Effektenbörse


Kurz & einfach erklärt:

Effektenbörse verständlich & knapp definiert

Die Effektenbörse ist der Marktplatz an dem Wertpapiere wie Aktien, Zinspapiere und ähnliches gehandelt werden. Sie ist gekennzeichnet durch ein hohes Ausmaß an Standardisierung und durch das Vorhandensein einer Kursbildungsfunktion: Zwischen An- und Verkäufer steht die Börse als neutraler Platz, um einen angemessenen, marktgerechten Kurs zu finden. Jede Effektenbörse verfügt zudem über ein Clearing-Haus bzw. eine Abrechnungsfunktion, die sozusagen als Brücke zwischen den depotführenden Banken bzw. Brokern und der Gegenpartei funktioniert. In Deutschland war früher die Wertpapierbörse in Frankfurt marktführend, seit der Privatisierung sind aber viele neue Börsenplätze hinzugekommen.
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Die wesentlichen Funktionen der Effektenbörse im Überblick

Die Funktionsweise einer Effektenbörse lässt sich am Besten anhand des Handels einer oder mehrerer Aktienarten von großen Aktiengesellschaften aus dem Index DAX30 (-> Aktienindex, sh. dort) zeigen: Während das Gesamtstammkapital (also die Aktienanzahl und deren Nennwert) beispielsweise der großen Autobauer über die Jahre unverändert bleiben ist während der Börsenzeiten ein laufender Handel möglich. So wechseln minütlich oft auch größere Positionen von 1.000 Stück oder mehr den Eigentümer ohne dass die Aktien bei BMW & Co. zurückgegeben werden.

Der Verkauf und Kauf von Wertpapieren läuft dann wie folgt ab:

  • Die Effektenbörse sammelt die Kauf. und Verkaufsaufträge, die die Anlegerinnen und Anleger über Direktbroker und Bank aufgegeben haben.
  • Für jede Wertpapiergattung wird ein Orderbuch mit der jeweils gewünschten Anzahl und auch Preisvorgaben erstellt.
  • Die Effektenbörse bringt dann die Orders zusammen und stellt die entsprechenden Belege bzw. Vorlagen für die Umbuchung der Wertpapiere und des Kaufpreises aus
  • Die Effektenbörse behandelt alle Marktteilnehmer gleich und handelt gem. Definition als ehrlicher Makler. Dies gilt insbesondere seitdem auch Anleger kleinere Aktienpakete im variablen Handel handeln können und nicht mehr nur auf eine Kursstellung angewiesen sind, die zu festen Terminen stattfinden
  • Da die Orders immer nur über zugelassene Marktteilnehmer geleitet werden sorgt die Börse auch indirekt dafür, dass alle Orders durch entsprechende Gegenwerte oder Garantien abgedeckt sind.
Die Hauptfunktion der Effektenbörse ist also das Ermöglichen des Handels mit Wertpapieren. Wenn man sich nicht auf die reine Handelsfunktion fokussiert, dann kann auch verdeutlicht werden, dass die Effektenbörse wesentlich zur Finanzierung von Unternehmen un ddamit auch dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen dient: Ohne sie müssten sich Akltionäre zu einer mehrjährigen Haltedauer verpflichten und könnten sich nicht sekündlich sowie spontan von ihren Wertpapieren trennen oder spontan eine Position eröffnen.

Die Effektenbörse ist damit Fristentransformation pur: Positionen können sowohl jahrelang gehalten werden, als auch nur für wenige Sekunden.

Von der Staatsbehörde zu den Privatunternehmen: Die Effektenbörsen im Wandel

Im Lauf der Zeit hat sich auch der Blick auf die Effektenbörse gewandelt: Exemplarisch dafür die Entwicklung der Frankfurter Wertpapierbörse. Sie wurde Ende des 16. Jahrhunderts gegründet und konnte zu Recht als staatliche Institution betrachtet werden: Sie befand sich im Besitz der öffentlichen Hand. Die Menschen, die dort die verbindlichen Wertpapierkurse stellten, wurden als amtliche Kursmakler bezeichnet.

Diese Sichtweise änderte sich erst im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts: Die Märkte sollten im Rahmen der Deregulierung möglichst weitgehend von als unnötig angesehenen bürokratischen Fesseln befreit werden. Die Deutsche Börse wurde im Jahr 1992 privatisiert und Privatanleger konnten erstmals 2001 in diese Aktie investieren. In der Folge stand die Deutsche Börse AG mit ihren Handelssystemen zwar weiterhin unter der staatlichen Marktaufsicht, konnte sich aber in operativen Dingen exakt wie ein Privatunternehmen bewegen.

In der Folge dieser Privatisierung ist das frühere staatliche Monopol auf den Betrieb von Börsenplätzen gefallen und die traditionellen Effektenbörsen in Deutschland wie Bremen, Hamburg, München oder Stuttgart verloren auch bedingt durch die Digitalisierung Handelsvolumina. Stattdessen handeln viele Anleger inzwischen über vollkommen private Börsenplätze wie die Baaderbank, den Broker Lang& Schwarz, die Tradegate AG oder das LiveTrading von Wertpapieremissionshäusern (wie beispielsweise Citibank, Commerzbank, Deutsche Bank etc.). Das insgesamt steigende Börsenhandelsvolumen verteilt sich damit auf eine größere Anzahl an Börsenplätze.

Die Effektenbörse als Investment: Vom Staatseigentum in Privathand

Am Beispiel der Deutschen Börse lässt sich auch zeigen, ob ein Investment in eine Effektenbörse langfristig sinnvoll sein könnte. Im Februar 2001 wurde die Aktie zu 335 Euro ausgegeben. Nach einem Aktiensplit von 1:10 würde sich ein rechnerischer Einstiegskurs von 33,50 Euro ergeben. Inzwischen notiert die Aktie seit Monaten stabil im dreistelligen Bereich, unter Einrechnung der Dividende ergibt sich in der historischen, rückwirkenden Betrachtung eine attraktive Anlagechance. Die Privatisierung der Effektenbörsen bot deshalb nicht nur chancen für neue Anbieter, sondern auch für die Anleger.

Zusammenfassung

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass sich insbesondere seit den 90er-Jahren die Welt der Effektenbörsen im stetigen Wandel befindet. Privatisierung und Deregulierung ermöglichten neue Chancen - sind aber ohne zuverlässige Marktplätze nicht möglich. Die Hauptmerkmale von Effektenbörsen - im Inland und Ausland - sind:

  • Sie sind die neutralen Vermittler bzw. Makler zwischen Käufern und Verkäufern von Wertpapieren.
  • Sie stellen eine stabile sowie vertrauenswürdige Abrechnungsinfrastruktur zur Verfügung.
  • Bei Anmeldung und Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden können geeignete Privatunternehmen (wie Banken) auch als Effektenbörse auftreten.
  • Manche Effektenbörsen sind selber börsengehandelt und werden wie andere Aktien auch bewertet.

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