Prozesskostenrechnung


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Bevor wir hier hoch wissenschaftlich werden, und erklären „Die Prozesskostenrechnung (PKR) ist ein Modellierungsverfahren der Kostenrechnung, das eine Verallgemeinerung der Akkumulation von Kosten aus einer Mehrzahl von Typen und Instanzen liefert. lassen wir’s lieber und schauen uns die Prozesskostenrechnung anhand eines Beispiels an.

Praxisorientier Einstieg in die Prozesskostenrechnung

Die DJ-Metalery ist ein Unternehmen, was überwiegend in der Produktion von Stahlrohren tätig ist. Die Produkte werden überwiegend im Hochhaus- und Brückenbau eingesetzt und international vermarktet.

Für das Beispiel schauen wir uns speziell den Absatzbereich des Unternehmens an und gehen nach den folgenden vier Schritten vor
  • In der Versandabteilung müssen Teilprozesse festgelegt werden, die als Verursacher von Gemeinkosten im Vertriebsbereich gelten. Zur Erinnerung: Gemeinkosten ist eine Kostenart, die nicht direkt einem Kostenträger zuzurechnen ist. Ein Beispiel dafür wären Kosten für Reinigungspersonal, welches mehrere Produktionshallen säubert, in denen mehrere Produkte produziert werden.
  • Nun werden die Kosten festgelegt, die jedem Teilprozess so verursachungsgerecht wie möglich zugerechnet werden können.
  • Im dritten Schritt werden Maßgrößen (auch Kostentreiber oder Cost-Driver genannt) festgelegt, die als mengenmäßiger Ausdruck für jeden Teilprozess gelten sollen.
  • Schlussendlich werden aus den Prozesskosten und Maßgrößen verursachungsgerechte Prozesskostensätze für die Prozesskostenkalkulation festgelegt.
Sofern Sie die vier Schritte noch nicht verstanden haben sollten, können Sie entspannt tief durchatmen. Im Folgenden wird es noch deutlicher.

Teilprozesse für eine Kostenstelle ermitteln

Kommen wir zu Schritt 1 von 4. Wir wollen uns nun anschauen, welche Tätigkeiten im Vertrieb der DJ-Metalery anfallen. Dazu müssen wir wissen, dass das Unternehmen gegenwärtig - aufgrund der aktuellen Marktnachfrage - zwei Arten von Rohren produziert. Nämlich 1-Meter Rohre und 2-Meter-Rohre.

Nun schauen wir uns also an, welche Tätigkeiten in der Kostenstelle Vertrieb anfallen

  • Fertige Erzeugnisse (1 & 2 Meter Stahlrohre) einlagern
  • Lagereingänge in der computergestützten Lagerkartei festhalten
  • Versandpapiere für die fertigen Erzeugnisse erstellen
  • Spediteure benachrichtigen
  • Auslieferung der Stahlrohre an die Verkaufsabteilung melden
  • fertige Erzeugnisse auf Beschädigungen prüfen (Qualitätskontrolle)
  • Belege digitalisieren, abheften und verwalten
  • mit vor- und nachgelagerten Abteilungen zusammenarbeiten [Vorgelagert: Produktion & innerbetrieblicher Transport; Nachgelagert: Abrechnung & teile der Außendienstmitarbeiter des after-sal¬e service (Kundenbetreuung)]
  • fremdbezogene Erzeugnisse (Verschraubungen zur Verbindung der Stahlrohre) im Lager einsortieren
  • Lagerabläufe disponieren
  • Lagerbestände kontrollieren
  • Lagereingänge anhand der Begleitpapiere kontrollieren
  • Kundenaufträge kommissionieren
  • Kontrolle der Wirtschaftlichkeit und Rentabilität
  • Lagerausgänge in der computergestützten Lagerkarte vermerken
  • Lagerengpässe erkennen bzw. aufspüren
  • Lagerhüter vermeiden
Wie Sie leicht erkennen können, sind die Tätigkeiten in keiner Weise nach irgendeinem Prinzip geordnet. Es ist lediglich eine Aufzählung bzw. Übersicht über die anfallenden Tätigkeiten im Vertrieb.

