Eigenfinanzierung


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Auch den Begriff der „Eigenfinanzierung“ kann man in seine Bestandteile zerlegen, um dessen Bedeutung erschließen zu können. Der Begriff besteht aus den Worten „Eigen“ und „Finanzierung“. Speziell bei der Eigenfinanzierung im Sinne der Außenfinanzierung geht es um die Finanzierung von Investitionsvorhaben durch die Eigentümer. Im obigen Beispiel wurde ein solches Szenario bei der Investition in eine neue CNC-Maschine dargestellt.

Eine weitere Möglichkeit ist es z.B. bei einer Aktiengesellschaft (AG) Anteile des Unternehmens in Form von Aktien auszugeben. Durch das Erwerben dieser Aktien können die Käufer eine Eigentümerstellung erlangen, da sie sich durch die Aktien Anteile am Unternehmen gekauft haben. Durch diesen Kauf der Anteile fließt Geld von außen in das Unternehmen.

Die Eigenschaften der Eigenfinanzierung

Zu den Merkmalen der Eigenfinanzierung gehört:

  • dass das Geld langfristig im Unternehmen bleibt
  • dass das Unternehmen durch keine Rückzahlungsverpflichtung des Kapitals an die Aktionäre oder Anteilseigner bzw. Eigentümer belastet ist. Hinweis: Allerdings erwarten diese Geldgeber für ihre Geldeinlagen, etwa im Sinne der Eigenkapitaleinlagen bei Personengesellschaften bzw. beim Erwerb von Aktien bei Kapitalgesellschaften eine entsprechende Verzinsung ihres zur Verfügung gestellten Kapitals. Besonders die Aktionäre haben die Aktien erworben, um damit eine entsprechende Rendite zu erzielen. Diese Rendite kann nur erzielt werden, wenn das Unternehmen entsprechende Gewinne erwirtschaftet.
  • dass die Eigentümer des Unternehmens sowohl am Gewinn, aber auch am Verlust des Unternehmens finanziell beteiligt werden. Erklärung: Hier kann direkt an den Hinweis des letzten Punktes angeknüpft werden. Wenn ein Unternehmen gute Gewinne erwirtschaftet und diese Gewinn auch an die Anteilseigner in Form der Aktionäre oder Eigentümer ausschüttet, erhalten diese auch eine positive Rendite. Genauso ist es aber auch im umgekehrten Fall. Wenn ein Unternehmen Verluste verursacht, sinkt i.d.R. auch der Wert der Aktien. Damit kann also ein Anleger, der in Aktien investiert auch sein in Aktien angelegtes Geld verlieren.
  • dass je nach Art der Unternehmensrechtsform (GmbH, OHG, AG, Einzelunternehmen) die Anteilseigner entweder Vollhafter sind, d.h. mit ihrem kompletten Vermögen haften (i.d.R. bei OHG, Einzelunternehmen) oder ob sie nur Teilhafter sind bzw. nur beschränkt haften (z.B. GmbH). Die Anteilseigner bei AGs haften mit ihren Einlagen. Erklärung: Hat ein Anleger Aktien von einem Unternehmen gekauft, so nennt man ihn Anteilseigner. Sofern der Anteilseigner, welcher auch als Aktionär bezeichnet werden kann, Aktien im Wert von 1.000,00 Euro gekauft hat und verlieren diese Aktien komplett den Wert, dann hat er seine in Aktien angelegten 1.000,00 Euro verloren. Er haftet also mit dem von ihm angelegten Geld.
  • dass die Eigenkapitalgeber Mitspracherechte in der Unternehmensleitung haben.

