Die drei Typen von wissenschaftlichen Arbeiten
Man unterscheidet folgenden Arten von wissenschaftlichen Arbeiten:
- die Literaturarbeit
- die theoretische Arbeit
- die empirische Arbeit
Die Literaturarbeit
Im Fokus der Literaturarbeit steht die Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Fachliteratur. Studierende sollen hier nachweisen, dass sie zu folgenden Aufgaben in der Lage sind:
- Selbstständig zu einer Fragestellung Literatur finden und beschaffen.
- Sichtung und Auswertung der Literatur.
- Kenntnis der verschiedenen Publikationsformen und Beschaffungswege.
- Korrektes und sinnvolles Zitieren und Paraphrasieren.
- Selbstständiges Verdichten der Funde zu einer neuen wissenschaftlichen Argumentation.
Die theoretische Arbeit
In diesem Fall wird eine tief greifende theoretische Überlegung zu der entsprechenden Fragestellung vorgenommen. Der Begriff der Theorie ist nicht ganz einfach zu definieren. Im Unterschied zur empirischen Untersuchung bzw. zur angewendeten Praxis stellt die Theorie jedoch ein übergeordnetes, meist aus Abstraktionen zusammen gesetztes Ideengebäude dar.
Es ordnet meist ein unübersichtliches gedankliches Feld und macht es übersichtlich und begreifbar. Eine Theorie sollte dem Stand der Forschung entsprechen (also erfolgt auch hier der Bezug zur Fachliteratur). Zunächst werden Hypothesen gebildet, aus denen man Gesetzmäßigkeiten herleitet. Aus diesen wird dann die Theorie konstruiert. Folgendes kann man mit Theorien machen:
- Man kann eine Theorie durch weiterführende theoretische Überlegungen prüfen und verifizieren (bestätigen) / falsifizieren (widerlegen).
- Man kann unterschiedliche Theorien vergleichen, um ihre Tragfähigkeit zu prüfen und auch ihre Anwendbarkeit.
- Es kann auch – eventuell auf der Bais der ersten beiden Punkte – eine eigene Theorie entwickelt werden.
- Verschiedene theoretische Ansätze und Thesen können systematisiert oder zu einer neuen Theorie verdichtet werden.
Die empirische Arbeit
Hier muss ein Problem identifiziert und verbalisiert werden, welches eine theoretische Basis hat. Man kann hier auch mit Hypothesen ansetzen, die dann zu überprüfen sind. Dann wird dieses Problem empirisch erforscht. Empirisch bedeutet erfahrungsgemäß. Man macht also Hypothesen zu einem Problem praktisch erfahrbar, indem man Daten erhebt, sammelt, ordnet bzw. systematisiert, überprüft, interpretiert oder in neue Zusammenhänge einordnet. Es gibt für die empirische Untersuchung zwei Verfahren, nämlich qualitativ und quantitativ.
Das qualitativ-empirische Verfahren
Hier werden das Verstehen und Deuten der Erkenntnisse akzentuiert. Das qualitativ-empirische Projekt versucht, möglichst umfassend zu sein, also den beleuchteten Gegenstand in all seinen Facetten zu erhellen. Hauptmethode ist die Kommunikation zwischen Forscher und Erforschtem. In diesem Kommunikationsprozess können auch Überraschungen auftreten, d h. Informationen, die nicht erwartbar waren. Auch neue unerwartete Fragen können sich ergeben, daher ist das Projekt offen und flexibel angelegt. Die wohl bekanntesten Verfahren dieses Typs sind:
- Das narrative oder biografische Interview (Hier werden meist subjektive Sinnzusammenhänge erfragt, die auf anderem Wege nur schwer erfassbar wären.)
- Leitfadeninterview (Hier wird mit einem vorbereiteten Fragebogen oder entsprechenden standardisierten Verfahren gearbeitet. Dies ist stärker durch den Interviewer gesteuert.)
Das quantitativ-empirische Verfahren
Das quantitative Verfahren erfordert als Methode das sowohl strukturierte als auch standardisierte Messen eines genau definierten Gegenstandes. Hier findet also eine Datenerhebung statt, mit deren Hilfe Thesen überprüft werden sollen. Auf theoretischer Basis werden also Hypothesen gebildet und die Methode wird gewählt. Anschließend findet die Datenerhebung statt. Dann werden die Hypothesen mit den erhobenen Daten verglichen. Nicht selten steht am Ende die Entwicklung eines komplex vernetzten Modells zur Erklärung von Verhalten. Folgende quantitative Methoden sind besonders häufig:
- Befragung (meist standardisiert, kann mündlich oder schriftlich erfolgen).
- Beobachtung (Verhaltensweisen, Ereignisse oder Vorgänge werden beobachtet und ausgewertet.)
- Experiment / Versuch (Eine Versuchsanordnung, die ein kontrollierter, strukturierter, geplanter und wiederholbarer Vorgang ist, liefert im Ergebnis Erkenntnisse über Ursache und Wirkung von Phänomenen unter bestimmten Bedingungen.)
Das Wichtigste auf einen Blick:Die drei Typen von wissenschaftlichen Arbeiten sind:
Die Literaturarbeit kreist um die Forschungsliteratur und deren Bewertung, die theoretische Arbeit um die Beurteilung von Theorien oder deren Entwicklung und die empirische Arbeit um eine messbare Datenerhebung.
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- Planungsphase – Themenfindung & Planung
- Die drei Typen von wissenschaftlichen Arbeiten
- Wissenschaftliche Recherche – so funktioniert die Recherche bei wissenschaftlichen Arbeiten
- Der Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit
- Titel (+ Untertitel) einer wissenschaftlichen Arbeit einfach formulieren
- Das Inhaltsverzeichnis bei einer wissenschaftlichen Arbeit
- Das Abkürzungsverzeichnis
- Wissenschaftliche Arbeit: Wie muss die Einleitung aussehen?
- Der Aufbau vom Hauptteil bei einer wissenschaftlichen Arbeit
- Tipps für das Fazit bei einer wissenschaftlichen Arbeit
- Abbildungsverzeichnis
- Wie muss ein Literaturverzeichnis aussehen?
- Zitieren in wissenschaftlichen Arbeiten
- Der angemessene wissenschaftliche Sprachgebrauch