Der Leverage-Effekt (positiv & negativ)


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Einführung: Erklärung vom Leverage-Effekt 

Zum Verständnis von englischen (Fach-) Begriffen hilft es enorm, wenn man sich diese einfach ins Deutsche übersetzt. Und das wollen wir zu Beginn mit dem "Leverage Effekt" auch machen.

Leverage_Effekt_Hebelwirkung_Effekt

Leverage-Effekt bedeutet also Hebelwirkung-Effekt.

Speziell geht es um die Hebelwirkung, die das Fremdkapital (z.B. Kredite) eines Unternehmens auf dessen Eigenkapitalrentabilität auswirkt. Ein positiver Leverage-Effekt wäre also erreicht, wenn durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital die Eigenkapitalrentabilität gesteigert werden könnte.
Achtung: Für die Aufnahme von Fremdkapital fallen Kosten an, etwa Zinsen und sonstige Gebühren. Diese Kosten müssen geringer sein, als die Gesamtkapitalrentabilität.

Anders gesagt, die Rendite, die das Unternehmen durch die Aufnahme des zusätzlichen Kapitals erwirtschaftet, muss über den Kosten liegen, die des Fremdkapitals verursacht. Sollte diese Situation vom Unternehmen realisiert werden können, liegt ein positiver Leverage-Effekt vor.

Begrenzt wird dieser Leverage-Effekt etwa durch

  • Beschränkte Möglichkeiten zur Kreditaufnahme, etwa weil Sicherheiten zur Absicherung des Kredites fehlen. Das Unternehmen bekommt also von keiner Bank mehr einen Kredit.
  • Steigende Zinsen des Fremdkapitals, wenn die Verschuldung eines Unternehmens (oder auch einer Privatperson) immer höher wird. In der Regel werden die Zinsen höher, wenn auch die Kreditsumme eines Unternehmens höher wird, weil das Kreditausfallrisiko (das Unternehmen kann den Kredit nicht zurückzahlen) für die Bank steigt.
  • Keine Investitionsmöglichkeiten. Das Unternehmen findet am Markt keine Möglichkeiten in Innovationen (neue Produkte oder Dienstleistungen) zu investieren und hat damit auch keine Chancen Gewinne zu realisieren. In einem solchen Fall macht die Aufnahme von Krediten natürlich keinen Sinn.

Beispiel 1 - Positiver Leverage-Effekt

Das Unternehmen DJ-Metalery stellt Stahlrohre für den Bau von Brücken und den Hochhausbau her. Die Produkte werden international vermarktet. Das Unternehmen verfügt über Gesamtkapital (GK) i.H.v. 5.000.000 Euro, das ausschließlich aus dem Eigenkapital (EK) der Anteilseigner finanziert ist. Die 5.000.000,00 Euro GK sind in Maschinen angelegt, die für die Produktion der Stahlrohre benötigt werden.

Die Aktiva / Passiva Gegenüberstellung sieht wie folgt aus.
Aktiva   Passiva
Anlagevermögen (Maschinen) 5.000.000,00 Eigenkapital 5.000.000,00

  • Die Maschinen werden jährlich mit vier Prozent (4 %) abgeschrieben. Diese Abschreibungswerte stellen für das Unternehmen Kosten in Höhe von 200.000,00 Euro (=5.000.000,00 * 4 %) dar.
  • Personalkosten entstehen in Höhe von 50.000,00 Euro pro Jahr.
  • Weil sich das Unternehmen am Markt einen guten Namen erarbeitet hat, konnte es einen Umsatz in Höhe von 1.250.000,00 Euro (das entspricht 25 %, weil 1.250.000,00/5.000.000,00 = 25%) erzielen.
Berechnen wir nun in einer (verkürzten) Gewinn- und Verlustrechnung den Gewinn des Unternehmens:

Umsatz (aus Vermietungen) 1.250.000,00
- Abschreibungen (Kosten) 200.000,00
- Personalkosten (Kosten) 50.000,00
--------------------------- -----------------------
Gewinn 1.000.000,00
Nun bestimmen wir die Eigenkapitalrentabilität mit der Formel



  Gewinn
Eigenkapitalrentabilität -----------------------
  Eigenkapital



  1.000.000
Eigenkapitalrentabilität ----------------------- = 0,2 = 20 %
  5.000.000


Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass in dem o.a. Beispiel das Eigenkapital gleich dem Gesamtkapital (EK = GK) ist. Zusätzliches Fremdkapital ist nicht vorhanden und auch in der Aktiva-Passiva Gegenüberstellung nicht ersichtlich.

Weil die Zinsen aufgrund der aktuellen Geldpolitik niedrig und Kredite für Unternehmen zu kostengünstigen zwei Prozent (2 %) aufgenommen werden können, entschließt sich die DJ Metalery eine weitere Maschine für 2.000.000,00 Euro zu erwerben, die komplett fremdfinanziert wird.
Aufgrund dessen, das der Staat wegen der aktuellen Wirtschaftspolitik kräftig Autobahnen und sonstige Strecken saniert, kann die DJ-Metalery pro Jahr zusätzlich 375.000,00 Euro zusätzlichen Umsatz realisieren. Auch die neue Maschine wird mit 4 % abgeschrieben, Personalkosten entstehen zusätzlich i.H.v. 12.000,00 Euro für die Bedienung der Maschine.

