Expertenbefragung


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Die Delphi-Methode ist ein systematisches und in mehrere Stufen gegliedertes Befragungsverfahren, welches im Kreise ausgewählter Experten durchgeführt wird.

Entwickelt wurde die Methode im Jahr 1963 von der RAND-Corporation. Ziel ist es, die Meinungen und Annahmen der Befragten zu analysieren und ein aussagekräftiges Resultat zu erhalten, welches eine zuverlässige Prognose bilden kann, beruhend auf einem Konsens der Teilnehmer.

Die Ziele der Delphi-Methode

Diese Expertenbefragung ist eine Schätzmethode. Es gilt die Annahme, dass durch die gezielte Auswahl von Experten ein sichereres Ergebnis mit zuverlässigerer Aussagekraft erzielt wird. Durch die integrierte Rückkopplung sollen Fehlerquellen minimiert und eliminiert werden. Die Ergebnisse der Delphi-Methode sollen Aussagen tätigen über Trends, zukünftige Ereignisse, Prognosen und die technische Weiterentwicklung. Es wird eine einheitliche Meinungsbildung verfolgt, um eine sichere Bewertung zu erhalten. Im Ergebnis sollten die Experten zu einem Konsens gelangen. Die Aussagen werden vor dem Hintergrund ihres Fachwissens getätigt.

Die Vorgehensweise

Grundsätzlich erfolgt zunächst die Auswahl der Experten. Die Befragung selbst findet in der Regel anonym statt und in elektronischer bzw. schriftlicher Form. Der Aufbau der Befragung ist klar definiert. Die Expertenrunde erhält einen Katalog mit Fragen oder Thesen. Hierzu müssen die Teilnehmer ihre Einschätzungen abgeben. Dieser Vorgang zieht sich über mehrere Runden, wobei ab der 2. Runde ein Feedback abgegeben und dieses mit einbezogen wird. Die Ergebnisse der jeweiligen Runden werden aufgelistet und es erfolgt eine Mittelwert- bzw. Durchschnittswertberechnung. Diese wird den Experten vorgelegt. Die Experten können ihre Meinung ändern oder verfeinern. Am Ende wird das Gesamtergebnis aufbereitet und präsentiert.

Standard- und Breitband-Delphi-Methode

Es gibt diverse Abwandlungen der Delphi-Methode. Neben der Realtime-Delphi-Methode, welche eine sofortige Rückkopplung erlaubt, sind die Standard- und Breitband-Methoden die gängigsten. Die Vorgehensweisen unterscheiden sich nur in wenigen Punkten, welche aber für das Ergebnis entscheidend sein können. Die Standard-Delphi-Methode gestaltet sich wie folgt:
  • Einberufung der Experten
  • Projektbeschreibung
  • Definition und Erläuterung der Ziele
  • Ausgabe des Arbeitsformulars und Einschätzung seitens der Experten
  • Einsammeln der Ergebnisse ohne Diskussionsmöglichkeit der Teilnehmer
  • evtl. Einfügen von Kommentaren durch den Projektleiter
  • erneute Ausgabe der Formulare
  • Möglichkeit, die Antworten zu überdenken oder zu verfeinern
  • Wiederholung über so viele Runden, bis ein Konsens innerhalb der Toleranzschwelle erreicht wird
  • Bestimmung des Mittelwertes und Präsentation des Ergebnisses
Bei der Breitband-Delphi-Methode sind die Schritte grundsätzlich gleich. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass sich die Experten zwischen den einzelnen Runden austauschen dürfen und eine Diskussion gewünscht ist. Hierdurch soll das Verfahren beschleunigt werden und die Expertenrunde soll schneller zu einem Konsens gelangen.

Die Vor- und Nachteile der Delphi-Methode

Besonders die Breitband-Methode birgt die Gefahr, dass sich aufgrund der Möglichkeit des Austauschs und der Diskussion eine einheitliche Meinung bildet, die eventuell noch durch starke Persönlichkeiten innerhalb des Kreises verstärkt und beeinflusst wird. Symptome des Gruppenzwanges können auftreten. Zudem ist es fraglich, ob der mehrgängige Durchlauf tatsächlich Auswirkungen auf die Meinungsbildung im anonymen Verfahren hat, da die Experten häufig trotz Kritik bei ihrer ersten Meinung bleiben.

Auch ist unsicher, ob die Experten tatsächlich über so viel mehr Wissen verfügen, dass sie Prognosen für die Zukunft zielsicher treffen können. Bei der Themenfindung gilt es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Aus diesem Grund fehlt teilweise die Komplexität des Themenbereichs. Zudem tendieren Experten dazu, Ereignisse und deren Entwicklung zu überschätzen. Zuletzt birgt auch die Auswahl der Teilnehmer eine Beeinflussung. Konkrete Auswahlkriterien sind vorab nicht definiert.
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