Im nächsten Schritt werden wir die in Abbildung 1 aufgezeigten Tätigkeiten zu Teilprozessen bündeln.
Folgende Teilprozesse können aus der Abbildung 1 abgeleitet werden

Teilprozess
  1. 1- Meter Stahlrohre im Lager annehmen, einlagern und pflegen
  2. 2 Meter Stahlrohre im Lager annehmen, einlagern und pflegen
  3. Kundenaufträge kommissionieren
  4. 1- Meter Stahlrohre auf Paletten stapeln, mit Folie verpacken und den Abtransport vorbereiten
  5. 2 Meter Stahlrohre auf Paletten stapeln, mit Folie verpacken und den Abtransport vorbereiten
  6. Versand- und Begleitpapiere für die jeweiligen Aufträge erstellen und verwalten
  7. Versandabteilung leiten
Anmerkung zur Abbildung 2: Es ist wichtig, dass die Tätigkeiten betreffend der 1- Meter Stahlrohre und der 2 Meter Stahlrohre getrennt aufgelistet werden. Nur dann kann eine verursachungsgerechte Verrechnung der Prozessgemeinkosten erfolgen.


Kosten der einzelnen Prozesse bestmöglich ermitteln und zurechnen

Um nun den einzelnen Teilprozessen die Gemeinkosten zuzuordnen, die durch diesen tatsächlich verursacht wurden, ist es notwendig, die gesamten Gemeinkosten der Kostenstelle Vertrieb zu Grunde zu legen. Diese Kosten sind dem folgenden Betriebsabrechnungsbogen (BAB) zu entnehmen.

Betriebsabrechnungsbogen_der_DJ_MetaleryBetriebsabrechnungsbogen der DJ-Metalery

Legende / Abkürzungserklärung
BER* = Betriebsergebnisrechnung
VG**=Verteilungsgrundlage

Aus der Abbildung 3 ist zu erkennen, dass im Vertrieb Gemeinkosten i.H.v. 1.776.500,00 € angefallen sind.
Diese Gemeinkosten gilt es nun auf die Teilprozesse aufzuteilen.
Nach einer genauen Analyse der einzelnen Teilprozesse konnten die Gemeinkosten der Kostenstelle Vertrieb wie folgt auf die Teilprozesse aufgegliedert werden.

Teilprozesse_und_zugeordnete_TeilprozessgemeinkostenTeilprozesse und zugeordnete Teilprozessgemeinkosten

Anmerkung zur Abbildung 4: Während der Analyse muss festgestellt werden, wieviel Gemeinkosten dem jeweiligen Teilprozess verursachungsgerecht zugerechnet werden können. Es müssen also die Fragen der Kostenverursachung von den einzelnen Teilprozessen geklärt werden. Beispielsweise muss bestimmt werden, welche Personalkosten für welchen Teilprozess anfallen oder welche Maschinen (z.B. Hubfahrzeuge, Flurförderfahrzeuge bzw. Gabelstapler) in welchem Umfang für welchen Teilprozess genutzt werden. Entstehen z.B. Abschreibungen auf Flurförderfahrzeuge von 10.000,00 Euro pro Jahr und werden die Flurförderfahrzeuge zu einem Drittel (1/3) für Teilprozess 1 genutzt, so sind diesem Prozess 1/3

(3.333,33 = 1/3 * 10.000,00) ) der Abschreibungen zuzurechnen. Dem Teilprozess 2 sind dann entsprechend 6.666,66 (=2/3 * 10.000,00) zurechnen

Wie der Abbildung 4 zu entnehmen ist, können dem Teilprozess „7. Abteilung leiten“ keine Teilprozessmengen zugeordnet werden. Das ist dahingehend schwierig, weil der Abteilungsleiter Aufgaben erledigt, die eine leistungsmengenmäßige Erfassung nicht ermöglichen. Um dieses Problem zu lösen, werden die Gemeinkosten des leistungsmengenlosen Teilprozesses auf die leistungsmengenbezogenen Teilprozesse proportional umgelegt. Wenn es mehre leistungsmengenlose Prozesse gibt, dann müssen eben die Gemeinkosten aller leistungsmengenlosen Prozesse auf die leistungsmengenbezogenen Teilprozesse proportional umgelegt werden. Die nachfolgende Abbildung stellt die proportionale Umlage anschaulich dar.

