Niedrigzinspolitik


Kurz & einfach erklärt:

Niedrigzinspolitik verständlich & knapp definiert

Die Zinspolitik wird durch die Zentralbank eines Landes gesteuert. Bei der Niedrigzinspolitik wird der Leitzins auf ein sehr niedriges Niveau angepasst, um die Konjunktur anzukurbelen. Durch die Senkung der Finanzierungskosten ist davon auszugehen, dass Unternehmen und Privatpersonen schneller investieren, da hohe Zinsen wegfallen.
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Bei der Niedrigzinspolitik handelt es sich um Entscheidungen der Notenbank bzw. Zentralbank eines Wirtschaftsraumes oder eines Landes, mit denen die Leitzinsen auf ein sehr niedriges Niveau gesenkt werden. Ziel der Niedrigzinspolitik ist die Konjunkturförderung. Die Theorie der Wirksamkeit dieser Politik geht davon aus, dass eine Senkung der Finanzierungskosten die Unternehmen zu mehr Investitionen anregt und Privatpersonen Konsumwünsche schneller erfüllen. Da hohe Zinsen als Investitions- oder Konsumhemmnis weitgehend wegfallen.

Die  Niedrigzinspolitik wirkt wie folgt:

  1. In einem ersten Schritt senkt die Zentralbank die sogenannte "Prime Rate" (auch Leitzins) genannt: Damit können sich Banken und ähnliche Institutionen höchster Bonität günstig mit Geld versorgen, also refinanzieren. Dank des großen Wettbewerbs und der Markttransparenz spiegeln sich die "neuen" Einkaufskonditionen für Geld auch sehr bald in den Zinsen für Geldanlagen oder den Kreditzinsen der meisten Kreditarten wider.
  2. Zusätzlich zur größeren Kreditaufnahme der Unternehmen und Privatpersonen führt die Niedrigzinsphase dazu, dass Erspartes weniger bringt. Deshalb - so die Theorie - sinkt auch die Sparneigung und die privaten Haushalte steigern ihren Konsum. Dies wiederum soll zu einem Multiplikator-Effekt in der Volkswirtschaft führen.

Kritische Beleuchtung der Niedrigzinspolitik



Die Niedrigzinspolitik ist in der volkswirtschaftlichen Diskussion ein durchaus umstrittenes Maßnahmenbündel. Es wird die Frage diskutiert, ob eine Senkung der Zinsen tatsächlich die Investitionsneigung der Unternehmen und Privatpersonen steigen lässt oder ob die negativen Folgen nicht doch überwiegen würden. Denn die Niedrigzinspolitik bedeutet auf der anderen Seite, dass insbesondere die private Altersvorsorge vieler Menschen in Mitleidenschaft gezogen wird: Einige Geldanlagen bringen keinen echten Wertzuwachs mehr, weshalb Kritiker der Niedrigzinspolitik zudem auch von einer schleichenden Enteignung der Sparerinnen und Sparer sprechen.

Auf der anderen Seite lässt sich das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts - beispielsweise in der Bundesrepublik - nur in der Niedrigzinsphase verwirklichen. Bei höheren Zinsen würde der Zinsanteil am Bundeshaushalt und den Haushalten der Länder, Städte und Kommunen noch weiter steigen. Aus dieser Sichtweise heraus wird klar, dass die Niedrigzinspolitik auch immer ein zweischneidiges Schwert ist.

Historische Würdigung der Niedrigzinspolitik



Die Niedrigzinspolitik oder auch die Nullzinspolitik sind - anders als europäische Marktbeobachter denken - keine sehr neue oder ungewöhnliche Erscheinung. Die Leitzinsen in Japan näherten sich bereits um die Jahrtausendwende der 0 %-Linie und konnten sich seit dem nicht mehr signifikant erholen. Damit ist eine konjunkturanregende Zinspolitik vom Ausnahemefall zum Normalfall geworden. Angesichts der drohenden Überschuldung vieler Staatshaushalte kann sich die Niedrigzinspolitik durchaus durch das gesamte zweite Jahrzehnt dieses Jahrhunderts ziehen. Damit würde die Niedrigzinspolitik Bestandteil einer neuen Normalität werden, die auch zusätzlich durch die Erweiterung der Geldmenge gekennzeichnet ist.

Zusammenfassend kann die Niedrigzinsphase wie folgt beschrieben werden:

  •  Sie beschreibt das Handeln der Noten- und Zentralbank bei der Festlegung bestimmter Leitzinsen
  • Die Märkte nutzen die Zinssignale und geben diese um die eigene Marge bereinigt meist leicht zeitverzögert an die Sparer- und Kreditnehmerseite weiter
  • Zentrales Motiv der Niedrigzinspolitik ist die Konjunkturankurbelung

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