Stille Selbstfinanzierung
Stille Selbstfinanzierung verständlich & knapp definiert
Die stille Selbstfinanzierung ist eine Form der Unternehmensfinanzierung, bei der nicht ausgewiesene Gewinne einbehalten werden. Dazu müssen stille Reserven gebildet werden.- chevron_right Stille Selbstfinanzierung auf der Aktivseite der Bilanz
- chevron_right Stille Reserven auf der Passivseite der Bilanz
- chevron_right Zusammenfassung
Die stille Selbstfinanzierung lässt sich im Gegensatz zur offenen Selbstfinanzierung nicht unmittelbar an den Bilanzpositionen ablesen. Stille Reserven können beispielsweise dadurch entstehen, dass Wertsteigerungen aufgrund des Vorsichtsprinzips in der Bilanz nicht ausgewiesen werden oder die Risiken zur Rückstellungsbildung überbewertet werden.
Stille Selbstfinanzierung auf der Aktivseite der Bilanz
Die stille Selbstfinanzierung kann sich sowohl auf einzelne Positionen der Aktivseite als auch auf einzelne Positionen der Passivseite beziehen. Die stille Reserve ist jedoch nicht unmittelbar ersichtlich, vielmehr muss sie durch weitere Informationen oder durch Interpretation der Bilanzpositionen aufgedeckt werden. Ein gängiges Beispiel für eine stille Reserve auf der Aktivseite ist beispielsweise ein Firmenwagen, der nach vollständiger Abschreibung immer noch einen Restwert besitzt, der über seinem in der Bilanz ausgewiesenen Erinnerungswert liegt. Sofern in der Vergangenheit keine außerplanmäßige Abschreibung durchgeführt wurde und damit eine Korrektur über eine Wertaufholung möglich ist, darf nach dem strengen Realisationsprinzip keine Zuschreibung erfolgen. In der Vergangenheit wurden demnach Abschreibungen angesetzt, die eigentlich zu hoch waren.
Die Abschreibungen gehen ja bekanntlich als Aufwand in die Gewinn- und Verlustrechnung ein und beeinflussen damit die Höhe des zu versteuernden Gewinns. Wird ein höherer Abschreibungsaufwand angesetzt, sinkt die Steuerlast. Dieser verdeckte Gewinn versteckt sich als stille Reserve in der Bilanz. Die stille Reserve wird erst aufgedeckt, wenn der Firmenwagen später zum Gegenwartswert veräußert wird. Bis dahin wird der verdeckte Gewinn nicht versteuert und er steht dem Unternehmen als zinsloses Darlehen zur Verfügung, wodurch ein Finanzierungseffekt entsteht. Weitere stille Reserven können vorliegen, wenn beispielsweise Aktivierungswahlrechte bestehen und diese nicht ausgeübt werden. Auch in diesem Fall kommt es zu einer Unterbewertung der Aktiva.
Stille Reserven auf der Passivseite der Bilanz
Auf der Passivseite liegen stille Reserven häufig bei den Rückstellungen vor. Gemäß dem Imparitätsprinzip müssen am Bilanzstichtag alle Risiken in die Bilanz aufgenommen werden, die in der Zukunft drohen. Droht zu Beginn des neuen Jahres ein Prozess, so muss das Unternehmen Rückstellungen bezüglich der in der Zukunft drohenden Prozesskosten bilden. Da diese oftmals nur sehr schwer zu schätzen sind und nicht selten überbewertet werden, bilden diese eine stille Reserve auf der Passivseite der Bilanz. Erst bei Auflösung der Rückstellung, also wenn der Prozess eingetreten oder endgültig nicht eingetreten ist und die Rückstellung aufgelöst wird, wird die stille Reserve offenbart. Versicherungen, die Garantierückstellungen bilden müssen, haben demnach sehr häufig stille Reserven in ihrer Bilanz. Die stille Selbstfinanzierung erfolgt jeweils durch eine Überbewertung der Passiva.
Zusammenfassung
- Stille Reserven sind nicht unmittelbar an den Bilanzpositionen ablesbar
- Stille Reserven können auf der Aktiv- und auf der Passivseite auftreten
- Aufgrund von stillen Reserven entsteht ein Finanzierungseffekt
- Eine stille Selbstfinanzierung liegt bei einer Unterbewertung der Aktiva oder bei einer Überbewertung der Passiva vor
- Versicherungen haben häufig stille Reserven in ihrer Bilanz, da sie oftmals Garantierückstellungen bilden müssen
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