Verwendungsrechnung


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Die Verwendungsrechnung ist eine von drei Möglichkeiten, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einer Volkswirtschaft zu ermitteln. Dabei zeigt diese Art der Berechnung an, wofür das BIP von den Wirtschaftssubjekten letztlich „ausgegeben“ wird.

Verwendungsrechnung einfach erklärt

In der Volkswirtschaftslehre existieren verschiedene Verfahren, um das BIP zu berechnen. Dabei geht die Verwendungsrechnung der Frage auf den Grund, wofür das BIP an sich eigentlich von den Wirtschaftssubjekten verwendet wird. Hier bestehen wiederum vier Möglichkeiten:

  • Privater Konsum: Unter diesem Punkt sind alle Ausgaben erfasst, die private Haushalte während einer Periode – in der Regel eines Jahres – tätigen. Dazu gehören sowohl Ausgaben etwa für Lebensmittel oder die Miete als auch langfristig genutzte Anschaffungen wie Autos oder Häuser.
  • Staatlicher Konsum: Auch der Staat konsumiert. Gemeint sind insbesondere Ausgaben für Gehälter von Mitarbeitern staatlicher Behörden wie beispielsweise Lehrer, Professoren oder andere Beamte.
  • Bruttoinvestitionen: Rein volkswirtschaftlich gesehen ist von einer Investition zu sprechen, wenn ein bestimmtes Gut über einen langfristigen Zeitraum und zum Zwecke der Produktion bzw. Leistungserstellung verwendet wird. Sowohl der Staat als auch privatwirtschaftliche Unternehmen führen solche Investitionen durch.
  • Außenbeitrag: Der Außenbeitrag ergibt sich durch Exporte und Importe, wobei der Wert der eingeführten Güter von denen der exportierten Güter abgezogen wird. In Deutschland ist der Außenbeitrag klassischerweise positiv. Sollte ein Land allerdings mehr Güter importieren als exportieren, würde dieser Betrag negativ ausfallen.
Merke: Was ist die Verwendungsrechnung?

Die Verwendungsrechnung betrachtet, wie das Bruttoinlandsprodukt von den Wirtschaftssubjekten verwendet wird und sieht dabei die Aggregate privater Konsum, staatlicher Konsum, Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag vor.

volkswirtschaftliche_gesamtrechnung

Schema für die Verwendungsrechnung

Die Berechnung der Verwendungsrechnung erfolgt rein auf Seiten der Nachfrager. Das Statistische Bundesamt muss die vier hierfür erforderlichen Größen ermitteln, woraus sich dann automatisch das BIP ergibt:

Privater Konsum

+ Staatlicher Konsum

+ Bruttoinvestitionen

+ / - Außenbeitrag (Exporte - Importe)

= BIP

Aussagekraft und Sinn der Verwendungsrechnung

Durch die Verwendungsrechnung wird in erster Linie deutlich, wie eine Volkswirtschaft das von ihr generierte Kapital einsetzt. Interessant ist dabei insbesondere das Verhältnis aus staatlichem Konsum und staatlichen Investitionen, die wiederum in den Bruttoinvestitionen enthalten sind. Vereinfacht gesprochen sind Konsumausgaben „einfach weg“. Dieses Kapital muss der Staat jedes Jahr aufs Neue aufbringen, um hiervon bestimmte Leistungen – in der Regel Gehälter von Beamten – zu zahlen. Hingegen können Investitionsobjekte über einen langfristigen Zeitraum verwendet werden und stiften dauerhaft einen bestimmten Nutzen bzw. Ertrag. Beispiele:

  • Der Staat baut öffentliche Straßen. Dadurch wächst die Wirtschaft, weil der Warentransport einfacher zu bewältigen ist, was wiederum einen positiven Effekt auf die Steuereinnahmen hat.
  • Der Staat investiert in die Bildung. So können mehr Fachkräfte ausgebildet werden, die später höhere Gehälter verdienen und damit auch höhere Steuern zahlen.


Volkswirte führen Teile der Griechenland-Krise auf zu geringe Investitionsausgaben des südosteuropäischen Staates bei gleichzeitig hohen Konsumausgaben zurück.

Darüber hinaus wird aber auch deutlich, wie stark die Haushalte konsumieren und die private Wirtschaft investiert. Eine hohe Binnennachfrage mindert die Exportabhängigkeit der Wirtschaft und sorgt für ein „starkes Grundgerüst“. Zu guter Letzt zeigt der Außenbeitrag, in welchem Verhältnis Importe und Exporte stehen. Eines der Ziele des magischen Vierecks ist dabei nicht etwa ein möglichst hoher Exportüberschuss, sondern ein ausgeglichener Außenbeitrag.

Beispiel für die Verwendungsrechnung (Deutschland)

Laut dem Statistischen Bundesamt betrugen die Konsumausgaben in Deutschland im Jahr 2016 rund 2,3 Billionen Euro, wovon wiederum 1,7 Billionen Euro auf private und 600 Milliarden Euro auf staatliche Ausgaben entfielen. Die Bruttoinvestitionen beliefen sich hingegen auf 600 Milliarden Euro, der Außenbeitrag lag mit 250 Milliarden Euro traditionsgemäß deutlich im Plus. Insgesamt ergibt sich hieraus ein BIP von rund 3,15 Billionen Euro für das Jahr 2016.

Verwendungsrechnung, Entstehungsrechnung und Verteilungsrechnung – ein kurzer Vergleich

Neben der Verwendungsrechnung existieren mit der Entstehungsrechnung und der Verteilungsrechnung noch zwei weitere Verfahren zur Ermittlung des BIP. Dabei geht die Entstehungsrechnung – anders als die Verwendungsrechnung – von der Seite der Produzenten aus. Hingegen befasst sich die Verteilungsrechnung mit der Frage, wie das BIP auf Arbeit und Kapital verteilt wird.

Verwendungsrechnung – Definition & Erklärung – Zusammenfassung

  • Die Verwendungsrechnung ist eine Möglichkeit, das BIP einer Volkswirtschaft zu ermitteln
  • Dabei wird von der Seite der Nachfrager ausgegangen
  • Unterteilt wird die Nachfrage in privaten Konsum, staatlichen Konsum, Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag
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