Informeller Sektor


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Der informelle Sektor bezeichnet jenen Teil des Arbeitsmarktes, der in keiner offiziellen Statistik auftaucht. In Entwicklungsländern stellt der informelle Sektor einen wichtigen Teil der Volkswirtschaft dar. In industrialisierten Ländern versteht man darunter den legalen Teil der Schattenwirtschaft, der nicht zur Schwarzarbeit gehört. Da sich der informelle Arbeitsmarkt den üblichen Kontrollen entzieht, ist er kein Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts.

Der informelle Sektor in der Dritten Welt

In Nordafrika und Lateinamerika zählen rund 50 Prozent der arbeitenden Bevölkerung zum informellen Sektor. In Schwarzafrika und manchen Staaten Asiens sind es mehr als zwei Drittel.


Zu den typischen Tätigkeiten des informellen Sektors in den Entwicklungsländern gehören Müllsammler und -verwerter, fliegende Händler und Lastenträger. Der Lohn für diese Arbeiten ist äußerst gering, die Arbeitsbedingungen denkbar schlecht.


Dennoch akzeptieren die Betroffenen diese Umstände, da ihnen mangels Ausbildung und Kapital die Alternativen fehlen. Die spärlichen Einkünfte sind notwendig, um das Überleben sicherzustellen.

Situation in Deutschland

In Industrieländern wie Deutschland ist der Beruf der Hausfrau ein klassisches Beispiel für einen Job des informellen Sektors. Aber auch selbstständige Kleinstunternehmer wie zum Beispiel die Inhaber von Kiosken sind dem Bereich oftmals zuzuordnen. Diese Betriebe werden häufig als Familienunternehmen geführt, ohne dass für die einzelnen Personen ein Arbeitsvertrag oder eine soziale Absicherung existiert.

Kennzeichen des informellen Sektors

Typische Merkmale des informellen Sektors sind beispielsweise selbstständige Beschäftigungsmodelle, bei denen der Unternehmer keine Rechtsform wählt, sondern als Privatperson tätig wird. Es existiert keine Trennung zwischen Kapital und Arbeit. Arbeitsverträge sind unüblich.


Dadurch hat der Staat keine Möglichkeit zur Kontrolle. Arbeitnehmerrechte wie Mindestlohn, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kündigungs- oder Arbeitsschutz lassen sich nicht gewährleisten. Zudem zahlen die Betroffenen kaum Gelder in die Kassen der Sozial- und Krankenversicherungen ein.

Folgen für die betroffenen Menschen

Der informelle Sektor ist fast zwangsläufig mit geringen Einkünften verbunden. Die Betroffenen gehören folglich vorwiegend der Unterschicht an. Angesichts fehlender Absicherung und Vorsorge unterliegen diese Personen zudem einem permanenten Armutsrisiko.


Da die Betroffenen sich kaum aus eigenen Mitteln aus der Situation befreien können, verfestigen sich in vielen Fällen die Strukturen. Leidtragende sind die Kinder, die vom Bildungs- und Gesundheitssystem ausgeschlossen sind. Die Chance, dass auch diese Generation im informellen Sektor landet, ist enorm hoch.

Auswirkungen auf die Volkswirtschaft

Der informelle Sektor gilt als Niedrigproduktivitätssektor. Dies hat für die gesamte Volkswirtschaft drastische Konsequenzen. Da dieser Sektor kein Kapital anhäuft, wirkt sich dies negativ auf die Konsummöglichkeiten, den Wohlstand und das Wachstum der Volkswirtschaft aus.


Der informelle Sektor ist fast ausschließlich auf den Dienstleistungsbereich beschränkt und damit im Binnenmarkt verankert. Dadurch schrumpfen die Exporterlöse und die Importe von Investitionsgütern.


Zudem fallen die Teilnehmer des informellen Sektors als Beitragszahler für Sozial- und Steuerkassen nahezu aus. Dieser Umstand mindert die Fähigkeit des Staates, mittels Investitionen die Wirtschaft anzukurbeln oder die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Vorteil des informellen Sektors

Der einzige Vorteil des informellen Sektors liegt darin begründet, dass er bei einem Überschuss an Arbeitskräften selbstregulierend eingreift. Er schafft ein System der Grundversorgung, mit deren Hilfe das Überleben einer Gesellschaft in Krisenzeiten sichergestellt ist.

Zusammenfassung Informeller Sektor:

  • entzieht sich der staatlichen Kontrolle
  • erwirtschaftet keine Überschüsse und zahlt keine Beiträge in Sozialsysteme
  • Arbeitsverhältnisse ohne jeglichen Arbeitnehmerschutz
  • typisch für Entwicklungsländer

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