Nachträgliche Preisnachlässe im Beschaffungsbereich


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Preisreduktion spielen in der Geschäftswelt eine besondere Rolle. Oft sind die Unternehmen im Beschaffungsbereich daran interessiert, besonders günstig ihre Werkstoffe zu beziehen, um auch dem Kunden diese Kostenvorteile bei ihren eigenen Produkten weitergeben zu können. Ein Grund dafür ist der häufig existierende Preiskampf zwischen konkurrierenden Unternehmen.

Derartige Preisnachlässe können einem Unternehmen, das im Business-to-Business Bereich als Kunde in Erscheinung tritt, gewährt werden, aufgrund von

  • Preisnachlässen die wegen Mängelrügen veranlasst werden
  • Bonusrabatte (Boni) bzgl. Treue- bzw. Umsatz- oder sonstige Rabatte
  • Skonto (Skonti)


Werden derartige Preisminderungen eingeräumt, wird selbstverständlich der Anschaffungs- bzw. Einkaufspreis der beschafften Werkstoffe gemindert. Durch diese nachträgliche Preisminderung ist auch die Vorsteuer zu mindern und entsprechend zu korrigieren.

Buchung nachträglicher Preisnachlässe

Um eine bessere Übersicht zu gewährleisten und zum Zwecke der Kalkulation sowie der s.g. Umsatzsteuerverprobung werden die gewährten Nachlässe zunächst auf einem Unterkonto des jeweiligen Bestandskontos erfasst bzw. verbucht.

Die nachfolgende Übersicht zeigt die Bestandskonten mit den dazugehörigen Unterkonten.

Bestandskonto -2000
Rohstoffe
(2010)
Vorprodukte / Fremdbauteile
-2020
Hilfsstoffe
-2030
Betriebsstoffe
(2280)
Waren
Unterkonto -2002
Nachlässe
-2012
Nachlässe
-2022
Nachlässe
-2032
Nachlässe
-2282
Nachlässe

Zum Monats- oder Jahresabschluss werden die jeweiligen Unterkonten über die zugehörigen Bestandskonten abgeschlossen.
Achtung: Würden die Nachlässe im Nachhinein nicht korrekt verbucht, wäre das ein grober Verstoß gegen die Vorschriften des Handelsgesetzbuches.

Beispiel: Am 12.03.2016 erhält die DJ-Metalery Rohstahl für 100.000,00 Euro netto auf Ziel von der Stahlbau Kunze GmbH geliefert. Gemäß der Rechnungsnummer 12554 führen die Buchhaltungsmitarbeiter der DJ-Metalery folgende Buchung durch:

(2000) Rohstoffe 100.000,00
(2600) Vorsteuer 19.000,00
an (4400) Verbindlichkeiten a. L.L. 119.000,00

Geht man davon aus, dass sich im Rohstofflager der DJ-Metalery Rohstoffe im Wert von 20.000,00 Euro befinden, dann sehen die Konten „(2000) Rohstoffe und (2600) Vorsteuer“ wie folgt aus:

Nachtr__gliche_Preisnachl__sse_T_Konten

In der Wareneingangskontrolle fällt auf, dass 10 Prozent der Ware in einem fehlerhaften Zustand ist, sodass die DJ-Metalery eine Mängelrüge z.Hd. der Stahlbau Kunze verfasst und den Mangel beanstandet:

Sehr geehrte Damen und Herren,
leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass zehn Prozent des von Ihnen gelieferte Rohstahles vom 12.03.2016 (Rg.‑Nr. 12554) in einem nicht verarbeitungsfähigem Zustand sind. Aufgrund der Mangelhaftigkeit bitten wir um nachträgliche Preisreduktion.

Mit freundlichen Grüßen

(Kerst Wareneingangskontrolle)
DJ-Metalery




Die Stahlbau Kunze erstellt daraufhin am 15.03.2016 die folgende Gutschriftanzeige und faxt diese direkt an die DJ-Metalery:

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir bedauern ausdrücklich die mangelhaft gelieferten Anteile unserer Lieferung vom 12.03.3016 und erstellen damit die folgende Gutschrift

10 % von 100.000,00 10.000,00
+ 19 % Umsatzsteuer 1.900,00
Gutschrift 11.900,00

In der Hoffnung Ihrer Mängelrüge damit gerecht geworden zu sein, verbleiben wir

Mit freundlichen Grüßen
Claudia Heinz
(Stahlbau Kunz)


Die Mitarbeiter der DJ-Metalery müssen nun die Gutschriftanzeige der Stahlbau Kunz GmbH entsprechend verbuchen. Dazu muss der Netto-Gutschriftbetrag auf dem Konto „(2002) Nachlässe“ (für Rohstoffe) erfasst, als auch der Betrag auf dem Konto „(2600) Vorsteuer“ korrigiert werden. Das ist auch absolut logisch, denn wenn der Warenwert (der im Beispiel aufgezeigten Rohstoffe) geringer wird, muss auch die auf diesen Betrag entfallene Vorsteuer geringer werden, da diese prozentual (19%) vom Warenwert ermittelt wird.

Die DJ-Metalery führt nun die folgende Buchung durch:
(4400) Verbindlichkeiten 11.900,00
an (2002) Nachlässe 10.000,00
an (2600) Vorsteuer 1.900,00

Die Konten (2000) Rohstoffe, (2002) Nachlässe, (2600) Vorsteuer und (4400) Verbindlichkeiten haben nun folgendes Erscheinungsbild:

Nachtr__gliche_Rohstoffe

Am Monatsende (31.03.2016) soll nun das Konto (2002) Nachlässe über das entsprechende Bestandskonto (2000) Rohstoffe abgeschlossen werden, dazu erfolgt folgende Buchung:

(2002) Nachlässe für Rohstoffe an (2000) Rohstoffe 10.000,00
Die Konten (2000) Rohstoffe und (2002) Nachlässe haben nun folgendes Erscheinungsbild.