Umlage_der_Gemeinkosten_der_leistungsmengenlosen_Teilprozesse_auf_die_leistungsmengenbezogenen_Teilprozesse_Umlage der Gemeinkosten der leistungsmengenlosen Teilprozesse auf die leistungsmengenbezogenen Teilprozesse

So werden die Kosten umgelegt:
  1. Die Gemeinkosten i.H.v. 127.500,00 (des leistungsmengenlosen Teilprozesses) werden durch die Summe der restlichen leistungsmengenbezogenen Teilprozesskosten (295000+309600+211200+317200+324000+192000=) 1.649.000,00 dividiert.
  2. Nun wird dieser Betrag (

      127.500,00
    0,08 = --------------
      1.649.000,00
    )mit dem jeweiligen leistungsmengenbezogenen Teilprozessgemeinkostenbetrag multipliziert


Beispielhafte Berechnung für Teilprozess 1
Teilprozess Teilprozessgemeinkosten Umlage GK TP 7 Rechnung für die Umlage
1 Meter Stahlrohre im Lager annehmen,
einlagern und pflegen
295.000,00 € 22.809,28 €
  127.500,00
  --------------- * 295.000,00
  1.649.000,00


Ermittlung der Teilprozess Gesamtkosten einschließlich der Umlage

Nun gilt es die Gesamtkosten aus Abbildung 5 der jeweiligen Teilprozesse zu ermitteln. Dazu werden die Teilprozessgemeinkosten und die umgelegten Teilprozessgemeinkosten der leistungsmengenlosen Prozesse addiert.

Die nachfolgende Tabelle zeigt nun die gesamten Teilprozessgemeinkosten.

Die_gesamten_TeilprozessgemeinkostenDie gesamten Teilprozessgemeinkosten

Auch wenn die Tabelle es schon schematisch darstellt, die Gesamtkosten werden durch einfache Addition (plus-rechnen) ermittelt.
Beispielhafte Berechnung für Teilprozess 1

Teilprozess Teilprozessgemeinkosten Umlage GK TP 7 Rechnung für die Umlage
1 Meter Stahlrohre im Lager annehmen,
einlagern und pflegen
295.000,00 € 22.809,28 € 295.000,00 + 22.809,28 = 317.809, 28

Bestimmung des Teilprozesskostensatzes

Nachdem wir nun die Teilprozesskosten inklusive der Umlage von den leistungsmengenlosen Teilprozessen bestimmt haben, gilt es den Prozesskostensatz zu ermitteln. Das geht ganz einfach, wir teilen einfach die in Abbildung 6 ermittelten Kosten durch die jeweiligen Teilprozessmengen der Teilprozesse. In der folgenden Abbildung wird das gesamte Verfahren deutlich.

Teilprozessmengen_und_die_zugeho__rigen_Teilprozesskostensa__tze_Teilprozessmengen und die zugehörigen Teilprozesskostensätze

So ermittelt man den Prozesskostensatz
Am Beispiel des ersten Teilprozesses wollen wir uns auch an dieser Stelle anschauen, wie einfach der Prozesskostensatz ermittelt wird.

P Teilprozessgemeinkosten Umlage GK TP 7 Teilprozessgemeinkosten
incl. Umlage
Prozessmengen Teilprozesskostensatz
1 295.000,00 € + 22.809,28€ = 317.809,28 € 250 Vorgänge

  317.809,28
  -----------------
  250 Vorgänge
Nachdem wir die Teilprozesskostensätze ermittelt haben, wollen wir im Folgenden anhand eines Beispiels die Verkaufspreiskalkulation eines Auftrages durchführen.