Berechnen wir nun ebenfalls in einer (verkürzten) Gewinn- und Verlustrechnung den aus dem Fremdkapital resultierenden Gewinn:

Umsatz (aus Produktion) 375.000,00
- Abschreibungen (Kosten) 80.000,00
- Zinskosten 40.000,00
- Personalkosten (Kosten) 10.000,00
--------------------------- -----------------------
Gewinn 245.000,00


Wir berechnen die neue Eigenkapitalrentabilität gem. der Formel



  Gewinn
Eigenkapitalrentabilität -----------------------
  Eigenkapital



  1.000.000 + 245.000
Eigenkapitalrentabilität ----------------------- = 0,249 = 24,9 %
  5.000.000


Der positive Leverage Effekt liegt in diesem Falle bei 4,9 %, weil die neue EK-Rentabilität (24,9%) abzüglich der alten EK-Rentabilität (20%) einen positiven Differenzbetrag i.H.v. eben 4,9 % ergibt.
Einfache Zusammenfassung des Beispiels

Im Beispiel entstehen dem Unternehmen Kosten für das Fremdkapital i.H.v. 40.000,00 Euro. Allerdings steht ein Gewinn i.H.v. 245.000,00 Euro gegenüber, der allein durch die Aufnahme des zusätzlichen Fremdkapitals realisiert werden konnte.
⇒ Die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital hat sich für das Unternehmen gerechnet.

Beispiel 2 - Positiver Leverage-Effekt

Das Unternehmen DJ-Immobilienmanagement verfügt in den Städten Frankfurt, München und Hamburg über mehrere Immobilien im Gesamtwert von 3.000.000 Euro, die ausschließlich aus dem Eigenkapital der Anteilseigner finanziert sind, damit sieht Aktiva / Passiva Gegenüberstellung wie folgt aus.

Aktiva   Passiva
Anlagevermögen (Gebäude) 3.000.000,00 Eigenkapital 3.000.000,00

  • Die Immobilien werden jährlich mit drei Prozent (3 %) abgeschrieben. Diese Abschreibungswerte stellen für das Unternehmen Kosten dar in Höhe von 90.000,00 Euro (3.000.000,00 / 100 * 3).
  • Personalkosten entstehen in Höhe von 25.000,00 pro Jahr.
  • Durch Vermietung der Immobilien werden Umsätze in Höhe von 420.000,00 Euro erzielt.
Berechnen wir nun in einer (verkürzten) Gewinn- und Verlustrechnung den Gewinn des Unternehmens:

Umsatz (aus Vermietungen) 420.000,00
- Abschreibungen (Kosten) 25.000,00
- Personalkosten (Kosten) 305.000,00
--------------------------- -----------------------
Gewinn 1.000.000,00


Nun bestimmen wir die Eigenkapitalrentabilität mit der Formel



  Gewinn
Eigenkapitalrentabilität -----------------------
  Eigenkapital



  305.000
Eigenkapitalrentabilität ----------------------- = 0,1016 = 10,17 %
  3.000.000


Aufgrund dessen, dass die Zinsen aufgrund der aktuellen Geldpolitik niedrig sind und Kredite für Unternehmen damit kostengünstig (aktuell 1,75 %) aufgenommen werden können, entschließt sich das DJ-Immobilienmanagement eine weitere Immobilie in Berlin für 2.000.000,00 Euro in einer guten Wohngegend zu erwerben, die komplett fremdfinanziert wird.
Auch die Immobilie wird zu 3 Prozent abgeschrieben, Personalkosten entstehen zusätzlich i.H.v. 10.000,00 Euro für die Verwaltung der Immobilie.
Berlin ist eine Stadt mit Wohnraumknappheit, sodass mit der Vermietung der Immobilie 340.000,00 Euro erzielt werden können.

Berechnen wir nun in einer (verkürzten) Gewinn- und Verlustrechnung den zusätzlichen Gewinn des Unternehmens:

Umsatz (aus Vermietungen) 340.000,00
- Abschreibungen (Kosten) 60.000,00
- Zinskosten (= 2.000.000*1,75% = ) 35.000,00
- Personalkosten (Kosten) 10.000,00
--------------------------- -----------------------
Gewinn 235.000,00


Nun bestimmen wir die neue Eigenkapitalrentabilität mit der Formel



  Gewinn
Eigenkapitalrentabilität -----------------------
  Eigenkapital



  305.000 + 235.000
Eigenkapitalrentabilität ----------------------- = 0,18 = 18 %
  3.000.000


Der positive Leverage-Effekt liegt in diesem Falle bei 7,83 %, weil die Differenz zwischen der ersten EK-Rentabilität 10,17 und der zweiten EK Rentabilität 18 % eben genau diese 7,83 %, ausmacht.

