Homo Oeconomicus


Das theoretische Modell des Homo Oeconomicus wird zwar als realitätsfern betitelt, sorgt aber für ein besseres Verständnis von wirtschaftswissenschaftlichen Zusammenhängen. Der Homo Oeconomicus als volkswirtschaftliches Modell beschreibt einen Menschen, der nach ökonomischen Gesichtspunkten denkt und handelt. Dessen Verhalten ist dabei stets rational. Er verfolgt (als Konsument) das Ziel der Nutzenmaximierung und (als Produzent) die Gewinnmaximierung.


Von folgenden Annahmen muss ausgegangen werden, wenn das Homo Oeconomicus-Modell greifen soll:


  • tadellose Kenntnis über alle Güter und Märkte
  • tadellose Informationen über mögliche Handlungsalternativen sowie alle Konsequenzen
  • keine Vorlieben und Abneigungen


Die Wirtschaftswissenschaft geht in Bezug auf diese Annahmen davon aus, dass der Homo Oeconomicus immer die Handlungsalternativen wählt, die in seinen Augen den größten Nutzen bringen. Auf diese Weise können in der Theorie wichtige wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich gemacht werden. Gleichermaßen klammert dieses Modell die Probleme der Praxis aus.

Der Homo Oeconomicus …


… handelt nach dem ökonomischen Prinzip.

Er ist der Idealtyp eines rational agierenden Menschen, der danach bestrebt ist, vorgegebene Ziele mit kleinstem Aufwand (Minimalprinzip) zu erreichen. Gleichzeitig will er das Bestmögliche aus den gegebenen Mitteln machen (Maximalprinzip).



… ist ein rein theoretisches Modell.

Weil der Realitätsbezug fehlt, ist er für die praktische Anwendung nicht trauglich. Das zeigt sich bereits darin, dass man das Verhalten eines Menschen einfach nicht rational erklären kann. Gründe können sein:

  • Werbung
  •  begrenzte Informationen
  •  vorhandene Präferenzen
  •  fehlende Kenntnisse über Güter und Märkte
  •  fehlende Kenntnisse über Handlungsalternativen und Konsequenzen


… ist ein Modell eines asozialen Menschen.

Er macht sein gesamtes Handeln und Denken an der persönlichen Nutzenmaximierung fest. Soziale Entscheidungen wird er nur dann treffen, wenn sie diesem Ziel nutzen. Dabei nimmt er das Risiko in Kauf, seinen Mitmenschen zu schaden (Beispiel: Raubmord), falls es die für ihn kosteneffektivste Alternative ist. Auch vor Täuschung oder Betrug würde der Homo Oeconomicus nicht zurückschrecken, wenn er damit schneller sein Ziel erreichen würde, und Kooperation von Vornherein ausklammern.

Die Geschichte des „Homo Oeconomicus“

Den Begriff Homo Oeconomicus prägte im Jahr 1914 Eduard Spranger in seinem Werk „Lebensformen“. Spranger geht mit seinem Buch auf die Beweggründe dieses Menschenmodells ein. Er setzt Reichtum mit Macht gleich und kommt zu der Erkenntnis, dass viele Menschen grundsätzlich mehr haben wollen, als andere.


Er unterscheidet die menschlichen Grundtypen wie folgt:

  • sozialer Mensch
  • ästhetischer Mensch
  • theoretischer Mensch
  • religiöser Mensch
  • Machtmensch
  • ökonomischer Mensch/ „Homo Oeconomicus“


Neben Eduard Spranger machte sich auch der Staatstheoretiker und Philosoph Adam Smith Gedanken zu einem ähnlichen Modell. Er vertritt die Meinung, dass der Homo Oeconomicus sehr wohl ein soziales Modell ist, weil ein Mensch, der sich an wirtschaftlichen Gesichtspunkten orientiert, mit Sicherheit ein soziales Verhalten an den Tag legen wird. Eine solche Verhaltensweise ist in einer Gesellschaft laut Smith langfristig deutlich vorteilhafter und entspricht den Zielen des Homo Oeconomicus.

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