Rechenbeispiel einer Prozesskalkulation

Wer sich das folgende Beispiel anschaut sollte nach Möglichkeit das Kalkulationsschemata für die Selbstkosten des Umsatzes kennen, sowie die Rechnung die sich dahinter verbirgt.

Kalkulationsschemata_zur_Berechnung_der_Selbstkosten_des_Umsatzes__sowie_der_Gemeinkostenzuschlagssa__tze_Kalkulationsschemata zur Berechnung der Selbstkosten des Umsatzes sowie der Gemeinkostenzuschlagssätze

Beispielsituation
Die DJ-Metalery erhält einen Auftrag über die Produktion von 2.000 1 Meter Stahlrohre. In die Kalkulation der Verkaufspreise fließen natürlich die Materialkosten als s.g. Einzelkosten, die Lohnkosten sowie die Zuschlagssätze für Material-, Fertigungs- und Verwaltungsgemeinkosten mit ein. Um einen kundenorientierten Produktpreis ermitteln zu können, sollen nur die Teilprozesse im Vertriebsbereich in die Preiskalkulation mit einberechnet werden, die durch den Auftrag von 2.000 1 Meter Stahlrohren auch verursacht worden sind.

Entsprechend unserer sieben Teilprozesse gilt es nun Folgendes zu beachten

TP Teilprozesskostensatz Anzahl der Arbeitsabläufe im Jahr [=Teilprozessmengen} Belastung des Kunden mit dem jeweiligen Prozess
1 1.271,24 € 250 Vorgänge zu je 200 1-Meter-Rohre Prozesskosten aus diesem Teilprozess sollen dem Kunden nicht angerechnet werden, da die Ware direkt aus der Produktion in den Versand geht. Der Kunde hat also diesen Teilprozesskostensatz nicht verursacht.
2 1.389,74 € 240 Vorgänge zu je 150 2-Meter-Rohre Auch die Belastung dieses Teilprozesses entfällt, weil es sich um 1 Meter Stahlrohre handelt. Der Kunde hat also die Kosten dieses Teilprozesses nicht verursacht.
3 59,25 € 3.840 Vorgänge Der Kunde muss den Prozesskostensatz für die Kommissionierung tragen. Jeder Kundenauftrag, unabhängig von der bestellten Menge, verursacht den gleichen Kostensatz.
4 140,05 € 2.440 Vorgänge zu je 50 1-Meter-Rohre Der Kunde wird mit dem Prozesskostensatz für 1.000 Stahlrohre 1-Meter-Stahlrohre belastet, der Auftrag hat den Teilprozess 40 Mal verursacht. 2000 1 Meter Stahlrohre / zu je 50 1 Meter Stahlrohre in einem Prozess = 40 Prozesskostensätze.
5 145,44 € 2.400 Vorgänge zu je 15 2-Meter-Rohre Dieser Kostensatz wird ebenfalls dem Auftrag nicht zugerechnet, der Kunde hat 1.000 1-Meter-Stahlrohre bestellt und damit die Kosten des Teilprozesses nicht verursacht.
6 55,87 € 3.840 Kundenaufträge Diesen Kostensatz wird dem Auftrag zugerechnet, da der Kunde diesen Teilprozess durch seinen Auftrag verursacht hat. Er fällt einmalig und unabhängig von der Menge an.




Mithilfe der obenstehenden Tabelle soll der Auftrag kalkuliert werden.
Es liegen die Information der Stückliste vor, dass für ein 1-Meter-Rohr Materialeinzelkosten i.H.v. 99,13 Euro anfallen und Lohnkosten in Höhe von 28,60 € pro Rohr entstehen.

