Planwirtschaft


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Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft) beschreibt eine Wirtschaftsordnung, in der ökonomische Prozesse der Volkswirtschaft zentral und planmäßig gesteuert werden. Dies trifft insbesondere auf die Produktion und Verteilung von Dienstleistungen und Gütern zu.

Die Aufgabe der Planwirtschaft liegt in der Ermittlung von Bedürfnissen und gerechten Verteilung der hergestellten Güter mit vorhandenen Ressourcen.

 

Der Aufbau einer Planwirtschaft

Die Planwirtschaft baut sich hierarchisch auf. Das heißt, dass sich die einzelnen Pläne von Wirtschaftssubjekten (Betriebe, Haushalte) dem Gesamtplan (politisch beschlossene Gesetze) unterordnen müssen. Dem Gesamtplan obliegt sowohl die Zuteilung der Produkte an die Wirtschaftsteilnehmer als auch sämtliche Abstimmungen.

In den früheren sozialistischen Ländern hat die Praxis gezeigt, dass es die Planwirtschaft nicht geschafft hat, die Leistungen zwischen Planung und Realisierung zu erfüllen. Moderne Volkswirtschaften konnten sich langfristig nicht weiterentwickeln, da es keine Sicherung von Erfindungen und Innovationen gab (Gegenteil: die Marktwirtschaft). Dennoch gab es in den ehemaligen sozialistischen Ländern fortwährend Privatbetriebe - im Handwerk, in der Gastronomie wie im Einzelhandel.

Die Funktion einer zentralen Planwirtschaft

Hierbei werden von politischen Instanzen erwünschte volkswirtschaftliche Ziele in Perspektivplänen auf fünf bis sieben Jahre festgelegt. Gleichzeitig werden die Mittel und Wege aufgezeigt, die für die Verwirklichung benötigt werden. Die Pläne bilden die Grundlage für die Operativpläne (Jahrespläne). Die Planungsbehörden müssen dabei auch die Wirtschaftskapazitäten aus der Vorperiode beachten, die der Zielverwirklichung häufig Grenzen setzen. Wenn dieses System konsequent umgesetzt wird, existiert kein Markt und damit kann es auch keine angleichende Funktion von Angebot und Nachfrage geben, wie in der Marktwirtschaft.

Alle produzierten Güter oder Dienstleistungen, die an Produzenten und Konsumenten verteilt werden, müssen von einer Zentrale (Staatliche Planungskommission) gesteuert und bestimmt werden. Eine solche bürokratische „Kommandowirtschaft“, die durch eine Monopolstellung und Kollektivierung eines Staates an den jeweiligen Produktionsmitteln noch verschärft wird, kann auf Schwankungen nicht reagieren und im Wettbewerb um Innovationen und Qualität nicht bestehen.

Auswirkungen der Planwirtschaft …


… auf die Unternehmen


Die Jahres- oder Perspektivpläne umfassen eine Reihe von Einzelplänen, die bis hin zu einzelnen Unternehmen reichen. Jedes Unternehmen erhält also Einzelvorschriften mit entsprechenden Kennzahlen (Wert, Menge) für den Einsatz von Arbeitskräften, die Produktion, den Absatz und die Finanzen. Diese „Plansoll“-Vorschriften haben einen zwingenden Charakter. Die Verantwortlichen werden bei Nichterfüllung zur Rechenschaft gezogen.


… auf die Konsumenten


Auch die Konsumenten erhalten wie die Betriebe bei der Planwirtschaft Anweisungen. Auf einer tiefen Entwicklungsstufe der Wirtschaft erfolgen derartige Konsumanweisungen über Bezugsscheine, bei fortgeschrittenen Volkswirtschaften über die Einkommens- und Preispolitik. Wenn die Förderung der Investitionen zum Beispiel zulasten des Konsums passieren soll, erfolgt eine Ermäßigung der Löhne und eine Erhöhung der Preise für jene Güter, deren Kaufinteresse vermindert werden soll.


… auf die Arbeitsplätze


Auf einer tiefen Entwicklungsstufe der Wirtschaft erfolgt eine Steuerung der Arbeitseinsätze durch entsprechende Arbeitsaufgebote. Bei fortgeschrittenen Volkswirtschaften gibt es eine bestimmte Arbeitsplatzwahl, die letzten Endes trotzdem vom Staat bestimmt wird.


Das Ende der Planwirtschaft / Vorteile & Nachteile


Die Kommunisten und die sogenannten Mitläufer glaubten über viele Jahrzehnte hinweg an die Überlegenheit und Vorteile der Planwirtschaft. Folgende Aspekte wurden dabei als Vorteile betrachtet:


  • eine gerechte Ressourcen-Verteilung
  • die Abschaffung des Klassenkonfliktes
  • eine bessere Vorhersage von Ergebnissen
  • eine größere Wirtschaftsstabilität aufgrund der Planung (keine Auf- und Abwärtsbewegungen der Sozialprodukte)
  • eine zielstrebige Förderung des Wachstums, da aufgrund des Plans Investitionen dort getätigt wurden, wo die größten Wirkungen erwartet wurden
  • eine Vermeidung von Fehlentwicklungen zwischen öffentlichen und privaten Investitionen und im Wachstum, sodass eine Förderung der Wohlfahrt aller Menschen möglich ist


