Rationalprinzip


Kurz & einfach erklärt:

Rationalprinzip verständlich & knapp definiert

Das Rationalprinzip stellt eine formale Beziehung zwischen den Zielen menschlicher Handlungen und den Mitteln her, die zur Zielerreichung nötig sind. In sehr allgemeiner Form kann es als Grundsatz vernunftgeprägten Handelns zu verstehen. In der Ökonomie geht das Rationalprinzip entweder von maximaler Zielerreichung oder von minimalem Mitteleinsatz aus. Alternativ wird es auch als ökonomisches Prinzip oder Wirtschaftlichkeitsprinzip bezeichnet.
notes Inhalte

Das Rationalprinzip - normative Aussage über Entscheidungen

Das Rationalprinzip ist eine normative Aussage über Entscheidungen
Menschliches Handeln ist grundsätzlich mit Entscheidungen verbunden, aus denen sich bestimmte erwünschte Effekte, jedoch auch unerwünschte Begleiterscheinungen und Risiken ergeben können. Das Rationalprinzip trifft eine normative Aussage darüber, wie sich Menschen im ökonomischen Bereich verhalten sollen. Die Voraussetzung für seine Anwendung besteht in einer Entscheidungssituation, die durch den Entscheider bewertet werden muss und unterschiedliche Handlungsalternativen bietet. Für rationale Entscheidungen sind das Wissen um diese Handlungsalternativen sowie die Konsequenzen einer Entscheidung für die definierten Ziele oder Zielsysteme nötig.

Grundannahmen des Rationalprinzips

Das Rationalprinzip geht davon aus, dass wirtschaftliche Entscheidungen unter der Voraussetzung objektiver Rationalität getroffen werden können. In die wirtschaftswissenschaftliche Debatte eingeführt wurde es bereits durch die Ökonomen des 18. Jahrhunderts. Auch heute ist es ein wesentlicher Ausgangspunkt für ökonomisch rationales Handeln und Entscheiden. Zu den Grundannahmen des Rationalprinzips gehören insbesondere die folgenden Punkte:

  • Menschen treffen ökonomische Entscheidungen ausschließlich anhand des Nutzens, den sie sich davon versprechen.
  • Nach einer Entscheidung zeigen Menschen im Zeitverlauf Verhaltenskonsistenz. Daher ist es möglich, den zukünftigen Nutzen wirtschaftlicher Entscheidungen unabhängig vom Zeitpunkt dieser Diskontierung abzuzinsen.
  • Durch ihre ökonomischen Entscheidungen wollen Menschen ausschließlich ihren eigenen Nutzen maximieren.

Wirtschaftliche Rationalitätsszenarien

Das Rationalprinzip als Grundlage des ökonomischen Handelns von Individuen oder Unternehmen zielt folglich darauf ab, aus rationalen ökonomischen Entscheidungen maximalen Nutzen zu ziehen. Hierfür sind zwei unterschiedliche Szenarien denkbar:
Output-Maximierung

Bei diesem Szenario geht es um den Output wirtschaftlichen Handelns. Als rational klassifiziert werden kann es dann, wenn ein vorgegebener Mitteleinsatz zu maximalen Erträgen führt. Dieser Ansatz bildet beispielsweise die Grundlage für Rationalisierungsmaßnahmen in Unternehmen.

Mittel-Minimierung

In diesem Szenario sind die Ziele rationalen wirtschaftlichen Handelns vorgeben. Zu erreichen sind sie mit minimalem Mittel-Aufwand.

In beiden Fällen müssen ökonomische Entscheider entsprechende Zielgrößen definieren. Entweder sind der angestrebte Ertrag oder Limitationen für die zur Zielerreichung eingesetzten Mittel festzulegen. In der Unternehmenspraxis geht es folglich darum, Umsatz- und Gewinnerwartungen mit den diversen Produktionsfaktoren in jeweils geeigneter Form zu kombinieren und auf dieser Basis eine monetäre Bewertung der jeweils verfolgten Strategien vorzunehmen.

Rationalprinzip und Homo oeconomicus

Dem Rationalprinzip liegt das Menschenbild des Homo oeconomicus zugrunde. Der "ökonomische Mensch" handelt rational und emotionslos. Er richtet seine Entscheidungen an sachlichen Informationen aus. Dabei wird er von unbegrenzter Willenskraft und maximalem Eigennutz getrieben. Ein solcher Homo oeconomicus ist in der Lage, Informationen systematisch zu verarbeiten und auf Datenänderungen sofort zu reagieren. Außerdem agiert er in einem völlig transparenten Markt, den er ohne Einschränkungen überschauen kann - exakte Prognosen sind hier eingeschlossen.

Die Grenzen des Rationalprinzips und die Verhaltensökonomie

Das Rationalprinzip und der Homo oeconomicus sind zentrale Grundlagen der traditionellen Ökonomie, die in den Wirtschaftswissenschaften und in den Unternehmen ihre Bedeutung bis heute nicht verloren haben. Jedoch lassen sich hiermit bei weitem nicht alle ökonomisch relevanten Handlungen erklären. Spekulationsblasen, Abweichungen von klassischen Preis-Nachfrage-Modellen oder Panikreaktionen auf den Finanzmärkten lassen sich nicht mit dem Rationalprinzip erfassen. Auch Luxus-Produkte, Computerspiele oder ungesunde Lebensmittel stehen zumindest aus der Perspektive des Endverbrauchers rationalem Verhalten direkt entgegen. Das Gleiche gilt für Menschen, die ehrenamtliche Arbeit leisten oder ihren Beruf nicht nur aus finanziellen Gründen lieben, sondern Sinn und Freude darin finden.

Seit den 1960er Jahren hat sich vor diesem Hintergrund eine neue wirtschaftswissenschaftliche Disziplin entwickelt. Die Verhaltensökonomie (Behavioral Economics) führen Wirtschaftswissenschaften und Psychologie zusammen und versuchen auf diese Weise, den Verhaltens- und Entscheidungsmotivationen von wirtschaftlichen Akteuren auf die Spur zu kommen. Sie geht davon aus, dass als Grundlage ökonomischer Entscheidungen auch individuelle Einstellungen und Erfahrungen sowie soziale Beziehungen eine wesentliche Rolle spielen.

Zusammenfassung

Das Rationalprinzip ist eine wesentliche Grundlage der traditionellen Ökonomie und der klassischen Wirtschaftswissenschaften. Es beruht auf der Annahme eines Homo oeconomicus, der folgende Eigenschaften aufweist:

  • In seinem wirtschaftlichen Handeln verhält er sich ausschließlich rational.
  • Als Triebkraft für seine Handlungen und Entscheidungen dient das Ziel der Nutzenmaximierung.
  • Seine Entscheidungsgrundlagen sind ausschließlich rationale Informationen.
  • Er agiert in einem prognostizierbaren, völlig transparenten Markt.
Gegenpositionen zum Rationalitätsprinzip formuliert seit den 1960er Jahren die Verhaltensökonomie, die ursprünglich in den USA entstanden ist. Dem idealtypischen Homo oeconomicus stellt sie die realen Grundlagen menschlichen Verhaltens gegenüber, zu denen auch individuelle Erfahrungen, Einstellungen und Emotionen zählen.

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