Fiskalismus


Kurz & einfach erklärt:

Fiskalismus verständlich & knapp definiert

Als Fiskalismus wird eine wirtschaftspolitischer Ansatz bezeichnet, bei dem dem Staat eine zentrale Funktion beim Erhalt der wirtschaftlichen Stabilität und beim Ausgleich von konjunkturellen Schwankungen zukommt. Als wesentliches Instrument dient dabei die Fiskalpolitik - die systematische Steuerung von Steuereinnahmen und Staatsausgaben zur Erreichung gesamtwirtschaftlicher Ziele. Der Fiskalismus steht in starkem Gegensatz zum Monetarismus. Dessen Vertreter räumen der Fiskalpolitik allenfalls eine nachgeordnete Bedeutung ein, Hauptinstrument der Wirtschaftspolitik ist die Geldpolitik.
notes Inhalte

In der klassischen Nationalökonomie gibt es weder für Fiskalismus noch für Monetarismus eine Grundlage. Danach hängt das Wirtschaftsgeschehen ausschließlich von realen Größen ab, Produktivitätsfortschritte und das Angebot von Gütern bestimmen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Dem Staat kommt dabei lediglich die Rolle zu, den ordnungspolitischen Rahmen zu setzen und sich ansonsten auf seine Kernaufgaben zu beschränken. Fiskalpolitik bedeutet hier letztlich, für einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu sorgen. Auch für Monetarismus gibt es für "Klassiker" keine Rechtfertigung, denn Geld stellt nach dieser Auffassung nur einen Schleier dar und hat keinen Einfluss auf die Realwirtschaft. Monetaristische Steuerungsversuche müssen daher letztlich wirkungslos verpuffen.

Synonyme Begriffe - Fiskalismus und Keynesianismus

Fiskalismus und Keynesianismus häufig synonym verwendet
Als "Urvater" des Fiskalismus kann der britische Ökonom John Maynard Keynes gelten. Er entwickelte seine theoretischen Vorstellungen in den 1930er Jahren und war dabei durch die Weltwirtschaftskrise geprägt, die ab 1929 viele Volkswirtschaften in eine tiefe Rezession gestürzt hatte. In der Krise hatte das Rezept der Klassiker, auf Abwarten und die Selbstheilungskräfte der Marktwirtschaft zu setzen, offenkundig versagt. Die Theorien von Keynes und die daraus abgeleiteten wirtschaftspolitischen Empfehlungen können als Gegenentwurf zur Klassik verstanden werden und werden auch als Keynesianismus bezeichnet - ein Begriff, der häufig synonym für Fiskalismus verwandt wird.

Antizyklische Fiskalpolitik zur Stabilisierung der Nachfrage

Nach Keynes wird die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere die Entwicklung von Produktion und Beschäftigung, maßgeblich durch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bestimmt. Diese neigt zur Instabilität, was vor allem durch starke Schwankungen der Investitionsgüter-Nachfrage erklärt wird. Die Investitionsgüter-Nachfrage hängt für Keynes wesentlich von zukunftsbezogenen Renditeerwartungen ab, die wegen der inhärenten Unsicherheit künftiger Entwicklungen zwangsläufig instabil ist. Das erklärt die Nachfrage-Schwankungen. Diese Schwankungen strahlen auch auf andere Wirtschaftsbereiche aus und vervielfältigen sich dabei (Multiplikator-Effekt). Dadurch entstehen Konjunktkurzyklen, im Extremfall kommt es zur Rezession.

Um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stabilisieren, soll der Staat nach Keynes in konjunkturellen "Schwäche-Phasen" durch verstärkte Investitionen die Investitionslücke schließen und diese ggf. mit Schulden finanzieren. Entsprechend wird in Boom-Phasen staatliche Zurückhaltung verbunden mit Schuldenabbau verlangt. Es soll also eine antizyklische Finanz- und Wirtschaftspolitik betrieben werden. Keynes setzt dabei nicht alleine auf die Fiskalpolitik, sondern erkennt der Geldpolitik durchaus eine Rolle zu, zum Beispiel im Rahmen der Zinspolitik. Es gebe aber Konstellationen, in denen die Geldpolitik versage und auch bei niedrigsten Zinsen keine Investitionsimpulse mehr ausgelöst werden (Liquiditätsfalle). Dann helfe nur vermehrte staatliche Investitionstätigkeit.

Fiskalismus in Deutschland und anderswo

Die Ideen des Fiskalismus bzw. Keynesianismus beeinflussten vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg die Wirtschaftspolitik in den westlichen Industriestaaten. In der Bundesrepublik Deutschland stieß das Konzept zunächst auf Ablehnung. Unter der Ägide von Ludwig Erhard war die Wirtschaftspolitik stark durch den Ordoliberalismus der "Freiburger Schule" und die Leitidee der Sozialen Marktwirtschaft bestimmt. Danach wurden die Keynesianischen Empfehlungen eher als unzulässige staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen und als Interventionismus gesehen.

Eine Wende kam mit der ersten Rezession in der Bundesrepublik in den 1960er Jahren. Die Große Koalition unter Bundeskanzler Kiesinger setzte erstmals auf das Keynesianische Rezept. Es wurde im Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes sogar gesetzlich verankert. Seine "Blütezeit" erlebte der Fiskalismus in den 1970er Jahren in Zeiten der sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt und Helmut Schmidt. Dabei zeigten sich aber auch die Grenzen seiner Wirksamkeit und unerwünschte Phänomene wie "Stagflation". Ein Grundproblem bei der praktischen Anwendung des Fiskalismus ist, dass der geforderte Schuldenabbau in Boom-Phasen in der Praxis nur unzureichend gelingt. Das führt zu einer steigenden Staatsverschuldung mit verengten staatlichen Handlungsspielräumen in Folge. Spätestens ab den 1980er Jahren wurde der Fiskalismus in der Wirtschaftspolitik durch wieder stärker monetaristische Konzepte abgelöst.

Zusammenfassung Fiskalismus

  • Fiskalismus ist ein wirtschaftspolitischer Ansatz, der bei der Steuerung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auf eine antizyklische Fiskalpolitik setzt
  • als Begründer des Fiskalismus gilt der britische Ökonom John Maynard Keynes, weswegen häufig statt Fiskalismus auch von Keynesianismus gesprochen wird
  • der Fiskalismus hatte nach dem Zweiten Weltkrieg in vielen westlichen Industriestaaten große Bedeutung, in Deutschland vor allem während der Zeit der ersten Großen Koalition und in der sozialliberalen Ära

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