Folgende Zuschlagssätze gilt es zu berücksichtigen, diese sind als gegeben anzusehen:

  • Materialgemeinkostenzuschlagsatz: 15 %
  • Fertigungsgemeinkostenzuschlagsatz: 121,5 %
  • Verwaltungsgemeinkostenzuschlagsatz: 16 %
  • Gewinnzuschlag: 6 %


Stückkalkulation für den Kunden Beträge Summe
Fertigungsmaterial laut Stückliste 99,13 € 198.260,00 €
Materialgemeinkostenzuschlagssatz 15% 29.739,00 €
Summe der Materialkosten   227.999,00 €
Fertigungslöhne 28,60 € 57.200,00 €
Fertigungsgemeinkostenzuschlag 121,5% 69.498,00 €
Fertigungskosten   126.698,00 €
Herstellkosten der Erzeugung   354.697,00 €
+Verwaltungsgemeinkostenzuschlag 16% 56.751,52 €
+Prozesskosten für Teilprozess 3 59,25 € 59,25 €
+Prozesskosten für Teilprozess 4 140,05 € 5.602,06 €
+Prozesskosten für Teilprozess 6 53,87 € 53,87 €
Selbstkosten für 2000 1-Meter-Stahlrorhe   417.163,70 €
+ Gewinnaufschlag 6% 25.029,82 €
Barverkaufspreis für 2000 1-Meter-Stahlrohre   442.193,52 €
Barverkaufspreis für 1 Stahlrohr   221,10 €
Erklärung zu der Gemeinkostenverrechnung von Teilprozess 4: Dieser Teilprozess fällt bei der Produktion von 2.000 1 Meter Stahlrohren 40 Mal an. In Abbildung 4 ist dargestellt, dass die Teilprozesskosten i.H.v. 140,05 Euro (siehe Abbildung 7 ) für 50 Stahlrohre anfallen. Entsprechend fällt bei 2.000 Stahlrohren dieser Teilprozesskostensatz 40 Mal (=

  2.000 Stahlrohre
  ------------------------
  50 Stahlrohre
an)

Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass ein, wie in Abbildung 8 dargestelltes Schema möglichst bekannt sein sollte, bzw. das Verständnis der o.a. Kalkulation nachhaltig fördert.

Weiteres Rechenbeispiel zur Prozesskostenkalkulation

Ein Kooperationspartner der DJ-Metalery - die Special Bolting – erhält einen Auftrag über 1.000 Verschraubungen. In der Kostenstelle Vertrieb sind 660.000,00 € an Gemeinkosten angefallen. Nach einer Analyse der Tätigkeit können die dort anfallenden Arbeiten in folgende 7 Teilprozesse untergliedert werden.

Teilprozesse in der Kostenstelle Vertrieb Teilprozesskosten Maßgrößen
1. fertige Erzeugnisse aus der Produktion übernehmen und einlagern 164.400,00 € 600 Anlieferungen
2. Versandpapiere -Inland- erstellen 67.500,00 € 1125 Vorgänge
3. Zollpapiere für Auslandsaufträge erstellen 39.750,00 € 375 Vorgänge
4. Erzeugnisse auf Paletten versandfertig machen 139.200,00 € 6000 Paletten
5. eigenen Transportfahrzeuge ordern 79.500,00 € 975 Vorgänge
6. Spediteure beauftragen 61.650,00 € 420 Vorgänge
7. Abteilung leiten 108.000,00 € ?
Summe der Gemeinkosten 660.000,00 €  


Zur Kalkulation des Auftrages sind folgende Faktoren bekannt

  1. Fertigungsmaterial pro Verschraubung 14,20 € Materialgemeinkostenzuschlag 5 %
  2. Fertigungslohnkosten pro Verschraubung 20,50 Fertigungsgemeinkostenzuschlag 95 %
  3. Verwaltungsgemeinkostenzuschlag 12 %

Die Verschraubungen wurden von einem inländischen Unternehmen geordert und müssen nach der Produktion noch zwischengelagert werden. Im Versandbereich fallen dafür 4 Anlieferungen an. Für den Auftrag werden 20 Paletten benötigt, die versandfertig gepackt werden müssen. Nun kalkulieren wir die Selbstkosten für den Auftrag. Dazu müssen wir zunächst die leistungsmengenlosen Teilprozessgemeinkosten (Teilprozess 7 Abteilung leiten) auf die leistungsmengenbezogenen Teilprozesse umlegen.

