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Die Gliederung bei wissenschaftlichen Arbeiten

Die Begriffe Gliederung und Inhaltsverzeichnis sind sich ähnlich – sie liegen nah beieinander, sind aber keineswegs synonym. Die Gliederung, die man zu Beginn der Arbeit anfertigen sollte, um den anvisierten Gedankenplan zu ordnen, ist vorläufig. Sie darf im Arbeitsprozess durchaus modifiziert werden, wenn auch ohne gegen Absprachen mit der Prüferin oder dem Prüfer zu verstoßen. Zuerst legen Sie Thema und Fragestellung fest, dann die Gliederung. Es ist aber sinnvoll, eine Fragestellung dahingehend zu überprüfen, ob man sie gut in Teilaspekte zerlegen kann, die dann später Kapitel und Unterkapitel ergeben.

Nichts anderes ist eine Gliederung: Sie stellen sich die Antwort auf ihre Fragestellung vor und teilen Sie in sinnvolle, aufeinander aufbauende „Häppchen“. Wichtig ist die Reihenfolge der Gedanken: Die Einleitung kommt immer zuerst, dann die Methode (falls erforderlich), dann die Untersuchung kombiniert mit dem eigentlichen Gang der Argumentation. Es sollte nichts am Ende stehen, auf das vorher schon aufgebaut wird. Das eigentliche Inhaltsverzeichnis entsteht erst im Laufe des Schreibprozesses; es kann mit der vorläufigen Gliederung identisch sein, wenn …

  • … die Gliederung gut genug war und sich als tragfähig erwiesen hat.
  • … die einzelnen Gliederungspunkte Titel tragen, die sich als Kapitelüberschriften eignen.
  • … kein Kapitel im Laufe des Schreibens ergänzt oder gestrichen worden ist.

Viele Studierende finden es hilfreich, die Gliederung im Arbeitsprozess immer wieder anzupassen, sodass am Ende das Inhaltsverzeichnis steht. Man sollte jedenfalls zu Beginn den Gliederungsentwurf nicht vernachlässigen, denn er verhilft dem Schreibenden zu mehr Klarheit und Übersicht. Auch die Textmenge, die am Ende dabei herauskommt, kann man abschätzen. Meist gilt: Wenn Sie nicht in der Lage sind, im Vorfeld nach Themenfindung und erster Recherche eine Gliederung zu verfassen, können Sie meist auch die Arbeit nicht gut zu Ende bringen.

Die Gliederung zeigt an, ob ein Projekt überhaupt durchführbar ist. Fällt Ihnen nichts ein, war entweder die Recherche nicht ausreichend, oder das Thema ist nichts für Sie. Auch sollten mehrere Gliederungsebenen verwendet werden. Bei Bachelorarbeiten sind drei Ebenen meist ausreichend, seltener vier. Dies erzeugt wissenschaftliche Professionalität, strukturiert die Arbeit hervorragend und verschafft auch Ihnen zusätzlichen Überblick. Nur so gießen Sie Ihre Gedanken in eine ordentliche Form. Wenn Sie also z. B. das erste Kapitel festlegen, dann fragen Sie sich, welche Teilaspekte dieses hat (Ebene 1.1; 1.2; 1.3 etc.) Dann zerlegen Sie diese wiederum in Teilbestandteile (Ebene 1.1.1, 1.1.2, 1.1.3 etc.) Ein solches Gliedern und Strukturieren hilft der Prüferin / dem Prüfer beim Lesen und Orientieren ungemein. Achten Sie darauf, das nur derjenige Inhalt in ein Teilkapitel kommt, der sich semantisch dem Kapitel unterordnen lässt, also:

  • Einen Teilaspekt darstellt oder
  • Ein Teilargument
  • Logischer Bestandteil des Inhalts ist.

Die Gliederung dokumentiert das logische Grundgerüst Ihrer Arbeit und auch den Arbeitsfortschritt. Bei den Gliederungsebenen sollte man allerdings nicht übertreiben, mehr als vier Ebenen sind äußerst selten sinnvoll. Denn wenn man so stark verästelt, führt dies den Grund, warum man überhaupt gliedert, ad absurdum: Eine Überordnung kommt einem Chaos gleich. Ein Unterkapitel sollte nach Möglichkeit nicht allein stehen, wo ein Kapitel 1.1.1 ist, sollte auch ein Kapitel 1.1.2 erscheinen. Ein Unterkapitel sollte die Länge von einer halben Seite nicht unterschreiten. Selbstverständlich sind die endgültigen Kapitelüberschriften mit denen im Inhaltsverzeichnis gleich.