Vorteile der Eigenfinanzierung

  • Durch diese Art der Finanzierung, ist das Unternehmen unabhängiger gegenüber Kreditinstituten. Das Geld fließt schließlich von anderen externen Quellen (Eigentümer, Anteilseigner bzw. Aktionären) in das Unternehmen.
  • Die Eigenkapitalquote des Unternehmens nimmt zu. Damit nimmt auch die Haftungssubstanz des Unternehmens zu, was zur Folge hat, dass das Unternehmen nun leichter Kredite erhält, wenn es diese benötigt. Diese Kredite erhält es, weil durch die vorhandene Haftungssubstanz auch entsprechende Sicherheiten vorhanden sind.
  • Durch die Erhöhung des Eigenkapitals wird das Unternehmen allgemein unabhängiger gegenüber Banken bzw. anderen Geldgebern. Es ist durch die hohe Eigenkapitalquote nicht bei jeder Kleinigkeit auf die Inanspruchnahme von Krediten bzw. die Zusammenarbeit mit Banken angewiesen.
  • Das Risiko der Zahlungsunfähigkeit nimmt ab, weil die Gewinnausschüttung an die Anteilseigner bzw. Eigentümer unterbleiben kann. Bei Krediten fallen eine regelmäßige Rate sowie regelmäßige Zinszahlungen an, das ist bei Kapital welches aus der Eigenfinanzierung bezogen wurde, nicht der Fall.
    Kleines Beispiel: Die FLJ-Design-Wood finanziert einen Lieferwagen durch Kapitaleinlagen der Eigentümer. Das Unternehmen ist nicht verpflichtet, an die Eigentümer dieses Geld schnellstmöglich und in regelmäßigen Raten incl. Verzinsung zurückzuzahlen. Hätte die FLJ-Design-Wood das Geld bei einer Bank über einen Kredit bezogen, so wäre die Schreinerei monatlich zu Zahlung einer Rate an die Bank verpflichtet um den Kredit zu bedienen. Käme die FLJ-Design-Wood nun– aus welchen Gründen auch immer - in Zahlungsschwierigkeiten, so hätte sie im Falle der Eigenfinanzierung keinen Zwang eine monatliche Rate zu entrichten. Im Falle der Finanzierung über einen Kredit würde dieser Zwang hingegen bestehen.

Nachteile der Innenfinanzierung

  • Ein entscheidender Nachteil aus betriebswirtschaftlicher Hinsicht ist der, dass die auszuschüttenden Gewinne nicht steuerlich vom eigentlichen Gewinn abgezogen werden können, um damit die Steuerlast zu mindern. Zinsaufwendungen für Kredite können hingegen vom Gewinn abgezogen werden, um die Steuerlast zu mindern.
    Kleines Zahlenbeispiel: Ein Holzlieferant der FLJ-Design-Wood hat einen Umsatz von 1.800.000,00 Euro erzielt. In dem letzten Geschäftsjahr musste er für das Sägewerk eine neue vollautomatisierte Kreissäge für die Bretterfertigung anschaffen, für die Kosten i.H.v. 250.000,00 Euro angefallen sind.

    In der folgenden Übersicht ist dargestellt, wie sich der Gewinn, einmal im Rahmen der Eigenfinanzierung und einmal im Rahmen der Kreditfinanzierung verhält.

    Eigenfinanzierung Kreditfinanzierung im Sinne der Fremdfinanzierung
    Umsatz 1.800.000,00 € 1.800.000,00 €
    Kosten 1.660.000,00 € 1.670.000,00 €
    Gewinn v. Steuer 140.000,00 € 130.000,00 €


    Im der Übersicht wird davon ausgegangen, dass die Zinsaufwendungen im Rahmen der Kreditfinanzierung 10.000,00 Euro betragen, daher sind die Kosten in diesem Falle auch um 10.000,00 Euro höher. Diese 10.000,00 Euro können, genau wie alle anderen Aufwendungen vom Umsatz abgezogen werden. Daher ergibt sich ein um 10.000,00 Euro reduzierter Gewinn vor Steuern, der dann noch besteuert werden muss. Durch die Absenkung des Gewinns sinkt die zu zahlende Steuerlast für das Unternehmen.
  • Die Kosten für die Kapitalbeschaffung können auch höher sein. Aktionäre erwarten i.d.R. eine höhere Rendite für ihre Kapitaleinlage, weil sie auch mit dem Risiko des Verlustes „leben müssen“.

    Beispiel: Ein Anleger möchte 10.000,00 Euro anlegen. Die Bank bietet ihm dafür ein festverzinsliches Wertpapier i.H.v. 1,3 % Zinsen an. Der Zinssatz ist garantiert, die Einlage ist sicher. Alternativ werden dem Anleger Aktien von einem Unternehmen empfohlen, welches als Zulieferer in der Automobilindustrie tätig ist und bis dato immer eine Renditeausschüttung von 5 % erzielt hat. Das zweite Angebot klingt natürlich verlockender, aber ist auch risikoreicher. Würde das Unternehmen in „finanzielle Schieflage“ geraten, könnte der Anleger schlimmstenfalls seine gesamten 10.000,00 Euro verlieren. Das Risiko des Geldverlustes ist im Beispiel mit den 1,3 Prozent Festverzinsung nicht gegeben.
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