Teilprozesse Teilprozesskosten Maßgrößen Umlage
1 164.400,00 € 600 Anlieferungen 32.165,22 €
2 67.500,00 € 1125 Vorgänge 13.206,52 €
3 39.750,00 € 375 Vorgänge 7.777,17 €
4 139.200,00 € 6000 Paletten 27.234,78 €
5 79.500,00 € 975 Vorgänge 15.554,35 €
6 61.650,00 € 420 Vorgänge 12.061,96 €
7 108.000,00 € ?  
Summe der GK 660.000,00 € Kontrolle 108.000,00 €


Nochmal zur Erinnerung, wir nehmen die Gemeinkosten des leistungsmengenlosen Teilprozess 7 (108.000,00 €) und teilen diese durch die Summe der leistungsmengenbezogenen Teilprozesse 1-6 (552.000,00 €). Das Ergebnis multiplizieren wir dann mit den jeweiligen Teilprozessgemeinkosten und erhalten den Umlagebetrag.

Beispielhafte Berechnung der Umlage am Teilprozess 1

Teilprozesse Teilprozesskosten Maßgrößen Umlage
1 164.400,00 € 600 Anlieferungen 108.0000,00/552.000,00 * 164.400,00 = 32.165,22 €


Nun kalkulieren wir die Gemeinkosten anhand des bekannten Schemas

Preiskalkulation   1000 Stück
Fertigungseinzelkosten 14,20 € 14.200,00 €
+ Fertigungsgemeinkosten 5,0% 710,00 €
Fertigungskosten   14.910,00 €
Fertigungslöhne 20,50 € 20.500,00 €
+ Fertigungsgemeinkosten 95,0% 19.475,00 €
Fertigungskosten   39.975,00 €
Herstellkosten des Umsatzes   54.885,00 €
+ Verwaltungsgemeinkosten 12,0% 6.586,20 €
+ Teilprozess 1 * 4 siehe Aufgabe 327,61 € 1.310,44 €
+ Teilprozess 2 71,74 € 71,74 €
+ Teilprozess 4 * 20 siehe Aufgabe 27,74 € 554,80 €
+ Teilprozess 6 175,50 € 175,50 €
Summe   63.583,68 €


Erklärung:
Der Prozesskostensatz für den Teilprozess 1 fällt viermal an, denn im Versandbereich fallen laut Aufgabenstellung „4 Anlieferungen“ an. Für den Auftrag werden „20 Paletten“ benötigt, die versandfertig gepackt werden müssen, daher fallen die Prozesskosten für den Teilprozess 4 zwanzigmal an.

Die Selbstkosten für die 1.000 Rohre belaufen sich nun auf 63.583,68 Euro. Wenn diese verkauft werden, wäre es sinnvoll einen Gewinnaufschlag mit einzukalkulieren (siehe dazu auch die letzte Selbstkostenkalkulation des obigen Beispiels), damit das Unternehmen langfristig erfolgreich ist.

Warum ist die Prozesskostenrechnung in modernen Unternehmen so wichtig

Um diesen Abschnitt zu verstehen, sollte man eine grobe Vorstellung von der Vollkostenrechnung haben.

In dem obigen Text und den Rechenbeispielen konnten Sie sich bereits einen kleinen Überblick über die Prozesskostenrechnung verschaffen. Im Folgenden wird dargestellt, warum der Prozesskostenrechnung in der heutigen Unternehmenswelt eine immer größere Bedeutung zukommt.

Die DJ-Metalery ist ein Unternehmen, was nahezu konkurrenzlos am Markt ist, es geniest nahezu Monopolstellung. In vielen Unternehmensbereichen herrscht aber eine große Konkurrenz, sodass der Produktpreisgestaltung eine hohe Bedeutung zukommen muss. Denn ist die Konkurrenz günstiger bei gleicher Qualität, so muss ein Unternehmen damit rechnen, dass seine Kunden zu der günstigeren Konkurrenz abwandern, wenn dieses nicht durch besondere Kundenbindungsaktivitäten unterbunden wird.

