Margin-Call


Kurz & einfach erklärt:

Margin-Call verständlich & knapp definiert

Der "Margin Call" steht in einem engen Zusammenhang mit den Terminkontrakten an der Börse. Er bezeichnet die Aufforderung durch den Broker an den Positionsteilnehmer/Anleger, eine aufgekommene Marge durch weitere Investitionen zu schließen, um im Gegenzug die Position weiter halten zu können. Alternativ wird dieser auch noch als "Performance Bond Call" oder "Variation Margin Call" bezeichnet. Eine konkrete Bezeichnung in der deutschen Sprache existiert hierfür nicht, da ebenfalls der gängige englische Fachbegriff verwendet wird.
notes Inhalte

Erläuterung anhand der Praxis

Margin Call in der Praxis
Um den Margin Call als Vorgang und Begriff zu verstehen, muss auch das Devisengeschäft verstanden werden. Dieses bietet dem Anleger die Möglichkeit mit mehr Kapital zu handeln, als er eigentlich zum aktuellen Zeitpunkt in liquiden Mitteln besitzt. Zustande kommt das dann, wenn die Position in die entgegengesetzte Richtung verläuft, als der Anleger oder sein Broker es vorhergesehen haben. Wurde beispielsweise eine "Short" Position eröffnet, bei der man daran verdient, wenn der Kurs fällt, würde eine Kurssteigerung zu einer erweiterten "Margin" führen.

Zu diesem Zeitpunkt läuft das Geschäft also entgegen der eigentlichen Erwartungen des Spekulanten, Anlegers oder Brokers. Letzterer hat dafür Sorge zu tragen, dass die "Margin" eingehalten wird. Vergrößert sich diese aber, weil der Kurs eben in die entgegengesetzte Richtung zum platzierten "Short" oder "Long" verläuft, muss sie kurzfristig wieder auf das ursprüngliche Niveau gebracht werden. Das hängt damit zusammen, dass der Anleger eben mehr Kapital angelegt hat, als er eigentlich besitzt - siehe den vorherigen Abschnitt. Die Differenz ist dann gleichbedeutend mit einer offenen Forderung gegenüber dem Anleger.

Vergrößert sich nun diese Margin, wird der Broker den Spekulanten beziehungsweise Anleger kontaktieren müssen. Das geschieht deshalb, weil der Broker natürlich nur ein Mittelsmann ist, das Kapital selbst kommt aber vom Anleger, welcher auch darüber verwaltet. Diese Kontaktaufnahme erfolgt in der Regel per Anruf, in der englischen Sprache mit "Call" übersetzt - dahingehend erklärt sich der Begriff selbst, nämlich der "Margin Call", also der Anruf, wenn die Margin zu hoch wird.

Ergebnisse aus einem Margin Call

Der Margin Call wird häufig auch als der "am meisten gefürchtete Anruf vom Broker" bezeichnet. Für beide Seiten, sowohl Anleger als auch Broker, ergeben sich daraus kurzfristig negative Umstände.

Broker:

  • er muss seinen Anleger die schlechte Nachricht überbringen, dass weiteres Kapital notwendig wird
  • steht weiteres Kapital nicht zur Verfügung, steht der Broker in der Pflicht, die Position aufzulösen
  • dadurch wird eine Position oftmals zum schlechtesten Zeitpunkt aufgelöst, insbesondere bei einer mittel- oder langfristigen Strategie
  • der Broker verliert dadurch mitunter das Vertrauen des Anlegers, weil ein Totalverlust erzielt wurde
Anleger:

  • er muss weiteres Kapital aufbringen
  • dieses Kapital muss zudem in eine Position investiert werden, welche zum aktuellen Zeitpunkt entgegen den Erwartungen verläuft
  • unter Umständen kann natürlich auch das "nachgeschossene" Kapital verloren gehen
  • erholt sich die Position später gemäß der Erwartungen, musste aber wegen fehlendem Kapital aufgelöst werden, zerfällt die ganze Strategie und es kommt zu einem großen Verlustgeschäft
Deshalb ist es speziell aus der Sicht des Anlegers wichtig, dass beim "Margin Trading" auch genügend Kapitalreserven vorhanden sind, um eben auf einen solchen Margin Call reagieren zu können. Natürlich ist auch denkbar, dass sich der Anleger freiwillig für ein Auflösen der Position entscheidet und die bisherigen Verluste "abhakt". Meist ist das aber nicht der Fall, weil vor allem kurzfristige Kursschwankungen nicht zwingend bedeutend für die mittel- und langfristige Entwicklung sind.
Der Margin Call ist sehr wichtig

Aus Sicht des Brokers muss dieser Margin Call stattfinden, weil er in der Verantwortung steht, den Anleger einerseits über den aktuellen Verlauf zu informieren und ihn andererseits vor einem Totalverlust bewahren muss. Kann die Deckung durch weiteres Kapital nicht vollzogen werden, der Margin Call wird also ignoriert, hätte das eben diesen Totalverlust zur Folge.

Zusammenfassung "Margin Call"

  • setzt sich aus den Begriffen Margin (von Margin Trading) und Call (eng.: Anruf) zusammen
  • bezeichnet einen Anruf/eine Kontaktaufnahme vom Broker zum Anleger
  • der Broker fordert auf, die offene Forderung durch zu große Margen mit weiterem Kapital zu schließen
  • geschieht das nicht, wird die Position mit einem Totalverlust aufgelöst
  • Anleger müssen das notwendige Kapital folglich "in der Hinterhand" haben

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