Offene Inflation


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Eine andere Art der Inflation ist die sogenannte offene Inflation. Hierbei handelt es sich um einen spürbaren Anstieg des Preisniveaus, welches offen zu Tage liegt. Auch hier kommt es zu einem kontinuierlichen Nachfrageüberhang.

Von den Verbrauchern wird dieser Nachfrageüberhang wahrgenommen und das jeweilige Einkommen wird rasch ausgegeben. Außerdem steigern auch die Unternehmer die Preise, sodass ein extremer Inflationsdruck den Markt beherrscht. Der Staat greift hierbei nicht ein.

Messung der offenen Inflation

In Deutschland ist die Inflation in der Regel immer offen. Durch die Erhebungen des Statistischen Bundesamts und die anschließende Publikation können alle Wirtschaftssubjekte feststellen, ob ein allgemeiner Preisanstieg vorliegt. Begründet liegen diese Preissteigerungen in den Marktbedingungen, wie beispielsweise:


  • Anstieg der Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt
  • Senkungen der Zinsen durch die Zentralbank
  • Gestiegene Produktionskosten für Unternehmen im Allgemeinen


Der Staat greift hierbei nicht in den freien Markt ein, die Entwicklung kann ungehindert fortlaufen.

Grad der offenen Inflation

Nur, weil die Inflation theoretisch von allen Wirtschaftssubjekten bemerkt werden kann, muss das in der Realität noch nicht der Fall sein. Insbesondere private Verbraucher informieren sich nur unzureichend über die Inflation, solange diese in einem kaum wahrnehmbaren Rahmen liegt. Die Europäische Zentralbank geht davon aus, dass jährliche Preissteigerungen von bis zu 2 Prozent für den Verbraucher nicht wirklich spürbar sind. Erst wenn der Grad der offenen Inflation hierüber hinausgeht, gewinnt diese an Dynamik.

Folgen der offenen Inflation

Sobald allgemein bekannt ist, dass das Preisniveau stark ansteigt, geben Verbraucher Ihr Erspartes schneller aus als gewöhnlich. Schließlich könnten sich die Preise schon in naher Zukunft, im schlimmsten Fall sogar am nächsten Tag erhöhen. Durch diesen Nachfrageüberhang kann die Inflation unter Umständen weiter wachsen, was zu noch schnelleren Ausgaben des Einkommens führt. Das Problem besteht darin, dass Arbeitsverträge recht starr sind. Lohnerhöhungen sind entweder gar nicht oder nur jährlich vorgesehen. Als Folge sinkt das Realeinkommen der Arbeitnehmer.

Auch das Ersparte wird während einer hohen, offenen Inflation weniger. Verbraucher flüchten daher in der Regel in Fremdwährungen und Sachwerte (Rohstoffe, Immobilien), um der Inflation zu entgehen. Dadurch wird das Angebot auf diesen Märkten allerdings verknappt und die Preise steigen weiter.

Wer profitiert von der offenen Inflation?

Von der Inflation profitieren vor allem Schuldner. Ihre Schulden sind als fixer Nominalbetrag festgehalten, der durch die offene Inflation real sinkt. Zu diesen Schuldnern zählt auch der Staat, der meist sogar sehr hoch verschuldet ist und seine Verbindlichkeiten so schneller abbauen kann. Auch Personen mit Sachvermögen können von der Inflation profitieren, weil der Nominalwert von Sachanlagen steigt.

 Klare Verliere sind folglich Gläubiger, Geldanleger und Sparer. Ihre Forderungen werden real gesehen weniger Wert. Auch die bereits angesprochenen Bezieher fester Einkommen verlieren grundsätzlich, weil es zu Preissteigerungen ohne Einkommenssteigerungen kommt.



An dieser Stelle sei aber klar darauf hingewiesen, dass die gesamtwirtschaftliche Produktivität sinkt und es deutlich mehr Verlierer als Gewinner gibt. Zumindest wenn die offene Inflation vergleichsweise hoch ausfällt und bei mehr als 2 bis 5 Prozent pro Jahr liegt. Eine moderate Inflation – wie sie von der EZB angestrebt wird – ist hingegen sogar gut für die Wirtschaft. Dadurch werden Anreize Gesetz, Geld zu investieren und es nicht auf dem Sparbuch verweilen zu lassen.

Offene Inflation – Beispiel

Jede Inflationsrate, die publiziert wird, ist ein Beispiel für die offene Inflation. Im allgemeinen Sprachgebrauch gelten aber vor allem Hyperinflationen als offene Inflation. In der Tat handelt es sich hierbei auch um eine Form der offenen Inflation, jedoch dürfen die Begriffe nicht synonym verwendet werden.

Zwei Beispiele für die offene Inflation sollen diesen Sachverhalt verdeutlichen:

Nach dem zweiten Weltkrieg musste Deutschland hohe Reparationszahlungen an Frankreich leisten. Um diese Zahlungsforderungen begleichen zu können, brachte die Notenbank immer mehr Reichsmark in Umlauf. Die Folge: Eine nie dagewesene Hyperinflation mit Teuerungsraten von mehreren tausend Prozentpunkten pro Jahr. Diese war von allen Deutschen spürbar, weshalb sie als offene Inflation gilt.

Seit der Einführung des Euro liegt die Inflation in fast allen Jahren zwischen 0 und 2 Prozent. Die Zahlen werden monatlich bzw. jährlich von der EZB publiziert. Alle Fakten sind frei für jeden Bürger zugänglich, so dass von einer offenen Inflation zu sprechen ist – obwohl diese vielleicht nicht stark oder gar nicht spürbar ist.

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