Die wesentlichen Prinzipien der Gliederung sind:

  • Chronologisch: Sie präsentieren die Erkenntnisse in der Abfolge ihres geschichtlichen Geschehens, also in ihrer zeitlichen Reihenfolge.
  • Deduktiv: Hier schließt man vom Allgemeinen auf das Besondere oder nähert sich vom Allgemeinen her dem Besonderen.
  • Induktiv: Man schließt vom Besonderen auf das Allgemeine oder nähert sich vom Besonderen her dem Allgemeinen.
  • Ätiologie: Sie unterteilen die Erkenntnisse nach der Ursache und ihrer Wirkung, anders ausgedrückt: Sie gliedern nach Phänomenen und ihren kausalen oder auch konsekutiven Begründungszusammenhängen.
  • Holistisch: Sie stellen ein Ganzes und seine Teile vor und untersuchen entsprechend.
  • Unterteilung nach Thesen, z. B.:

Einleitung

1. Voraussetzungen

2. These

2.1 Hauptargument 1

2.1.1 Teilargument / Unterargument 1

2.1.2 Teilargument / Unterargument 2

3. Antithese

3.1 Hauptargument 2

3.1.1 Teilargument / Unterargument 1

3.1.2 Teilargument / Unterargument 2
4. Zur Diskussion der beiden Thesen

5. Fazit

 

 

Oder:

Einleitung

1. Voraussetzungen

2. These 1 + Begründung

3. These 2 + Begründung

4. These 3 + Begründung

5. Schluss

 

Auch hier können Sie natürlich die These in Teilthesen bzw. das Argument in Teilargumente unterteilen.

In den meisten Fällen arbeitet man vom Größeren hin zum Kleineren:

Einleitung

1. Aspekt der Fragestellung

1.1 Teilaspekt des Aspekts

1.1.1 Teilaspekt des Teilaspekts des Aspekts

1.1.2 Teilaspekt des Teilaspekts des Aspekts

1.2 Teilaspekt des Aspekts

2. Aspekt der Fragestellung

3. Aspekt der Fragestellung

Beachten Sie, dass die Unterkapitel (hier z. B. 1.1.1 und 1.1.2) zu einem Kapitel insgesamt das betreffende Kapitel vollständig und einleuchtend erfassen und abdecken müssen. Wenn dies nicht so ist, ergänzen Sie ein weiteres Unterkapitel, in dem Sie alles anführen, was noch fehlt. Diskutieren Sie jeden Aspekt nur an seiner eigentlichen Stelle, nur Bezüge auf das bereits Geschriebene sind möglich. Die Unterkapitel beleuchten nur, was zur Erläuterung des jeweiligen Kapitels wichtig ist – ein Einschub mit eigenem, dem Kapitel fremdem Inhalt ist nicht vorgesehen. Eine selten verwendete Ausnahme zu der Regel ist der Exkurs. Aber selbst der Exkurs hat irgendeinen zumindest indirekten, meist grundlegenden Bezug zu seinem Kapitel oder der gesamten Arbeit.

Ein Kapitel kann nur nach einem Kriterium untergliedert werden, nicht nach mehreren. Wenn Sie also beginnen, Produkt-Placement nach bestimmten Produktgruppen zu differenzieren oder als Fallbeispiele mehrere Unternehmen anzuführen, bleiben Sie dabei. Alles Weitere gehört in ein anderes Kapitel. Zur Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten auf Gliederungsebene gehört auch die Einteilung z. B. der 7 Kapitel in 2-3 Teile. Hier wird noch einmal jeweils eine gewisse Zahl von Kapiteln zu einem Teil zusammengefasst. Häufig ist die Identifikation der ersten Kapitel als theoretischer Teil und der folgenden Kapitel als praktischer / empirischer Teil. Die Gliederung – gespiegelt im Inhaltsverzeichnis – sollte den roten Faden erkennen lassen, der durch Ihre Arbeit führt. Die Kapitel sind alle als ein Komplex zu verstehen, ergeben einen Sinnzusammenhang und folgen einer Fragestellung. Sie bauen aufeinander auf.

Das Wichtigste auf einen Blick: 

  • Nachdem Sie das Thema und die Fragestellung festgelegt haben, formulieren Sie eine vorläufige Gliederung. Sie führt als roter Faden durch Ihre Arbeit.
  • Der Exkurs ist ein dem Thema fremder Einschub, der aber irgendeinen indirekten Bezug zum Thema aufweist.
  • Eine Einteilung der Kapitel in mehrere Teile (z. B. nach Theorie und Praxis) kommt häufig vor.

 

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