Einfache Zusammenfassung des Beispiels

Im Beispiel entstehen dem Unternehmen Kosten für das Fremdkapital i.H.v. 35.000,00 Euro. Allerdings steht ein Gewinn i.H.v. 235.000,00 Euro gegenüber, der allein durch die Aufnahme des zusätzlichen Fremdkapitals realisiert werden konnte.
⇒ Die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital hat sich für das Unternehmen gerechnet.

Beispiel 3 – Ganz einfaches Beispiel zum positiven Leverage-Effekt

Ein Unternehmen verfügt ins Gesamt über 2.000.000,00 Euro Gesamtkapital. Dieses Gesamtkapital besteht zu 1.200.000,00 aus Eigenkapital und zu 800.000,00 aus Fremdkapital.

Für das Fremdkapital sind aktuell 4 % Fremdkapitalverzinsung aufzubringen. Am Markt kann das Unternehmen einen Umsatz durch Investition unterschiedlicher Art i.H.v. 10 % realisieren.

Berechnung der Erträge: Eigenkapital 1.200.000,00 * 9 % = 108.000,00
  Fremdkapital 800.000,00 * 9% = 72.000,00
Berechnung der Kosten Fremdkapital 800.000,00 * 4% = 32.000,00



  108.000,00 + 72.000,00 - 32.000,00
Eigenkapitalrentabilität ---------------------------------------------- = 0,123 = 12,3 %
  1.200.000,00


Werden zu gleichen Bedingungen weitere 200.000,00 Euro Fremdkapital aufgenommen, entsteht die neue Situation

Berechnung der Erträge: Eigenkapital 1.200.000,00 * 9 % = 108.000,00
  Fremdkapital 800.000,00 * 9% = 72.000,00
  Fremdkapital 200.000,00 * 9% = 18.000,00
Berechnung der Kosten Fremdkapital 800.000,00 * 4% = 32.000,00
  Fremdkapital 200.000,00 * 4% = 8.000,00



  108.000,00 + 72.000,00 + 18.000,00 - 32.000,00 - 8.000,00
Eigenkapitalrentabilität ----------------------------------------------------------------------------- = 0,1317 = 13,17 %
  1.200.000,00


Auch in diesem Fall haben wir einen positiven Leverage-Effekt von 0,87 %, weil 13,17 % EK – 12,3 % EK = 0,87 % positiven Leverage Effekt ergibt.

Einfache Zusammenfassung des Beispiels

Im Beispiel entstehen dem Unternehmen Kosten für das Fremdkapital i.H.v. 8.000,00 Euro. Allerdings steht ein Gewinn i.H.v. 10.000,00 Euro (18.000,00 Ertrag - 8.000,00 Kosten) gegenüber, der allein durch die Aufnahme des zusätzlichen Fremdkapitals realisiert werden konnte.
⇒ Die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital hat sich für das Unternehmen gerechnet.

Beispiel 4 - Ganz einfaches zum negativen Leverage-Effekt

Ein mittelständisches Unternehmen verfügt über 500.000,00 Euro Eigenkapital. Am Markt realisiert es 10.000,00 Umsatz durch seine Aktivitäten.
Wir bestimmen die Eigenkapitalrentabilität
  10.000,00
Eigenkapitalrentabilität -------------------- = 0,02 = 2 %
  500.000,00


Das Unternehmen vermutet neue Marktchancen und nimmt deswegen 150.000,00 Fremdkapital zu 4 % Fremdkapitalverzinsung auf. Leider lassen sich am Markt doch nur die bekannten 2 % an Verzinsung realisieren.

Berechnung der Erträge: Eigenkapital 500.000,00 * 2 % = 10.000,00
  Fremdkapital 150.000,00 * 2% = 3.000,00
Berechnung der Kosten Fremdkapital 150.000,00 * 4% = 6.000,00



  10.000,00 + 3.000,00 - 6.000,00
Eigenkapitalrentabilität ---------------------------------------------- = 0,014 = 1,4 %
  500.000,00


In diesem Beispiel haben wir einen negativen Leverage-Effekt von 0,6 %, weil die Eigenkapitalverzinsung durch die Aufnahme des zusätzlichen Fremdkapitals von 2 % auf 1,4 %, also um diese 0,6 % sinkt.
Einfache Zusammenfassung des Beispiels

m Beispiel entstehen dem Unternehmen Kosten für das Fremdkapital i.H.v. 6.000,00 Euro. Außerdem ist zusätzlich ein Verlusst i.H.v. 3.000,00 Euro (3.000,00 Ertrag - 6.000,00 Kosten) entstanden, der allein durch die Aufnahme des zusätzlichen Fremdkapitals verursacht wurde.
⇒ Die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital hat sich für das Unternehmen nicht gerechnet.

Zusammenfassung des Artikel – Kurz und Knapp

Die Beispiele haben gezeigt, dass ein positiver Leverage-Effekt immer dann erreicht wird, wenn durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital die Eigenkapitalrentabilität steigt. Das kann allerdings nur erreicht werden, wenn die zusätzlichen Erträge des Fremdkapitals die zusätzlichen Kosten des Fremdkapitals übersteigen. Beispiele 1-3 haben das gezeigt. Im Beispiel 4 entsteht ein negativer Leverage-Effekt.
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