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Wissenschaftliche Recherche – so funktioniert die Recherche bei wissenschaftlichen Arbeiten

Meist beginnt die Recherche bereits, wenn man eine geeignete Fragestellung entwickeln will. Spätestens aber zur Vorbereitung des Schreibprozesses sind eingehende Recherchen nötig. Auch für eine empirische Arbeit, für die Sie eigene Daten erheben, benötigen Sie:

  • Einen theoretischen ersten Teil, der die fachlichen Grundlagen klärt und eine etablierte Methode vorstellt.
  • Eine Verknüpfung Ihrer Daten und Untersuchungen mit dem aktuellen fachlichen Diskurs. (Vergleiche mit anderen Untersuchungen. Welche Fragen beantworten diese und welche lassen sie offen?)
  • Eine kritische Auseinandersetzung mit den Thesen anderer, ihren Theorien und Modellen.

Alle diese Erfordernisse machen Literaturrecherche unverzichtbar! Die Leitfrage lautet hierbei: Bietet die kritische Auseinandersetzung mit einer Textstelle / einem Zitat, einem Modell oder einer Theorie wirklich einen Beitrag dazu, die Fragestellung Ihrer Arbeit zu beantworten? Bei der Literaturrecherche verfolgen Sie bestimmte Ziele:

  • Die Beantwortung angrenzender, relevanter Fragestellungen.
  • Sie erhalten einen Überblick über Ihr Fachgebiet bzw. das relevante Themengebiet und einen souveränen Zugriff auf den aktuellen Diskurs zu Ihrem Thema.
  • Man kann nur über die Literaturrecherche klären, ob die Fragestellung, die man in Betracht zieht, relevant ist. (Ist dieses Thema bereits hinreichend bearbeitet worden? Oder ergibt sich eine Lücke im Fachwissen, die man schließen kann?)
  • Auch die Machbarkeit des Themas stellt sich heraus – finden sich hinreichend Informationen? Lassen sich relevante Probleme erkennen, die man noch bearbeiten könnte?
  • Sie erhalten so Kenntnis über die Fachtexte, die eine ähnliche Schwerpunktsetzung haben, und können deren Stärken und Schwächen beurteilen.

Das Internet als erster Einstieg

Der erste Einblick in das Thema geschieht meist im Internet. Die gängigen Suchmaschinen zeigen aktuelle Diskussionen und Informationen an. Man findet so:

  • Wissenschaftliche Artikel zur Fragestellung, wenn diese online erhältlich sind.
  • Weitere Suchschlagwörter
  • Ansprechpartner (Forschungsinstitute, Bibliotheken, Archive, Unternehmen)
  • Eine erste Orientierung im Themengebiet, mit deren Hilfe sich auch eine Fragestellung klarer herauskristallisiert.
  • Forscher und Ihre Werke.

Allerdings muss man, um eine Internetquelle wirklich als wissenschaftliche Quelle zitieren zu können, die Wissenschaftlichkeit der Quelle nachweisen. Da grundsätzlich jeder die Möglichkeit hat, z. B. einen Wikipedia-Artikel zu verändern, ohne seine Qualifikation nachzuweisen, oder die Informationen geprüft zu haben, ist dieser in der Regel nicht zitierfähig. Entscheidend sind hier vor allem Autor und Herausgeber. Wenn die Quelle zum Beispiel von einer Universität, Fachhochschule oder Forschungseinrichtung stammt, (was Sie spätestens beim Blick ins Impressum erfahren,) dann kann sie als zitierfähig gelten. Das Gleiche gilt natürlich für Dissertationen, Habilitationen, Fachzeitschriften etc. Wenn Sie sich nicht sicher sind, verzichten Sie lieber. Handelt es sich z. B. um eine nicht weiter identifizierbare Person? Oder um Unternehmen, die vielleicht ein ökonomisches Interesse daran haben, Informationen in einem bestimmten Licht erscheinen zu lassen?


Suchmaschinen

Für die Suche sollte man spezielle Suchmaschinen verwenden, die wissenschaftliche Quellen, Statistiken, Wirtschaftsdaten etc. finden. Meist findet sich auf dem Webauftritt der Universitätsbibliothek eine umfangreiche Linksammlung oder ein anderweitiger Zugang zu solchen Seiten.

Suchmaschinen für wissenschaftliche Artikel sind:

http://www.visuallibrary.net/

http://www.sciencedirect.com/

http://scholar.google.de/

http://www.tandfonline.com/

Es gibt auch spezielle Suchmaschinen für die Wirtschaftswissenschaften:

http://www.zbw.eu/de/


Was ist eine wissenschaftliche Quelle?

Folgende Kriterien sprechen für die Wissenschaftlichkeit einer Quelle:

  • Der Verfasser und / oder Herausgeber werden genannt sind als Forscher dieses Fachbereichs bekannt.
  • Die Zitierweise und Quellenangaben sind korrekt und nachvollziehbar.
  • Das Inhaltsverzeichnis deutet Titel an, die sachlich und genau den Inhalt der Kapitel angeben, gegebenenfalls hat es mehrere Gliederungsebenen.
  • Die Argumentation ist wissenschaftlich, richtet sich z. B. nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip oder ist analytisch oder interpretatorisch begründet; die Fragestellung ist nachvollziehbar, ebenso die Methode.
  • Inhaltsverzeichnis und Titel der Arbeit stehen in einem engen semantischen Zusammenhang.
  • Die Fakten und Beispiele sind über Empirie oder Zitate beweisbar.
  • Argumentationen, Behauptungen und Belege sind logisch schlüssig.
  • Publiziert hat den Text ein anerkannter Wissenschaftsverlag, eine anerkannte Fachzeitschrift etc.