Zu Beginn der 70er Jahre (hier wurde auch die sowjetische Besatzungszone - SBZ - von der Weltwirtschaftskrise erfasst) wurde zunehmend deutlich, dass die vorgenannten Ziele (Vorteile) nicht erreicht werden konnten. Zwar konnten soziale und kulturelle Fortschritte erzielt werden, doch gesamtwirtschaftlich betrachtet kam es zu immer mehr Problemen, die nachfolgend als Nachteile genannt werden sollen:


  • keine Eigenverantwortung, dadurch Nachlassen der Produktivität
  • erhebliche Einschränkung des Individuums
  • Bereicherung durch den Staat durch unerlaubtes Eingreifen
  • regelmäßige Engpässe in der Produktion
  • selbst moderne elektronische Datenverarbeitungsanlagen ermöglichten keine umfassende planmäßige Steuerung mehr
  • bei Planungsfehlern traten große Störungen auf, Kettenreaktionen waren die Folge
  • zum Teil wurde am Bedarf vorbei produziert, es entstanden zu große Bestände an  „Ladenhütern“
  • die Güterauswahl konnte nicht verbreitert werden (keine ausreichende Diversifikation)
  • aufgrund des zu schwachen Anreiz-Systems konnte häufig nicht wirtschaftlich gearbeitet werden, Ressourcen (Hilfsmittel und Rohstoffe) wurden verschwendet
  • die Bürokratie übernahm die Überhand und führte zu Korruption und wirtschaftlichen Reibungsverlusten
  • bei Engpässen wichen viele Unternehmen zur sogenannten Tauschwirtschaft aus, die Wirtschaft verlor damit zusätzlich an Wirksamkeit

Die Wirtschaftsprobleme nahmen zu. Deshalb sollte die Wirtschaft umgestaltet (Perestrojka) und der Umgestaltungsprozess durch eine freie Meinungsäußerung (Glasnost) beschleunigt werden. Entsprechende Reformschritte wurden zunächst jedoch nur halbherzig unternommen. Es gelang nicht, die Wirtschaft wieder zum wachsen zu bringen und die Bevölkerung forderte die Einführung der Marktwirtschaft.

Der Umschwung: Von der Plan- zur Marktwirtschaft

Als in den osteuropäischen Ländern ein Zusammenbruch der kommunistischen Vorherrschaft stattfand, war bald zu erkennen, dass der Übergang für die Bevölkerung sehr langwierig und schmerzlich werden würde.


Ein derartiger wirtschaftlicher „Umbau“ bringt zahlreiche Probleme mit sich, denn:


  1. Zunächst muss das Staatseigentum in Privateigentum umgewandelt werden. Für eine marktwirtschaftliche Ordnung ist das Privateigentum eine wichtige Grundlage. Wem es nicht möglich ist, Privateigentum aufzubauen, kann kaum an einer effizienten und zielstrebigen Wirtschaftsstätigkeit interessiert sein. Denn die Gewinne würden ihm nichts nützen.
  2. Die Schaffung von freien Märkten und freien Preisen sowie die Beseitigung aller Subventionen, die die Güter verbilligen, werden notwendig.
  3. Der Aufbau eines privatwirtschaftlich ausgestalteten Bankensystems, welches Kredite zu angebrachten Zinsen vergibt, ist notwendig. Nur so können die Kredite an die leistungsfähigen Unternehmen gehen, die die Zinsen durch ihre Leistung erarbeiten können.
  4. Währungen müssen ausgetauscht werden können, damit ein freier Handel zwischen den Betrieben der westlichen und osteuropäischen Länder stattfinden kann. Nur so kann ein Einkauf am jeweils preisgünstigsten Ort erfolgen und nur so werden Unternehmen zu einem echten Wettbewerb gezwungen, was letztlich zu einer besser funktionierenden Wirtschaft führt (Erhöhung der Leistungsfähigkeit).

Die Problematik dieses Prozesses liegt eindeutig in der Tatsache, dass alle genannten Punkte voneinander abhängen. Es kann also nicht einfach nur eine Maßnahme nach der anderen umgesetzt werden, vielmehr müssen sie schrittweise und aufeinander abgestimmt verwirklicht werden. Sowohl aus technischer als auch menschlicher Sicht ist dies aber äußerst schwierig. Deshalb war und ist der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft für viele Menschen schmerzlich und mit entsprechenden materiellen Opfern verbunden.


Hat die Planwirtschaft heute noch Bestand?

In der Praxis lassen sich in vielen Wirtschaftssystemen Elemente der Planwirtschaft und der Marktwirtschaft finden. Auch westliche Industrie-Nationen haben einzelne Wirtschaftsbereiche mit einer Art Planwirtschaft abgedeckt, zum Beispiel im Postwesen. Außerdem gelten in den heutigen Wirtschaften die Güter „öffentlicher Verkehr“ und „Sicherheit“ als Staatsaufgaben und werden entsprechend zentral verwaltet. Trotz des planwirtschaftlichen Ansatzes sollen die Vorteile der Marktwirtschaft in jedem Fall genutzt werden. Dazu wird vermehrt die Form eines regulierten Marktes verwendet. Hier genießen alle Beteiligten weitestgehend wirtschaftliche Freiheit, sind aber dennoch zum gewissen Teil der staatlichen Kontrolle durch die Erbringung bestimmter Mindestleistungen zu festgesetzten Preisen unterworfen.

Planwirtschaft - Zusammenfassung

Planwirtschaft Zusammenfassung Stichpunkte

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