Nachtr__gliche_Nachl__sse

Bitte beachten Sie, dass der Kontenabschluss formal nicht ganz korrekt ist, da für die hiesige Darstellung ein Tabellenkalkulationsprogramm genutzt wurde. Die Werte sind selbstverständlich korrekt, die Linienführungen, speziell das Unterstreichen beim Abschluss, muss in der Praxis etwas anders aussehen.


Zusammenfassung und Beispiele nachträglicher Preisnachlässe

Werden nachträglich Preisnachlässe im Beschaffungsbereich gewährt, muss es einen vorliegenden Geschäftsfall geben, auf den die Nachlässe gewährt werden. Ein solcher Geschäftsfall kann z.B. eine Lieferung von (teilweise) mangelhaften Werkstoffen sein.
Nachdem der Kunde den Mangel beanstandet und der Lieferant eine Gutschrift in Form eines Preisnachlasses erstellt hat, kann der Mangel auf dem entsprechenden Unterkonto (Nachlässe) des entsprechenden Bestandskontos (z.B. Rohstoffe) verbucht werden. Am Monats- oder Jahresabschluss muss das jeweilige Nachlasskonto über das zugehörige Bestandskonto abgeschlossen werden.

Beispiel 1


Die DJ-Metalery kauft Schweißdraht für 50.000,00 Euro netto, der Buchungssatz lautet
(2020) Hilfsstoffe 50.000,00
(2600) Vorsteuer 9500,00 an (4400) Verbindlichkeiten 59.500,00

Aufgrund langjähriger positiver Zusammenarbeit mit dem Hilfsstofflieferanten erhält die DJ-Metalery nachträglich 5 Prozent Rabatt. Folgende Buchung ist durchzuführen

(4400) Verbindlichkeiten 2975,00
an (2022) Nachlässe 2.500,00
an (2600) Vorsteuer 475,00

Der Abschluss des Unterkontos (2022) Nachlässe über das Bestandskonto (2020) Hilfsstoffe erfolgt wie folgt, sofern angenommen wird, dass in der betrachteten Periode (Monat oder Jahr) keine weiteren Nachlässe für Hilfsstoffe bei der DJ-Metalery erfasst werden.

(2022) Nachlässe an (2020) Hilfsstoffe 2500,00

Beispiel  2



Von der KLS-KG erhält die DJ-Metalery 10 Dosen Schmieröle zu je 100,00 Euro zum Betreiben der Schweißroboter. Die gesamte Betriebsstoffrechnung beläuft sich also auf 1.000,00 netto, sodass folgende Buchung von den Mitarbeitern der DJ-Metalery durchzuführen ist.

(2030) Betriebsstoffe 1.000,00
(2600) Vorsteuer 190,00 an (4400) Verbindlichkeiten 1.190,00

In der Wareneingangskontrolle fällt auf, dass zwei Dosen Rost aufweisen und dieser Rost auch innen in der Dose aufgetreten ist, welcher das Öl unbrauchbar macht, sodass die DJ-Metalery den Mangel beanstandet und die KLS-KG eine Gutschrift über die zwei Dosen i.H.v. 200,00 Euro netto erstellt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DJ-Metalery haben folgende Buchung durchzuführen.

(4400) Verbindlichkeiten 238,00 (= 2 ⋅ 100 (preis für eine Dose) + 19 % (Umsatzsteuer))
an (2032) Nachlässe 200,00
an (2600) Vorsteuer 38,00

Der Abschluss des Unterkontos (2032) Nachlässe über das Bestandskonto (2030) Betriebsstoffe erfolgt wie nachfolgend dargestellt, sofern angenommen wird, dass in der betrachteten Periode (Monat oder Jahr) keine weiteren Nachlässe für Betriebsstoffe bei der DJ-Metalery erfasst werden.

(2032) Nachlässe an (2030) Betriebsstoffe 200,00


Beispiel 3

Ein Automobilhersteller bezieht die Knöpfe für die Steuerung der elektrischen Fensterheber von einem Automobilzulieferer. Die aktuelle Rechnung beläuft sich auf 5.000,00 Euro netto. Folgende Buchung haben die Mitarbeiter des Automobilherstellers durchzuführen.

(2010) Vorprodukte / Fremdbauteile 5.000,00
(2600) Vorsteuer 950,00 an (4400) Verbindlichkeiten 5.950,00

Zwei Tage Später erhält der Automobilhersteller vom Zulieferer einen Rabatt aufgrund langjähriger guter Zusammenarbeit i.H.v. 3 % auf den Gesamtrechnungsbetrag. Folgende Buchung haben die Mitarbeiter beim Automobilhersteller aufgrund des gewährten Rabattes durchzuführen:

(4400) Verbindlichkeiten 178,50 (=5000,00⋅ 3%*119%)
an (2012) Nachlässe 150,00 (=5000,00⋅ 3%)
an (2600) Vorsteuer 28,50 (=5000,00⋅ 3%*19%)

Der Abschluss des Unterkontos (2012) Nachlässe über das Bestandskonto (2010) Vorprodukte / Fremdbauteile erfolgt wie nachfolgend dargestellt, sofern angenommen wird, dass in der betrachteten Periode (Monat oder Jahr) keine weiteren Nachlässe für Vorprodukte / Fremdbauteile erfasst werden.

(2012) Nachlässe an (2010) Vorprodukte / Fremdbauteile 150,00
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