Das Schneeballsystem

Schon im Seminar oder durch die Schlagwortsuche wichtiger Schlüsselbegriffe im OPAC der Universitätsbibliothek erhält man die erste relevante Fachliteratur. Wenn man darauf achtet, dass diese möglichst aktuell ist, kann man nach dem sogenannten Schneeballsystem vorgehen. Man sucht einfach in den Fundstücken nach dem Literaturverzeichnis und in etwaigen Literaturtipps zu weiterführender Literatur o. Ä. nach weiteren Literaturhinweisen. Beachten Sie daher auch die Fußnoten bzw. Quellenangaben. In diesen Texten finden sich dann wieder Literaturangaben, und so weiter! So entsteht eine eigenständige Recherche. Auch Artikel in Lexika und Fachwörterbüchern bieten oft Literaturhinweise. Bibliografien können hilfreich sein, ebenso kommentierte Vorlesungsverzeichnisse und Seminarankündigungen. Manchmal richten Dozentinnen und Dozenten einen sogenannten Handapparat oder Semesterapparat ein. Dann wird die für das Seminar relevante Literatur an einer bestimmten Stelle in der UB angeboten und ist meist nicht ausleihbar, sondern dient nur als Kopiervorlage. Manche Universitätsbibliotheken bieten Lehrbuchsammlungen an; diese bieten die Grundlagenliteratur der einzelnen Fächer in mehrfacher Ausführung an. Jedenfalls sollte man sich mit den Suchwerkzeugen der eigenen Universitätsbibliothek vertraut machen!


Nach der Recherche: Wie komme ich an die Medien heran?

Der erste Weg führt natürlich in die Universitätsbibliothek bzw. in den InternetBibliothekskatalog. Elektronisch verfügbare Zeitschriften und Bücher (E-Journals und E-Books) werden meist über Lizenzen zur Verfügung gestellt. Erkundigen Sie sich, welche Lizenzen Ihre UB erworben hat. Sie suchen dringend ein bestimmtes Buch oder einen bestimmten Aufsatz, aber das Gesuchte ist nicht zu finden? Trotz Recherche im Bibliothekskatalog, trotz Auseinandersetzung mit den Suchmaschinen und trotz Nachfrage bei den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren? Dann kommt für Sie möglicherweise eine Fernleihe infrage. Fast alle deutschen Universitätsbibliotheken sind eingebunden in den internationalen Leihverkehr. Was nicht vorhanden ist, bestellen Sie einfach über Ihre UB in einer anderen beteiligten Bibliothek. Die Lieferungsfrist von Fernleihen dauert in der Regel mehrere Tage, manchmal aber auch ein bis zwei Wochen. Allerdings werden Zeitschriftenaufsätze bzw. der entsprechende Band häufig nicht über die Fernleihe verliehen. In Ihrer UB wird man Sie bestimmt über die Preise und Anbieter von Dokumentlieferdiensten informieren können. Auch kann es sein, dass andere Bibliotheksnutzer ein in ihrer Bibliothek vorhandenes Werk ausgeliehen haben. Dann müssen Sie gegebenenfalls eine Vormerkung anlegen. Sie erhalten das Werk also erst, wenn es zurückgegeben worden ist. Auch Titel, die nicht im sogenannten Freihandbereich, also in den offen zugänglichen Regalen, sondern im sogenannten Magazin vorhanden sind, müssen erst vom Personal herausgesucht und herbeigeschafft werden. Führen Sie also Ihre Recherche frühzeitig durch und seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie nicht sofort alles bekommen.


Experten und Kommilitonen als Informationsquelle

Wenn Sie Kommilitonen finden, die bereits in dem fraglichen Fach- oder Themenbereich geforscht haben oder die entsprechenden Dozentinnen und Dozenten aus Erfahrung einschätzen können, haben Sie gute Karten. Lassen Sie sich von Ihnen Informationen und Literaturhinweise geben. Wie sind diese Studierenden vorgegangen? Wo haben sie die Quellen her? Welche Quellen waren das? Wie erreicht man bei ihr / ihm gute Noten, worauf wird Wert gelegt? Scheuen Sie sich auch nicht Experten nach Informationen zu fragen, z. B. Doktoranden des Fachgebiets, Fachleute, die sich mit Erhebungsverfahren beschäftigen etc.


Archive und Bibliotheken

Natürlich kommen neben Ihrer Universitätsbibliothek auch noch andere Bibliotheken infrage, z. B. solche, die genau Ihrem Themenschwerpunkt entsprechen. Fragen Sie doch mal im Fachbereich Ihrer Bibliothek nach, ob es solche Einrichtungen gibt. Archive bieten hingegen meist geradezu unbegrenzte Möglichkeiten, wenn es um die Themenfindung geht. Die beiden Hauptunterschiede zwischen Bibliotheken und Archiven sind:

  • Bibliotheken bieten fast ausschließlich Bücher an, manchmal andere Datenträger, aber eben fast ausschließlich Medien. Archive hingegen sammeln im Grunde alles, das über ein bestimmtes Forschungsgebiet eine Geschichte erzählt.
  • Universitätsbibliotheken sammeln größtenteils wissenschaftliche Fachliteratur, also wissenschaftliches Fachwissen zum Thema. Archive stellen eher gegenständliche Überlieferung bereit, die noch zu erforschen ist. Da muss also die Forschung noch passieren!
Das Wichtigste auf einen Blick:

 

  • Für jede wissenschaftliche Arbeit ist die Recherche nach entsprechender Fachliteratur erforderlich.
  • Neben Archiven und Bibliotheken sind manchmal Experten und Kommilitonen gute Informationsquellen.
  • Eine fachliche Quelle muss wissenschaftlich sein.

Artikelserie „wissenschaftliches Arbeiten“ – hier geht’s weiter:

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