Ständige Fazilitäten


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Ständige Fazilitäten sind ein geldpolitisches Instrument von Zentralbanken wie der Europäischen Zentralbank (EZB). Es handelt sich dabei sowohl um sogenannte Einlagefazilitäten als auch um die Spitzenrefinanzierungsfazilität. Beide Maßnahmen richten sich primär an Geschäftsbanken, um diesen über Nacht liquide Mittel zur Verfügung zu stellen bzw. die Möglichkeit zu geben, Geld über Nacht bei der EZB anzulegen.

Einlagefazilität und Spitzenrefinanzierungsfazilität

Geschäftsbanken können bei der Zentralbank Geld für einen Tag in flexibler Höhe anlegen. Dafür erhalten sie den Satz der Einlagefazilität als Zinsgutschrift, der mit dem privaten Tagesgeld vergleichbar ist. Die Einlage wird von der Zentralbank am nächsten Tag inklusive der Zinsen wieder gut geschrieben.

Die zweite Art der ständigen Fazilitäten bildet die Spitzenrefinanzierungsfazilität (SRF). Durch diese haben Banken die Möglichkeit, Kredite bei der EZB über Nacht in theoretisch unbegrenzter Höhe aufzunehmen. Das Darlehen muss von den Banken im Rahmen des Sicherheitenkontos besichert werden und wird am nächsten Geschäftstag fällig. Zuzüglich zur Kreditsumme müssen die Kreditinstitute Zinsen an die Zentralbank zahlen, deren Höhe am Spitzenrefinanzierungssatz ersichtlich ist.

Sinn und Zweck von ständigen Fazilitäten

SRF und Einlagefazilität dienen vor allem kurzfristigen Zwecken. Über die Kreditaufnahme können sich Banken schnell Liquidität verschaffen, um möglichen Engpässen am nächsten Geschäftstag zu entgehen. Sinn und Zweck der SRF ist es vor allem, dass Banken die gesetzlichen Vorschriften zur Mindestreserve einhalten. Ist die Einhaltung etwa durch ein hohes Maß an Kreditvergaben an einem Geschäftstag gefährdet, nimmt die Bank ihrerseits Kredite auf und hinterlegt das Kapital als Mindestreserve bis dazu eigenes Geld verwendet werden kann.

Die Einlagefazilität ermöglicht es Banken hingegen, überschüssige Liquidität zu vermeiden. Zwar sind die hierfür gezahlten Zinssätze vergleichsweise niedrig, das Kreditinstitut erhält aber immerhin überhaupt eine Rendite für das Kapital.

Gleichzeitig verfügen ständige Fazilitäten über eine geldpolitische Bedeutung. Kreditinstitute können kurzfristige Darlehen bzw. kurzfristige Einlagen auch am Interbankenmarkt in Anspruch nehmen. Allerdings sind die Zinssätze hier niedriger (Kreditaufnahme) bzw. höher (Geldanlage) als die Sätze der EZB. Andernfalls wären Investitionen bzw. Kreditaufnahmen am Interbankenmarkt nicht lohnenswert. Insofern bildet die EZB durch ständige Fazilitäten einen Zinsrahmen für den kurzfristigen Geldmarkt.

Abgrenzung zum Hauptrefinanzierungssatz

Die ständigen Fazilitäten bilden zwei der insgesamt drei Leitzinssätze der EZB. Wesentlich wichtiger als die beiden bisher beschriebenen ist allerdings der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz. Im Rahmen von Hauptrefinanzierungsgeschäften leihen sich Geschäftsbanken über einen längeren Zeitraum Geld bei der EZB und hinterlegen hierfür notenbankfähige Sicherheiten (Wertpapiere).

Über den Hauptrefinanzierungssatz steuert die Zentralbank indirekt die Zinsen am Geld- und Kapitalmarkt. Erhöht die EZB den Zinssatz, wird die Kreditaufnahme für Geschäftsbanken bei der Zentralbank teurer. Diese erhöhten Kosten werden dann direkt an die Kunden der Geschäftsbanken – beispielsweise andere Banken, Unternehmen oder Privatpersonen – weitergegeben. Auf dem gleichen Wege werden auch verringerte Leitzinsen an den Wirtschaftskreislauf übermittelt.

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