Die Prozesskostenrechnung soll das Unternehmen bei der kundenorientierte Produktpreiskalkulation unterstützen. Dem Kunden sollen soweit es geht, nur die Kosten in Rechnung gestellt werden, die er durch seinen Auftrag auch verursacht hat. Genau das ist das Problem der Vollkostenrechnung. Dieses Instrument legt die Gemeinkosten einer Kostenstelle über s.g. Kostenstellenzuschlagssätze proportional auf die Einzelkosten der jeweiligen Erzeugnisse (im Beispiel Stahlrohre) um. Diese rechnerische Vorgehensweise entspricht nicht der tatsächlichen Kostenverursachung und lässt eine kundenorientierte Kalkulation der Produktpreise nicht zu. Es bedarf also neuer Bezugsgrößen, etwa die Tätigkeiten, die in der jeweiligen Abteilung anfallen und dem jeweiligen Auftrag zugerechnet werden können. Diese Tätigkeiten gilt es zu analysieren und den jeweiligen Aufträgen zuzuordnen, die in der Abteilung bearbeitet werden. Beispiel: In einer Abteilung werden 10 Teilprozesse ausgeführt. Im aktuellen Monat werden 3 Aufträge in der Abteilung abgewickelt. Auftrag 1 nimmt lediglich 3 der 10 Teilprozesse in Anspruch. Auftrag 2 nimmt 5 der 10 Teilprozesse und Auftrag 3 nimmt 8 der 10 Teilprozesse in Anspruch. Um eine kundenorientierte Kostenkalkulation zu erreichen, sollten einem Auftrag nur die Kosten zugerechnet werden, die durch ihn auch verursacht worden sind.

Es ist besonders wichtig, dass die Gemeinkosten korrekt verrechnet werden, weil diese Kostenart mittlerweile einen Anteil von 75 Prozent an den Gesamtkosten annimmt. Dies gilt besonders für den Dienstleistungsbereich, hier sind die Gemeinkosten anteilsmäßig besonders hoch.
Es ist also keine Kleinigkeit, um die es geht. Wenn an diesen Stellen also falsch bzw. ungenau gerechnet wird, kommen Preise für die Produkte (oder Dienstleistungen) heraus, die unrealistisch und nicht kundenorientiert sind.

Die Vollkostenrechnung ist außerdem zu stark auf den Produktionsbereich ausgerichtet. Sie berücksichtigt nicht die steigende Bedeutung der indirekten Bereiche des Unternehmens. Unter den indirekten Bereichen versteht man etwa die Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die innerbetriebliche Logistik, die Qualitätssicherung, die Beschaffung, den Vertriebsbereich (wie in den Beispielen dargestellt) und den Kundenservice.

Einführung der Prozesskostenrechnung in einem indirekten Unternehmensbereich

Entscheidet sich ein Unternehmen nun, die Prozesskostenrechnung als Kostenrechnungsinstrument einzuführen, sind die unter dem Punk „Praxisorientier Einstieg in die Prozesskostenrechnung“ zu beachten. Speziell gilt es die folgenden Fragen zu beantworten:

  • Welche Teilprozesse sind die Verursacher von den Gemeinkosten in dem Unternehmensbereich.
  • Wie lassen sich die Kosten eines jeden Teilprozesses ermitteln?
  • Welche Maßgrößen, auch Kostenreiber genannt, lassen sich passend zu den jeweiligen Teilprozessen festlegen?
  • Wie lassen sich aus den Prozesskosten und Maßgrößen verursachungsgerechte Prozesskostensätze errechnen, die dann als Grundlage einer prozessorientierten Kalkulationen dienen?
  • Wie kann anhand der so bestimmten Elemente eine prozess- und damit kundenorientierte Kalkulation aufgebaut werden?
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