien und daran angeschlossene Szenarien, welche einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Risiko und Ertrag herstellen. Insbesondere werden in der Kapitalmarkttheorie verschiedene Produkte des Kapital- und Geldmarkts beleuchtet. Entstanden ist die Kapitalmarkttheorie, unabhängig in welcher Ausführung, aus der Portfoliotheorie. Diese wiederum wurde in den 1950er-Jahren durch den Amerikaner Harry Max Markowitz definiert.
notes Inhalte

Hintergedanken der Kapitalmarkttheorie

In der englischen Sprache wird die Kapitalmarkttheorie als "CAPM" abgekürzt, was für "Capital Asset Pricing Model" steht. Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich um eine Weiterentwicklung der auch heute noch angewandten Portfoliotheorie. Um die Kapitalmarkttheorie zu verstehen, muss eben diese Portfoliotheorie kurz erklärt und verstanden werden. Sie besagt vereinfacht ausgedrückt, dass sich Anleger höhere Renditen durch ein hohes Risiko erkaufen müssen, frei nach dem Motto "Nur wer wagt, der gewinnt". Zugleich besagt die Portfoliotheorie auch, dass eine Diversifikation (Streuung) der Anlagen das effektive Risiko minimieren kann. Diese Praxis wird auch heute noch beibehalten. Im Volksmund bedeutet das, es werden nicht alle "Eier in einen Korb gelegt" oder "nicht alles auf ein Pferd" gesetzt. Stattdessen erfolgt eine Streuung auf verschiedene Anlagen, um das Risiko der Einzelnen zu minimieren.

Die Kapitalmarkttheorie ergänzt diese Erklärung um weitere Antworten zu häufigen Fragen, so beispielsweise:

  • Welche Risiken sind Anleger gewillt einzugehen?
  • Wie muss der Markt (zum Beispiel ein Unternehmen) das verbleibende Risiko vergüten?
  • Welche Auswirkungen hat das auf die Realpreise?
Elementar für diese Theorie ist der Umstand, dass Renditen und einzelne Finanzprodukte nicht in einem Vakuum betrachtet werden. Viel mehr wird auf theoretische Art und Weise angenommen, dass sich der Finanz- und Kapitalmarkt in einem ständigen Gleichgewicht befindet und alle darin partizipierenden Anleger ein identisches Maß an Risikoanteilen besitzen. Beim Portfolio ist folglich nicht das einzelne Produkt entscheidend, sondern lediglich die Aufteilung zwischen Produkten die eher risikobehaftet sind und solchen, die kein (ein sehr geringes) Risiko mit sich bringen.

Unterscheidung zwischen den Varianten der Kapitalmarkttheorie

Wie immer bei derartigen theoretischen Konzepten werden diese kontinuierlich verändert und weiterentwickelt. Die ursprüngliche Form dient für Experten und Ökonomen oftmals als Grundlage, um diese um ihre eigenen Ansichten oder ausgewählte Faktoren zu ergänzen, so wie es auch bei der Kapitalmarkttheorie geschehen ist. Selbst die heutzutage als "klassische" Variante bezeichnete Kapitalmarkttheorie wurde durch mehr als ein Dutzend Ökonomen beeinflusst, weiterhin leiteten sich davon unzählige Modelle und verwandte Theorien ab.
Die klassische Variante

Die klassische Variante besagt, dass alle Marktteilnehmer ständig die gleichen Informationen zur Verfügung haben, wodurch automatisch ein fairer Preis für ein Finanzprodukt gebildet wird. Schwankungen im Preis, die natürlich weiterhin in der Praxis auftreten können, sind dem Zufall oder unvorhersehbaren Ereignissen geschuldet. Ebenso wird durch diese Theorie abgeleitet, dass effektiv das Risiko eines Portfolios nur dadurch bestimmt wird, für "wie viele" (in Prozent zum Gesamtvolumen) risikobehaftete Anlagen sich ein Anleger entscheidet.

Andere Kapitalmarkttheorien

Weitere Kapitalmarkttheorien werden unter anderem als "neoklassisch" oder als "Optionspreistheorie" bezeichnet. Die "Mikrostrukturtheorie" fällt ebenfalls unter die Kapitalmarkttheorien.

Unterschied zwischen Theorie und Praxis

Theorie und Praxis der Kapitalmarkttheorie
Insbesondere in der freien Wirtschaft sind oftmals gravierende Unterschiede zwischen theoretischen Modellen und der Realität festzustellen. Die Kapitalmarkttheorie bildet hierbei keine Ausnahme. Unterschiedliche Faktoren aus der Praxis sind nicht mit den theoretischen Ansätzen und den idealtypischen Zuständen, die die Kapitalmarkttheorie vorgibt, vereinbar. Als prominente Beispiele sind beispielsweise die Irrationalität von (privaten) Anlegern, Emotionen, Liquidationskosten, Asymmetrien in der Kommunikation und Informationsbeschaffung und Transaktionskosten zu nennen.

Insbesondere der Umstand, dass vor allem private Anleger ihre Entscheidungen maßgeblich durch Emotionen leiten lassen, weshalb diese als irrational zu bewerten sind, wirkt entgegen dem eigentlichen Leitbild der Kapitalmarkttheorie. Auch die Asymmetrien in der Informationsbeschaffung sind nicht zu vernachlässigen, denn zweifelsfrei existieren am Markt viele "Insider", welche wesentlich früher als Kleinanleger an elementare Informationen gelangen und damit entsprechend früher darauf reagieren können. Selbst unter den Kleinanlegern existieren noch Unterschiede, je nachdem wie gewillt jemand ist, sich auf derartige Informationsströme einzulassen, diese rational zu bewerten und sich aktiv mit dem Markt zu befassen.

Deshalb sollte die Kapitalmarkttheorie auch konsequent als ein theoretisches Abbild der Mikroökonomie verstanden werden, was in der Realität wie beschrieben aber nicht oder nur in eingeschränkter und abgewandelter Form auftritt.

Zusammenfassung "Kapitalmarkttheorie"

  • Oberbegriff für mehrere Theorien, die über Jahrzehnte entwickelt und verändert worden
  • stellt Zusammenhang zwischen Risiko und Ertrag her
  • unterstellt einen symmetrischen Informationsfluss, der in der Realität nicht gegeben ist
  • baute auf der ursprünglichen, auch heute noch angewandten Portfoliotheorie auf

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